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07.03.2025 13:15

Bessere Startrampe für Professorinnen: Juristin Prof. Dr. Antje Tölle über ihren Karriereweg zur Professur

Sylke Schumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin

    Juristin Dr. Antje Tölle blieb ihrem Fachgebiet treu, wechselte dann vor fünf Jahren die Branche und wurde Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Sie startete ihren Karriereweg Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften über das Professorinnenprogramm von Bund und Ländern.

    Zur Person

    Dr. Antje Tölle ist Professorin für Zivilrecht für die Öffentliche Verwaltung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). Ihre Berufung erfolgte im Rahmen des Professorinnenprogramms, gefördert durch das Berliner Chancengleichheitsprogramm. Sie ist Expertin unter anderem auf dem Gebiet des Agrarrechts und forscht zur Governance und Transparenz in der öffentlichen Verwaltung. Sie ist Leiterin des Studiengangs „Recht für die öffentliche Verwaltung“ und Vorsitzende des Zentralen Wahlvorstands der HWR Berlin.

    Frau Professor Tölle, der 1. März 2025 war ein besonderer Tag. Sie kamen vor genau fünf Jahren über das Professorinnenprogramm an die Hochschule. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

    Es war tatsächlich eine spannende Reise. Ich habe mich damals auf eine Professur beworben, die über das Professorinnenprogramm eingerichtet wurde. Seit dem 1. März bin ich nun auf einer "ganz normalen" Professur, die über den regulären Haushalt der Hochschule finanziert wird. Das Programm hat mir definitiv einen Vorteil verschafft, den ich als "bessere Startrampe" bezeichnen würde.

    Inwiefern war das eine „bessere Startrampe“?

    Die Professuren über das Professorinnenprogramm haben einige zusätzliche Vorteile, wie beispielsweise eine studentische Hilfskraft, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter und die Übernahme bestimmter zusätzlicher Sachkosten, zum Beispiel für Dienstreisen. Das macht die Stelle attraktiver und besser ausgestattet als normale HAW-Professuren – zumindest für eine gewisse Zeit.

    Wie hat sich das positiv auf Ihre Laufbahn ausgewirkt und bringt der Hochschule etwas?

    Ich war als Akademische Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig und hatte dort davon gehört – wusste also schon um die Vorteile. Das war für mich auf jeden Fall ein extra Anreiz für die Bewerbung auf die ausgeschriebene Professur. Das Programm fungiert als eine Art Inkubator. Es zeigt, wie produktiv eine Professur und neue Professorinnen an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften sein können, wenn man nicht zusätzlich zum Aufbau der Lehre in der Startphase solche Hilfen selbst organisieren muss. Die zusätzlichen Mittel ermöglichen es, sich besser auf die eigentlichen Aufgaben zu konzentrieren – vor allem in der Lehre und auch in der Forschung. Und das sind viele.

    Wie wichtig ist solche eine spezielle Förderung von Frauen für die Gleichstellung in der Wissenschaft?

    Es ist enorm wichtig, dass dieses Programm weiterläuft. Frauen sind in der akademischen Welt immer noch unterrepräsentiert. Zwar gibt es auch Fachgebiete, in denen viele Frauen lehren und forschen, aber insgesamt ist hier noch viel Luft nach oben. Das Programm bietet eine wichtige Unterstützung auf dem Weg zur Professur – zumal einer Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften. Viele Jungakademiker*innen haben diese gar nicht auf dem Radar, weil sie in Universitäten sozialisiert wurden.

    Sie waren auch Testimonial für die Evaluation des Programms. Bleiben bei den beschriebenen Vorteilen noch Wünsche offen?

    Ich würde mir ein Netzwerk aus und für Frauen wünschen, die ebenfalls im Rahmen des Professorinnenprogramms ihre Karriere als Professorin gestartet haben. Der Austausch und die gegenseitige Unterstützung könnten sehr wertvoll sein. Und wir könnten unsere Erfahrung weitergeben an die, die nach uns kommen.

    Welche konkreten Vorteile hat das Programm für die wissenschaftliche Arbeit?

    Die Sachmittel aus dem Programm ermöglichen zum Beispiel die Publikation von wissenschaftlichen Aufsätzen in Fachliteratur, auch in Disziplinen, wo Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dafür bezahlen müssen. Es ist eine Unterstützungsleistung, die es erleichtert, in die Produktion von Drittmitteln reinzukommen. Solche Unterstützung kann übrigens jeder Mensch gebrauchen, unabhängig vom Geschlecht.

    Wie blicken Sie auf Ihre Entscheidung für diesen Karriereweg zurück?

    Ich bin nach wie vor sehr froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Die zusätzliche Starthilfe durch das Programm war sehr wertvoll. Ich schätze die Flexibilität der Arbeitszeit und die Möglichkeit, im Rahmen der Gegebenheiten zu entscheiden, womit ich mich wissenschaftlich beschäftige. Das gleicht die Nachteile aus, die zum Beispiel durch die im Vergleich zu Universitäten doppelt so hohe Lehrbelastung an HAWs gegeben sind.

    Was macht für Sie den besonderen Reiz des Berufs der Professorin aus?

    Ich bin eine eigenständige Denkerin und mache super gerne Forschung. Die Wissenschaft bietet mir die Möglichkeit zum Perspektivwechsel, zum Beispiel kann ich jetzt Gutachten erstellen – für meine Kolleginnen und Kollegen in der Justiz. Die Professur gibt mir Gelegenheit, Wissenschaft anders darzustellen und die Forschungslandschaft, die man erlebt, zu gestalten. Zudem kann man Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im frühen Karrierestadium unterstützen. Und man kann Herausgeberin von wissenschaftlichen Zeitschriften werden. An erster Stelle steht aber natürlich die Lehre.

    Lehre als ein Herzstück Ihrer Arbeit – kann man „trockene“ Rechtsthemen lebendig vermitteln?

    Auf jeden Fall! Es macht mir unglaublich viel Spaß, mit jungen Menschen zu arbeiten und ihr Interesse für die Rechtswissenschaften zu wecken. Ich versuche, meine Begeisterung für das Fach zu vermitteln und gleichzeitig den Stoff so aufzubereiten, dass er leichter zugänglich wird. Ich stelle sicher, dass meine Studierenden mindestens einmal pro Vorlesung oder Seminar lachen. Selbst in einem so ernsten Gebiet wie den Rechtswissenschaften lässt sich mit ein bisschen Humor viel erreichen. Die Studierenden lernen leichter, wenn sie entspannt sind und Spaß haben. Es ist erstaunlich, wie gut sich komplexe juristische Konzepte mit einem Augenzwinkern vermitteln lassen. Das macht nicht nur mir Freude, sondern motiviert auch die Studierenden, sich intensiver mit dem Stoff auseinanderzusetzen.

    Sie sind ja auch außerhalb der Hochschule sehr aktiv. Können Sie uns dazu etwas erzählen?

    Ja, ich beschäftige mich vor allem mit Landwirtschaftsrecht und bin auf diesem Gebiet Sachverständige in drei Landesparlamenten. Ich war auch zu einer Anhörung im Bundestag als Expertin geladen. Außerdem bin ich DAAD- Programmgutachterin. Aber auch innerhalb der Hochschule übernehme ich Ämter, bin Vorsitzende des zentralen Wahlvorstandes. Diese Aktivitäten außerhalb meines direkten Fachbereichs machen mir großen Spaß und bereichern meine Arbeit.

    Frau Prof. Tölle, ich danke Ihnen für das Gespräch.

    Das Interview führte Sylke Schumann, Pressesprecherin der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin).


    Weitere Informationen:

    http://Mehr zur Berufsperspektive Professorin an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften
    https://www.hwr-berlin.de/hwr-berlin/stellenangebote/professur-an-der-hwr-berlin...


    Bilder

    Juristin Dr. Antje Tölle startete ihren Karriereweg Professur an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin mit dem Professorinnenprogramm von Bund und Ländern.
    Juristin Dr. Antje Tölle startete ihren Karriereweg Professur an der Hochschule für Wirtschaft und R ...
    Lukas Schramm
    Lukas Schramm / HWR Berlin


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

    Juristin Dr. Antje Tölle startete ihren Karriereweg Professur an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin mit dem Professorinnenprogramm von Bund und Ländern.


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