Studie zeigt Potenzial für Geringqualifizierte in der Gastwelt
Kann die deutsche Gastwelt mit ihren Dienstleistungssektoren dazu beitragen, Geringqualifizierte dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren? Eine im Auftrag der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) durchgeführte Studie des Fraunhofer IAO zeigt, dass keine andere Branche besser dafür geeignet ist. Sie analysiert – und fordert die Politik auf, Weiterbildung und Ausbildungsplätze stärker zu fördern.
Bis 2035 könnte der deutsche Arbeitsmarkt durch den demografischen Wandel über sieben Millionen Arbeitskräfte verlieren – eine Lücke, die ohne Zuwanderung und Integration junger Menschen ohne Berufsabschluss nicht zu schließen ist. Hierzulande gibt es knapp drei Millionen Menschen ohne Bildungsabschluss zwischen 20 und 35 Jahren, Tendenz steigend. Jeder fünfte Erwachsene zählt zu dieser Gruppe. »Das bedeutet, dass die Gruppe der ungelernten jungen Menschen längst ein immenses Potenzial für unseren Arbeitsmarkt darstellt. Ein Schatz, der darauf wartet, gehoben zu werden«, so DZG-Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge.
Wie kann eine nachhaltige Integration in den deutschen Arbeitsmarkt gelingen?
Die Studie »INTEGRATIONSMOTOR 360° Gastwelt« des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, beauftragt von der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG), zeigt: Die 250.000 Betriebe der Gastwelt spielen eine Schlüsselrolle, um geringqualifizierten jungen Menschen einen dauerhaften Einstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen – und so wirtschaftliche Stabilität und sozialen Zusammenhalt zu fördern. Voraussetzung sei, dass die neue Bundesregierung für diese quantitativ sehr große Gruppe neue und breitangelegte Fördermaßnahmen einleite, um dem konjunkturschädlichen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken und den betreffenden Menschen eine positive Zukunftsperspektive zu geben.
Perspektiven für junge Menschen ohne Abschluss: Schlüsselrolle Gastwelt
Die Gastwelt kann bei der Einführung Geringqualifizierter in den Arbeitsmarkt eine Schlüsselrolle spielen. Angesichts von derzeit über 100.000 Arbeitskräften, die allein in der Gastwelt fehlen, sei jedoch Eile geboten. So geht das Fraunhofer IAO davon aus, dass sich die Arbeitskräftelücke bis Anfang der 2030er-Jahre auf bis zu 600.000 fehlende Beschäftigen erhöhen wird. Leiterin des Forschungsbereichs »Stadtsystem-Gestaltung« am Fraunhofer IAO und Autorin der Studie »Integrationsmotor Gastwelt«, Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann plädiert:
»Bei der Implementierung von Integrations- und Weiterbildungsprogrammen sowie der Ausbildung Ungelernter sollten wir konsequent auf die Gastwelt setzen. Auch hier fungieren die Gastwelt-Sektoren als effektiver Integrationsmotor.«
Noch zu wenig staatliche Förderung in Deutschland
Doch diese Möglichkeiten würden bislang nicht richtig ausgeschöpft, da berufliche Weiterbildung und die Schaffung von Ausbildungsplätzen bis dato unzureichend gefördert werden. »Das muss nun eine vordringliche Aufgabe der neuen Bundesregierung werden«, unterstreicht DZG-Sprecher Dr. Marcel Klinge. Hohe Kosten sind ein entscheidender Faktor, weshalb geringqualifizierte Menschen kaum Weiterbildungen in Anspruch nehmen. Zudem fehlt es ihnen vielfach an Informationen über mögliche Angebote. Dr. Marcel Klinge liefert einen Lösungsvorschlag: »Soziale Medien wie TikTok und Instagram könnten uns hier spürbar weiterhelfen«.
Höhere staatliche Investitionen in Bildung, Ausbildung, Training und Weiterqualifizierung könnten also zum »Game-Changer« werden, um Menschen unter 35 ohne Abschluss erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Solange diese Förderung aber zu kurz komme, stünden viele geringqualifizierte junge Erwachsene vor einer unüberwindlichen strukturellen Barriere.
Gastwelt-Unterstützung verspricht schnelle Investitionserfolge
Zusätzliche staatliche Investitionen in diesen Bereichen sollten sich schnell auszahlen: Knapp ein Viertel der aktuell offenen Stellen der Gastwelt kann »ohne Weiteres« in einem ersten Schritt durch geringqualifizierte Personen besetzt werden. Damit könnten von Personalmangel betroffene Betriebe ihr Geschäft stabilisieren. Eine Umfrage unter 750 Führungskräften, die das Fraunhofer IAO im Zuge seiner Studie »Integrationsmotor Gastwelt« vorgenommen hat, betont diese Chance: Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Entscheiderinnen und Entscheidern stuften die Integration Geringqualifizierter für den betrieblichen Erfolg als »sehr wichtig« oder »wichtig« ein.
Die Studie »Integrationsmotor Gastwelt« umfasst inhaltlich zwei Teile. Teil I wurde bereits im November 2024 vorgestellt und zeigt auf, wie Menschen aus dem Ausland durch die Gastwelt in den Arbeitsmarkt schnell und unkompliziert integriert werden könnten. Teil II mit dem Fokus auf die Integration von Menschen ohne Berufsabschluss unter 35 Jahren wird nun im März 2025 der Öffentlichkeit präsentiert.
Ansprechpartnerin Presse:
Carolin Schwarze
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer IAO
Nobelstr. 12
70569 Stuttgart
Telefon: +49 711 970-5241
E-Mail: presse@iao.fraunhofer.de
Prof. Dr.-Ing. Vanessa Borkmann
Leiterin Forschungsbereich Stadtsystem-Gestaltung
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon: +49 151 16327782
E-Mail: vanessa.borkmann@iao.fraunhofer.de
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