Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung prognostiziert für 2025 einen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Damit senkt das RWI die Prognose vom Dezember vergangenen Jahres, die einen Anstieg um 0,6 Prozent erwartet hatte. Für das Jahr 2026 geht das RWI von einer Zunahme des Wirtschaftswachstums um 1,2 Prozent aus. Die Arbeitslosenquote wird 2025 voraussichtlich bei 6,2 Prozent liegen und 2026 leicht auf 6,1 Prozent zurückgehen. Die Inflationsrate dürfte im laufenden und nächsten Jahr 2 Prozent betragen. ...
... Das Defizit der öffentlichen Haushalte wird sich nach aktuellem Kenntnisstand in diesem Jahr auf 112 Milliarden Euro belaufen. Im nächsten Jahr wird es auf 122 Milliarden Euro steigen.
Das Wichtigste in Kürze:
• Das RWI erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für 2025 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,1 Prozent, nachdem es im Dezember noch einen Anstieg um 0,6 Prozent prognostiziert hatte. Für 2026 erwartet das RWI statt 1,3 jetzt 1,2 Prozent BIP-Wachstum. Dabei wird angenommen, dass sich die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit nach und nach verringert. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die neue Bundesregierung ein Konzept zur Stärkung des Wirtschaftswachstums vorlegt, das auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umfasst.
• Die Exporte bleiben ein zentraler Schwachpunkt. Die Lieferungen nach China sind wohl auch 2025 stark rückläufig, bereits das vierte Jahr in Folge. Erhöhte Unsicherheiten durch drohende US-Zölle belasten zusätzlich die Handelsbeziehungen. Der Welthandel dürfte um lediglich 1,7 Prozent wachsen und bleibt im Vergleich zu früheren Jahren ein dämpfender Faktor.
• Der private Konsum steht weiterhin unter Druck. Trotz gestiegener Reallöhne ist der private Konsum nur leicht gestiegen, sodass die Sparquote ebenfalls zunahm. Dies zeigt, dass private Haushalte angesichts der Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt und geopolitischen Risiken verstärkt vorsorgen. Erst im späteren Verlauf des Jahres dürfte der Konsum aufgrund sinkender Inflation und einer leicht stabilisierten Beschäftigung wieder moderat zulegen. Insgesamt erwartet das RWI für 2025 einen Anstieg des privaten Konsums um 0,2 Prozent, 2026 dürfte die Konsumnachfrage dann voraussichtlich um 0,9 Prozent wachsen.
• Bereits im Jahr 2024 zeigte sich ein Rückgang der Erwerbstätigen. Dieser Trend setzt sich fort: Die Arbeitslosenquote steigt 2025 auf 6,2 Prozent und sinkt erst mit der erwarteten wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2026 wieder moderat auf 6,1 Prozent. Insgesamt wird auch die Zahl der Erwerbstätigen im Prognosezeitraum weiter leicht sinken – um etwa 45.000 Personen in diesem Jahr und um weitere 15.000 Personen im kommenden Jahr.
• Die Inflationsrate zeigt seit Jahresbeginn einen rückläufigen Trend. Im Januar und voraussichtlich auch im Februar 2025 lag die Teuerungsrate bei 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Für das gesamte Jahr 2025 sowie für 2026 erwartet das RWI eine Inflationsrate von 2 Prozent. Die Inflation bei Waren liegt mit 0,9 Prozent deutlich unter der Gesamtinflation, während sie bei Dienstleistungen mit 3,8 Prozent darüberliegt. Der Rückgang der Dienstleistungsinflation dürfte im weiteren Jahresverlauf anhalten, da die Lohnkosten weniger stark steigen. Unsicherheiten bleiben indes bestehen, da geopolitische Faktoren – wie US-amerikanische Zölle oder eine mögliche Erholung der Nachfrage durch staatliche Investitionen – entweder zu neuen Preisschüben oder Entlastungen führen könnten.
• Trotz bislang restriktiver Impulse dürfte das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit in diesem Jahr mit 112 Milliarden Euro hoch bleiben. Dies ist vor allem auf gestiegene Staatsausgaben wie höhere Zinsausgaben und Bruttoinvestitionen zurückzuführen. Im Jahr 2026 könnte das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit nach aktuell bestätigten Zahlen leicht auf 122 Milliarden Euro ansteigen. Faktoren wie höhere Bruttoinvestitionen und gestiegene Entgelte im öffentlichen Dienst sind dafür ausschlaggebend. Die Maastricht-Schuldenstandsquote dürfte über den gesamten Prognosezeitraum ansteigen – von etwa 65 Prozent im Jahr 2025 auf 66 Prozent Ende 2026. Aus fiskalischer Sicht bleibt die Gesamtausrichtung der Finanzpolitik leicht expansiv.
• Der aktuellen Konjunkturprognose liegen verschiedene Annahmen zugrunde. So erwartet das RWI zwar eine Aufstockung der Verteidigungs- und Investitionsausgaben – allerdings in einem geringeren Volumen als den derzeit diskutierten 900 Milliarden Euro. Es wird zudem angenommen, dass die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit sich nach der Regierungsbildung allmählich verringert. Darüber hinaus geht die Prognose davon aus, dass der Welthandel 2025 leicht wächst, während sich die Energiepreise für Rohöl und Gas weiter moderat rückläufig entwickeln. Zudem wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinssenkungen fortsetzt, was die Investitionsbereitschaft stärken könnte. Sollten politische Unsicherheiten oder handelspolitische Spannungen anhalten, könnte sich die wirtschaftliche Erholung hingegen weiter verzögern.
Zur aktuellen wirtschaftlichen Situation sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt: „Die deutsche Wirtschaft steht weiterhin unter hohem Druck durch Exportkrise, politische Unsicherheiten und strukturelle Schwächen, die Investitionen und Konsum bremsen. Eine nachhaltige Erholung erfordert klare wirtschaftspolitische Entscheidungen, die Vertrauen schaffen und das Wachstum stärken. Geplante Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur können zwar die Konjunktur beleben, strukturelle Hemmnisse wie der Fachkräftemangel und zu viel Bürokratie verhindern allerdings dauerhaftes Wachstum.“
Prof. Dr. Torsten Schmidt, torsten.schmidt@rwi-essen.de, Tel. (0201) 81 49-287
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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