Die Nordatlantische Umwälzströmung (AMOC), zu der der Golfstrom gehört, schwächt sich ab. Eine Studie des Exzellenzclusters CLICCS der Universität Hamburg und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, veröffentlicht in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“, zeigt, dass dies bis zum Jahr 2100 Billionenkosten verursachen könnte. Das schmelzende Arktiseis verlangsamt die AMOC, reduziert die CO₂-Aufnahme der Ozeane, infolgedessen verstärkt sich die Erderwärmung. Klimamodelle zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen AMOC-Abschwächung und CO₂-Aufnahme.
Die Nordatlantische Umwälzströmung – kurz AMOC für Atlantic Meridional Overturning Circulation, leitet warmes Wasser aus den Tropen nach Norden und lässt kaltes Wasser zurück in den Süden fließen. So wirkt sie als Heizkörper für das Klima Europas. Dass sie seit Jahrzehnten an Kraft verliert, bewertete die Wirtschaftsforschung bisher als vorteilhaft, weil dies die Nordhalbkugel in Zeiten der Erderhitzung abkühlen könnte. „Die AMOC-Abschwächung würde jedoch den Klimawandel weiter beschleunigen“, erklärt Felix Schaumann, Doktorand im Bereich Nachhaltigkeitsökonomik an der Universität Hamburg und Co-Autor der Studie, die jetzt im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht wurde.
Bekannt war bereits: Durch das schmelzende Eis der Arktis gelangen riesige Mengen Süßwasser in die Ozeane. Das so verdünnte und weniger salzige Meerwasser ist weniger dicht und sinkt nicht mehr so leicht ab, deswegen verlangsamt sich die AMOC. Nun konnten Schaumann und sein Kollege Eduardo Alastrué de Asenjo vom Max-Planck-Institut für Meteorologie zeigen: Infolgedessen wird auch weniger CO₂ von der Meeresoberfläche in die Tiefe des Meeres transportiert. Es verbleibt mehr CO₂ in der Atmosphäre und verstärkt die globale Erwärmung.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass frühere Studien zur AMOC-Abschwächung die Folgen wahrscheinlich unterschätzt haben“, sagt Schaumann. Global gesehen würden durch den weiter beschleunigten Klimawandel häufigere und extremere Wetterereignisse wie Hitze, Dürre und Überschwemmungen auftreten. Dadurch würden die gesellschaftlichen Kosten von CO₂ steigen. Diese Kosten spiegeln die Schäden wider, die durch den Ausstoß von CO₂ verursacht werden. Dieser Effekt könnte die positiven wirtschaftlichen Effekte der durch die AMOC-Abschwächung verursachten Abkühlung aufwiegen.
Die Ergebnisse basieren auf einem globalen Klimarechenmodell, kombiniert mit einer weiteren, auf wirtschaftliche Folgekosten spezialisierten Modellierung. Diese errechnet auf Grundlage des voraussichtlichen CO₂-Gehalts der Atmosphäre die Folgekosten von Klimaschäden. Damit erstellten die Forschenden ein Szenario, das von einer CO₂-Entwicklung ohne AMOC-Effekt ausgeht und ein weiteres, das unterschiedliche Abschwächungsgrade einbezieht. So konnten sie zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Stärke der Atlantischen Strömung und der Menge an Kohlenstoff gibt, welche die Ozeane aufnehmen.
Felix Schaumann
Universität Hamburg
Exzellenzcluster Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS)
Tel.: +49 40 42838 3223
E-Mail: felix.schaumann@uni-hamburg.de
Felix Schaumann, Eduardo Alastrué de Asenjo (2025): Weakening AMOC reduces ocean carbon uptake and increases the social cost of carbon. Proceedings of the National Academy of Sciences, DOI: 10.1073/pnas.2419543122
https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2419543122
https://www.cliccs.uni-hamburg.de/ Mehr zum Exzellenzcluster CLICCS der Universität Hamburg
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CEN Climate Visualization Laboratory
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geowissenschaften, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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