idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.03.2025 11:15

CO2 in Brennstoff umwandeln – mit Hilfe von Batterieabfällen

Dr. Florian Aigner PR und Marketing
Technische Universität Wien

    Upcycling als Klima-Game-Changer: Aus alten Batterien und Alufolie-Resten wurde an der TU Wien ein Nanokatalysator erzeugt, mit dem sich CO2 aus der Luft in wertvolles Methan umwandeln lässt.

    Batterieabfälle sind ein ernstes Umweltproblem: Sie enthalten Substanzen, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Ökosysteme gefährden. Gleichzeitig sind in ihnen aber auch wertvolle Materialien wie Nickel enthalten, die wir dringend brauchen – etwa für die Produktion neuer Batterien. Bessere Recyclingmethoden für Batterien sind daher dringend nötig.

    An der TU Wien gelang es nun, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem man Nickel aus gebrauchten Nickel-Metallhydrid-Batterien rückgewinnen kann. Doch damit nicht genug: Aus diesen Batterieabfällen und gebrauchter Alufolie, wie man sie in der Küche verwendet, gelang es einen Nanokatalysator herzustellen, der CO2 aus der Luft in wertvolles Methan umwandelt. Auf diese Weise kann man einerseits das Müllproblem verringern und gleichzeitig einen klimaneutralen Brennstoff gewinnen.

    Batterie-Recycling: Wichtig für Umwelt und Wirtschaft

    „Moderne Batterien, wie etwa Nickel-Metallhydrid (Ni-MH) und Lithium-Ionen-Batterien, bestehen aus verschiedenen Komponenten, was Recycling- und Verwertungsprozesse technologisch anspruchsvoll macht“, sagt Prof. Günther Rupprechter vom Institut für Materialchemie der TU Wien, Leiter des Forschungsprojekts. „Eine unsachgemäße Entsorgung kann zu chemischen Lecks, Bränden und Umweltverschmutzung führen.“

    Die Rückgewinnung von Nickel aus gebrauchten Ni-MH-Batterien ist auch wirtschaftlich höchst bedeutsam: In der EU könnten Altbatterien und Schrott aus der Batterieproduktion bis 2030 ca. 16 % des benötigten Nickels liefern, was für die Ausstattung von jährlich 1,3 bis 2,4 Millionen Elektrofahrzeugen (EVs) ausreicht.

    Trotz dieses Potenzials betragen die derzeitigen Recyclingkapazitäten in der EU und im Vereinigten Königreich nur etwa ein Zehntel dessen, was bis 2030 erforderlich ist. Investitionen in die Recyclinginfrastruktur sind daher nötig.

    Upcycling: Von der Abfallverwertung zur CO2-Abscheidung

    "Wiederverwertung ist ein wichtiger Schritt, aber noch größere Wirkung kann durch das Upcycling von Nickel zu Katalysatoren erzielt werden, die in der Lage sind, Brennstoffe herzustellen", sagt Dr. Qaisar Maqbool, Erstautor der Studie.

    Das Team extrahierte Nickel aus gebrauchten Ni-MH-Batterien und stellte Aluminiumoxid aus gebrauchter Alufolie her. Diese Materialien wurden dann auf umweltschonende Weise – nach Methoden der grünen Chemie – in einen leistungsstarken Nanokatalysator umgewandelt.

    "Unser Nanokatalysator besteht zu 92-96 % aus Aluminiumoxid und zu 4-8 % aus Nickel, das ist optimal, um das Treibhausgas CO2 zusammen mit Wasserstoff in Methan umzuwandeln“, erklärt Günther Rupprechter. Das Verfahren erfordert weder hohen Druck noch hohe Temperaturen, der Katalysator funktioniert bei normalem Atmosphärendruck und einer leicht erreichbaren Temperatur von 250°C.

    Vom Treibhausgas zu sauberer Energie

    Damit steht eine Methode zur Verfügung, CO2 auf klimaneutrale Weise in einen wertvollen Brennstoff zu verwandeln: Methan spielt etwa in der Industrie als Energieträger eine wichtige Rolle. "Nun wollen wir untersuchen, wie sich dieses Verfahren für technologische Anwendungen hochskalieren lässt", sagt Prof. Günther Rupprechter. "Wir glauben, dass dieser Ansatz die nachhaltige Brennstoffproduktion verändern kann. Unser Ansatz zeigt einen Lösungsweg für das Klimaproblem auf – und das auf eine Weise, die gleichzeitig auch hilft, ein drängendes Abfallproblem zu lösen.“

    Auch Recyclingmaterial lässt sich recyceln

    Bei vielen Katalysatoren kommt es im Lauf der Zeit zu einer Deaktivierung – weil sich der Katalysator irgendwann strukturell verändert oder durch Anlagerung von Fremdmaterialien weniger effektiv wird. Eine solche Deaktivierung hat man bei der Studie nicht festgestellt. Trotzdem war es dem Team wichtig, in geschlossenen Kreisläufen zu denken und gleich mitzubedenken, wie auch der Katalysator selbst recycelt werden kann.

    "Um den Nachhaltigkeitskreislauf zu schließen, kann man die verbrauchten Katalysatoren wieder in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegen, um wiederverwendet zu werden", sagt Dr. Qaisar Maqbool. Dies stellt sicher, dass der gesamte Prozess umweltfreundlich bleibt und die Abfallmenge minimiert wird.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Günther Rupprechter
    Institut für Materialchemie
    Technische Universität Wien
    +43 1 58801 165100
    guenther.rupprechter@tuwien.ac.at


    Originalpublikation:

    Upcycling Hazardous Waste into High-Performance Ni/η-Al2O3 Catalysts for CO2 Methanation
    Qaisar Maqbool, Hamilton Uchenna Aharanwa, Michael Stöger-Pollach, Günther Rupprechter
    Green Chemistry, https://doi.org/10.1039/D4GC05217J


    Bilder

    Michael Stöger-Pollach, Hamilton Uchenna Aharanwa, Qaisar Maqbool, Günther Rupprechter (v.l.n.r)
    Michael Stöger-Pollach, Hamilton Uchenna Aharanwa, Qaisar Maqbool, Günther Rupprechter (v.l.n.r)
    TU Wien
    TU Wien

    Umwandlung von Batterie-/Aluminiumabfällen in Nanokatalysatoren für die Methanproduktion (Brennstoff) und Recycling von verbrauchten Nanokatalysatoren zu Katalysatorvorstufen.
    Umwandlung von Batterie-/Aluminiumabfällen in Nanokatalysatoren für die Methanproduktion (Brennstoff ...
    TU Wien
    TU Wien


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Michael Stöger-Pollach, Hamilton Uchenna Aharanwa, Qaisar Maqbool, Günther Rupprechter (v.l.n.r)


    Zum Download

    x

    Umwandlung von Batterie-/Aluminiumabfällen in Nanokatalysatoren für die Methanproduktion (Brennstoff) und Recycling von verbrauchten Nanokatalysatoren zu Katalysatorvorstufen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).