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28.02.2025 14:56

Mehr Lebensqualität für Darmkrebspatienten

Marcus von Husen Pressestelle
Deutsche Krebshilfe

    Darmkrebs ist mit knapp 55.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland. Die wichtigste Behandlungsform dafür ist die operative Entfernung des Tumors. Viele Patienten leiden danach an teilweise schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Verdauung – oft über mehrere Jahre. Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und am Universitätsklinikum in Köln starten nun die LEONORA-Studie mit dem Ziel, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 700.000 Euro.

    Der menschliche Körper besteht aus etwa 30 Billionen Zellen. Ungefähr genauso groß ist auch die Zahl der Bakterien und anderer Mikroorganismen, die unseren Körper bevölkern. Diese sind zwar um einiges kleiner als unsere Körperzellen, jedoch haben auch sie lebenswichtige Funktionen. Zum Beispiel halten sie Krankheitserreger fern, stellen Nährstoffe her und tragen zur Ausbildung des Immunsystems bei. Die Gesamtheit aller Mikroorganismen wird als Mikrobiom bezeichnet. Ein Großteil des Mikrobioms lebt im Darmtrakt und bildet dort die sogenannte Darmflora.

    Folgen der Therapie für die Verdauung und das Immunsystem
    Für eine normale Verdauung ist eine gesunde Darmflora essenziell – und dementsprechend ein Gleichgewicht vieler unterschiedlicher Mikroorganismen. Die Darmkrebstherapie beeinträchtigt dieses Gleichgewicht. Nach der chirurgischen Entfernung des Tumors erhalten die meisten Patienten Antibiotika, um Entzündungen vorzubeugen. Diese Medikamente töten aber nicht nur schädliche Bakterien ab, sondern auch Teile der Darmflora. Im Anschluss an eine Operation wird oft eine Chemotherapie eingesetzt, um im Körper verbliebene Krebszellen abzutöten. Auch sie verändert die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm. In der Folge leiden viele Darmkrebspatienten an Verdauungsproblemen wie Durchfall, Verstopfung und Blähungen, die oft auch mit Schmerzen einhergehen – während und teilweise auch noch viele Jahre nach der Therapie. Zudem ist eine gesunde Darmflora wichtig für das Immunsystem, sodass es vermehrt zu Infektionen kommen kann. Insbesondere Wundinfektionen nach der Darmkrebsoperation können die Patienten stark belasten.

    Die Darmflora aufforsten
    Mit der sogenannten LEONORA-Studie wollen die Projektleiter Professor Dr. Ben Schöttker, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, und PD Dr. Lena Biehl, Universitätsklinikum Köln, diese Nebenwirkungen bekämpfen. Dafür setzen die Wissenschaftler sogenannte Synbiotika ein. Diese Medikamente bestehen aus einer Mischung von lebenden Mikroorganismen und Stoffen, von denen diese sich ernähren. „Wir verabreichen der Hälfte der Studienteilnehmer im Anschluss an ihre Darmkrebsoperation über zwölf Wochen täglich eine Kapsel mit zwölf Bakterienstämmen und ein Pulver zur Ernährung der Bakterien, das in einem Glas Wasser aufgelöst getrunken wird. Die andere Hälfte bekommt ein Scheinpräparat ohne Bakterien und der Vergleich der beiden Gruppen wird uns zeigen, wie stark sich die Lebensqualität durch eine Stärkung der Darmflora verbessern lässt“, so Biehl. Neben einer verbesserten Lebensqualität und geringeren Infektanfälligkeit der Darmkrebspatienten könnte die Studie auch Ergebnisse zu einer effektiveren Behandlung liefern: „Es gibt Hinweise darauf, dass einige Mikroorganismen krebshemmend wirken und das Ansprechen auf bestimmte Krebstherapien verbessern können“, so Schöttker.

    Dr. Franz Kohlhuber, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe betont den einzigartigen Charakter der Studie: „Die LEONORA-Studie ist weltweit die größte ihrer Art, die eine Verbesserung der Lebensqualität von Darmkrebspatienten durch Synbiotika untersucht. Die Ergebnisse könnten eine hohe Relevanz für die Behandlung dieser Krebsart und die vielen davon betroffenen Menschen haben.“


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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