Angst beeinträchtigt das Leben. Das Förderprojekt mit dem Kürzel VISAKI zielt darauf ab, neue Wege zu gehen und soziale Angststörungen von Kindern virtuell zu lindern. Die dazugehörige Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) startet am 1. März mit einer Laufzeit von drei Jahren und einem finanziellen Volumen von 1,36 Millionen Euro. Das Forschungsteam koordiniert Prof. Dr.-Ing. Thomas Spittler vom European Campus Rottal-Inn (ECRI) der Technischen Hochschule Deggendorf (THD).
Dieses Projekt betritt Neuland. Das Anliegen besteht darin, Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren mit diagnostizierten Angststörungen eine zusätzliche Therapie zu bieten. Zum Einsatz kommt dabei die „Virtual Reality“ (VR). Prof. Spittler: „Wir setzen es uns zum Ziel, ein neuartiges VR-System zu erforschen und entwickeln.“
Eine sichere Umgebung vorausgesetzt, soll die computergenerierte Wirklichkeit helfen, spielerisch soziale Fähigkeiten einzuüben. Konkret beabsichtigt das Forscherteam, so genannte interaktive Gamification-Elemente zu nutzen. Das heißt: Spieltypische Vorgänge werden auf spielfremde Zusammenhänge übertragen, um das Verhalten positiv zu verändern und die Motivation zu steigern. „Dargestellt durch Avatare, erleben die Kinder in virtuellen Interaktionen das Gefühl von Gemeinschaft und verbessern ihre sozialen Kompetenzen“, präzisiert Prof. Spittler. Die simulierten Szenarien üben zum Beispiel ein, alltägliche Situationen wie den Besuch beim Bäcker oder den Aufenthalt im Klassenzimmer Schritt für Schritt möglichst ohne Angst zu meistern.
Idealerweise unterstützen sich bei der Therapie mehrere Kinder gegenseitig. In diesem Fall sprechen die Experten von einem Multi-User-Ansatz. Vorteil der VR: Die Technologie kann intensiv genutzt werden und Therapiepausen bestens überbrücken. Prof. Spittler: „Durch das Schließen der Lücke zwischen stationärem Behandeln und alltäglichem Leben gewährleisten wir die Kontinuität der Therapie und erhöhen die Wirksamkeit.“ In diesem Sinn zeigt sich der Wissenschaftler davon überzeugt: „Unser Ansatz ergänzt die herkömmliche Behandlung und stärkt Kinder in ihrem sozialen Leben.“ Und das bringt ihm zufolge auch Vorteile für die psychische Gesundheit im folgenden Erwachsenenalter. Grundsätzlich könne die entwickelte Therapie im klinischen wie schulischen Kontext nutzbar gemacht werden, des Weiteren auch anderen Altersgruppen dienen.
Die BMBF-Fördermaßnahme zu innovativen Technologien für Gesundheit und Lebensqualität läuft im Rahmen des Förderschwerpunkts „Interaktive und Gamification-basierte Technologien zur Förderung der psychischen Gesundheit im Kindesalter“. Das Kürzel VISAKI steht für „Virtuelle Interaktion zur Förderung der mentalen Gesundheit von sozialen Angststörungen bei Kindern“. Das Forschungsteam legt Wert auf das Einhalten ethischer Richtlinien (Stichwort: ELSA).
Als Projektpartner des ECRI in Pfarrkirchen fungieren: Bezirkskrankenhaus Landshut, Universitätsklinikum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität (Bonn), die Digitalagentur SOLID WHITE design & digital media (Stuttgart) sowie der Forschungsdienstleister YOUSE (Berlin).
Neue VR-Wege bei Angstforschung
Herwig Slezak (THD/ECRI)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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