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06.03.2025 10:00

PM aus dem Kopernikus-Projekt Ariadne: Report zeigt kosteneffiziente Pfade zur Klimaneutralität 2045 in Deutschland

Celine Koch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

    06.03.2025 - Die neue Bundesregierung formiert sich noch, es scheint aber klar: Das Ziel Klimaneutralität 2045 bleibt. Wie viel dieses Ziel kostet, haben Forschende des Kopernikus-Projekts Ariadne berechnet. Demnach werden die nötigen Investitionen zum Großteil durch Minderausgaben für fossile Energieträger ausgeglichen. Der Zusatzaufwand der Transformation lässt sich durch kosteneffizienten Klimaschutz je nach Szenario auf jahresdurchschnittlich 16 bis 26 Milliarden Euro bis 2045 begrenzen, 0,4 bis 0,7 Prozent der aktuellen Wirtschaftsleistung. Die europäische Integration spielt eine Schlüsselrolle, um die Kosten zu minimieren.

    Der umfangreiche Szenarienreport von sechs an Ariadne beteiligten Instituten gibt der nächsten Regierung wichtiges Orientierungswissen für Deutschlands Zukunft an die Hand. „Die Dekarbonisierung, also die Abkehr von Öl, Kohle und Gas, erfordert einen tiefgreifenden Umbau unserer Wirtschaft. Dieser Umbau führt zu jährlichen Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe“, sagt Gunnar Luderer, Leiter des Energy Transition Lab am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Vizechef des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts Ariadne. „Aber Brutto-Investitionen sollten nicht mit Netto-Kosten verwechselt werden. Wenn der Umstieg auf innovative und effiziente Technologien konsequent fortgeführt wird und diese intelligent vernetzt werden, ergeben sich hohe Einsparungen bei fossiler Energie.“ Demnach biete die Energietransformation die Chance, Deutschland und Europa fit für wichtige Zukunftsmärkte zu machen.

    Es geht um den Übergang in ein moderneres und effizienteres Energiesystem, ohne die hohen laufenden Brennstoff-Ausgaben. Und die von Deutschland verursachten Klimaschadenskosten der Jahre 2025 bis 2045 werden dadurch mehr als halbiert. Die Forschenden vergleichen verschiedene Szenarien, die sich im Wasserstoffbedarf, im Grad der direkten Nutzung von Strom und in der generellen Höhe der Energienachfrage unterscheiden.

    Brutto, die Einsparung bei fossilen Energieträgern noch nicht gegengerechnet, führt die Energiewende zu Investitionen von jahresdurchschnittlich 116 bis 131 Milliarden Euro bis 2045 für Erneuerbare Energien, Energienetze, energetische Sanierung und die Elektrifizierung von Industrieproduktion, Gebäudewärme und Straßenverkehr. Davon werden 95 Milliarden bereits durch bis heute beschlossene Maßnahmen induziert. Ein Großteil der Investitionen wird aus privaten Mitteln finanziert werden, der Staat wird vor allem bei Infrastruktur, bei der Markteinführung neuer CO2-neutraler Technologien und zur Minderung von Mehrbelastungen bei den privaten Haushalten eine Rolle spielen.

    Elektrifizierung und Flexibilisierung sind wichtige Säulen der Klimaneutralität

    Die Elektrifizierung stellt in den meisten Sektoren eine kosteneffiziente Klimaschutzoption dar. Entsprechend wird Strom zum wichtigsten Energieträger. Der Anteil von Wind- und Sonnenenergie im Strommix steigt bis 2035 je nach Szenario auf 84 bis 91 Prozent. Der Großhandelsstrompreis stabilisiert sich langfristig bei einem Jahresmittelwert von 70 bis 80 Euro pro Megawattstunde. Zeitvariable Strompreise schaffen Anreize für einen flexibilisierten Verbrauch. „Auch regionale Strompreise tragen zur Kosteneffizienz bei”, sagt Tom Brown von der TU Berlin und Ko-Leiter des Arbeitspaketes „Szenarien und Pfade“ bei Ariadne. „In Kombination mit einer integrierten Systemplanung und mehr Freileitungen lassen sich bei den bis 2045 notwendigen Investitionen in das Übertragungsnetz etwa 92 Milliarden Euro sparen und so die Ausgaben für alle Endkunden in Deutschland senken.”

    Die deutsche Energiewende funktioniert nur in europäischer Kooperation. Da die Themen Flexibilität und Versorgungssicherheit mehr denn je in den Fokus rücken, bildet der Stromaustausch mit europäischen Nachbarländern eine wichtige Säule eines kosteneffizienten Energiesystems. Ein Großteil der Investitionen muss daher in den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Stromnetze fließen. Dunkelflauten sowie verbraucherseitige Schwankungen können durch Backupkraftwerke und Speichertechnologien wie Batterien ausgeglichen werden. Wichtig ist auch der Aufbau eines europäischen Wasserstoffnetzes. Zudem ist die Lenkungswirkung des Europäischen Emissionshandels und dessen Ausweitung auf bisher nicht abgedeckte Sektoren entscheidend für kosteneffizienten Klimaschutz.

    In der Industrie erwartet der Ariadne-Szenarienreport Mehrbelastungen vor allem durch höhere Betriebskosten in nicht oder nur schwer elektrifizierbaren Bereichen. Das betrifft vor allem die Grundstoffindustrie sowie den Flug- und Schiffsverkehr. Als Ersatz für fossile Energie muss dort auf Wasserstoff oder E-Fuels zurückgegriffen werden. Mehr Materialeffizienz und Recycling können Kosten in der Produktion einsparen. Und erste Verarbeitungsschritte der energieintensiven Industrie, zum Beispiel der Stahlerzeugung und der Grundstoffchemie, können in Länder mit Potenzialen für günstigeren erneuerbaren Strom verlagert werden.

    Produktion, Wärme und E-Autos: In neue Technologien investieren und langfristig sparen

    Mit je nach Szenario 41 bis 50 Milliarden Euro pro Jahr macht die Wärmewende im Gebäudesektor einen großen Anteil der Investitionsbedarfe aus. Zusatzkosten entstehen hier vor allem durch notwendige Gebäudesanierungen. Wärmepumpen können dagegen, über den kompletten Lebenszyklus, Raumwärme in der Regel günstiger bereitstellen als fossile Heizsysteme: höheren Anschaffungskosten stehen niedrigere laufende Kosten gegenüber.

    Auch der beschleunigte Umstieg auf Elektromobilität ist laut den Forschenden kosteneffizienter, er ist auch eine industriepolitische Chance. Spätestens 2030 rechnet sich ein Elektro-Fahrzeug gegenüber einem Verbrenner für fast alle Endnutzerinnen und Endnutzer wegen der geringeren Ausgaben für Energie und Wartung. In 2030 erreichen batterieelektrische Pkw und Lkw in Deutschland ein Marktvolumen von 80 Milliarden Euro pro Jahr.

    Die Studie zeigt auch, dass die Kosten des Klimaschutzes stark durch die Entwicklung der Energienachfrage beeinflusst werden: Gelingt es, durch klimafreundliches Verbraucherverhalten die Energienachfrage zu senken und schneller auf Klimaschutztechnologien umzusteigen, könnten die Energiekosten-Einsparungen die Klimaschutzkosten sogar übersteigen.

    Klimainvestitionen sichern Deutschlands Zukunft als Wirtschaftsstandort

    Der Report zieht das Fazit: Die Investitionen in die Energiewende bieten für Deutschland die Chance, die Wirtschaft zu modernisieren. Beim Export grüner Technologien kann das Land eine Vorreiterrolle einnehmen und so seine Wettbewerbsfähigkeit sichern. Große Potenziale bieten E-Autos, Wärmepumpen, Elektrolyseure, Batterie- und Wärmespeicher, Windkraftanlagen sowie Steuerungseinheiten für smarte Integration und Flexibilisierung. Hielte Deutschland hingegen an fossilen Energieträgern fest, dann büßte es nicht nur seine Klimaziele, sondern auch seine Wettbewerbsfähigkeit ein. Der Report weist den Weg in eine klimaneutrale Zukunft mit Wohlstand.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Die Energiewende kosteneffizient gestalten - Szenarien zur Klimaneutralität 2045 (2025): Gunnar Luderer (Hrsg.), Frederike Bartels (Hrsg.), Tom Brown (Hrsg.), Clara Aulich, Falk Benke, Tobias Fleiter, Fabio Frank, Helen Ganal, Julian Geis, Norman Gerhardt, Till Gnann, Alyssa Gunnemann, Robin Hasse, Andrea Herbst, Sebastian Herkel, Johanna Hoppe, Christoph Kost, Michael Krail, Michael Lindner, Marius Neuwirth, Hannah Nolte, Robert Pietzcker, Patrick Plötz, Matthias Rehfeldt, Felix Schreyer, Toni Seibold, Charlotte Senkpiel, Dominika Sörgel, Daniel Speth, Bjarne Steffen, Philipp C. Verpoort. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam.

    Pressekontakt:

    Maria Bader | Leitung Kommunikation Ariadne
    Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
    Telefon: +49 (0)30 3385537 365 | Email: ariadne-presse@pik-potsdam.de

    Celine Koch | Kommunikation Ariadne
    Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
    Telefon: +49 (0)30 3385537 361 | Email: ariadne-presse@pik-potsdam.de

    Kontakt ins Projekt
    Dorothe Ilskens | Leitung Ariadne-Geschäftsstelle
    Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
    +49 (0)331 288 20775 | Email: ilskens@pik-potsdam.de

    Wer ist Ariadne? Im Konsortium von 27 wissenschaftlichen Partnern führt das Kopernikus-Projekt Ariadne durch einen gemeinsamen Lernprozess mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, erforscht Optionen zur Energiewende und stellt politischen Entscheidern wichtiges Orientierungswissen bereit.


    Originalpublikation:

    Weblink: https://ariadneprojekt.de/publikation/report-szenarien-zur-klimaneutralitat-2045...


    Weitere Informationen:

    http://ariadneprojekt.de/ | Folgen Sie dem Ariadnefaden auf Bluesky @ariadneprojekt.bsky.social und LinkedIn @Kopernikus-Projekt Ariadne


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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