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19.03.2025 15:12

Aus dem Labor direkt ans Krankenbett: Millionenförderung für neues Institut für Zelltherapie an der Unimedizin Halle

Jonas Machner Stabsstelle Presse und Unternehmenskommunikation
Universitätsmedizin Halle

    Um innovative Verfahren zur Behandlung von Krebs und altersbedingten Erkrankungen zu entwickeln, entsteht an der Universitätsmedizin Halle ein neues Institut für Zelltherapie. Es wird in das Landeszentrum für Zell- und Gentherapie (LZG) integriert, das als eines der modernsten Zentren seiner Art in Deutschland seit rund 20 Jahren erfolgreich innovative Zelltherapieverfahren anbietet. Daraus ergeben sich exzellente Bedingungen für den schnellen Transfer neuer Behandlungsmöglichkeiten aus dem Labor an das Krankenbett.

    Die bisherigen Fortschritte auf dem Gebiet der Zelltherapie haben es ermöglicht, Krankheiten zu heilen, für die es bis vor kurzem keine wirksamen Therapien gab – zum Beispiel Leukämien oder Lymphome. Das LZG wendet dazu hochspezialisierte Behandlungen wie die Stammzelltransplantation oder die sogenannte CAR-T-Zelltherapie an.

    „An der Universitätsmedizin Halle gibt es eine gewachsene Expertise in der Zelltherapie, die wir jetzt weiter stärken. Mit unserer Förderung wollen wir dazu beitragen, die hochwertige Versorgung in Sachsen-Anhalt bei Krebs- und altersbedingten Erkrankungen mit modernsten Methoden weiterzuentwickeln. Auf diese Weise rüsten wir die Unimedizin Halle auch auf diesem wichtigen Zukunftsgebiet für den überregionalen Wettbewerb“, erklärt Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann. Die Gründung des neuen Instituts wird vom Wissenschaftsministerium Sachsen-Anhalt aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit insgesamt rund vier Millionen Euro über drei Jahre gefördert.

    Chancen der Zelltherapien durch Forschung erschließen und klinisch nutzen

    Die Erfolge zeigen – Zelltherapien sind eine medizinische Zukunftstechnologie. Die Modifikation von Zellen und Optimierung der dafür notwendigen Methoden versprechen vielfältige Behandlungsmöglichkeiten bei zahlreichen anderen Krankheiten und älteren Patient:innen. Hier wird die Forschung am neuen Institut für Zelltherapie der Universitätsmedizin Halle ansetzen: „Neben den etablierten Therapien zeichnen sich neue Verfahren ab, die z.B. bisher nicht genutzte Zellarten verwenden. Wir befassen uns zudem mit innovativen Ansätzen, die unabhängig von den Gewebemerkmalen der Patient:innen funktionieren. Das wird eine schnelle Verfügbarkeit von Zelltherapien ähnlich wie bei klassischen Medikamenten ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Lutz Müller, Leiter des Bereichs für Stammzelltransplantation an der Universitätsmedizin Halle. Seine Abteilung hat bereits erfolgreich mehr als tausend zelltherapeutische Behandlungen zur Heilung von bösartigen Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems bei Menschen unterschiedlichen Alters durchgeführt.

    „Die Schwerpunkte des Instituts für Zelltherapie sind die Entwicklung neuer Zell- und Gentherapeutika sowie die Verbesserung der Methoden zu deren Herstellung sowie ihre klinische Erprobung in Studien und die wissenschaftliche und wirtschaftliche Bewertung. Solche Studien bieten Chancen für Patient:innen, für die noch keine anderen wirksamen Therapien verfügbar sind. Dabei stehen insbesondere Blutkrebserkrankungen und Erkrankungen des Immunsystems im Fokus“, sagt Prof. Dr. Michael Heuser, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV (Hämatologie und Onkologie).

    Für die wissenschaftlichen Projekte gibt es personelle Verstärkung: Neben einer neuen W2-Professur werden Stellen für Postdoktorand:innen, Doktorand:innen und weiteres Personal eingerichtet. Auch bei den etablierten Zelltherapien gibt es noch großes Entwicklungspotenzial. Aktuelle Forschungsprojekte an der Universitätsmedizin Halle arbeiten daran, diese sicherer zu machen, neue Medikamente in klinischen Studien zu testen oder Nebenwirkungen zu reduzieren. In den vergangenen Jahren erhielten Patient:innen innovative Behandlungen im Rahmen von mehr als 30 klinischen Studien zur Zelltherapie. Darüber hinaus verfügt die Universitätsmedizin Halle bereits über umfangreiche Genehmigungen zur Herstellung und Modifikation von Stammzellprodukten sowie zur Bereitstellung innovativer Zelltherapieverfahren.

    Eine wertvolle Grundlage für das Vorhaben ist die vorhandene Expertise und enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen an der Universitätsmedizin Halle. An der Klinik für Innere Medizin IV forscht etwa Prof. Dr. Christine Dierks unter anderem an CAR-T-Zelltherapien bei Schilddrüsenkrebs, T-Zell-Lymphomen und Leukämieformen. Dass die Arbeit im neuen Institut Patient:innen aller Altersgruppen zugutekommt, unterstreicht der langjährige erfolgreiche Schulterschluss im Transplantationsbereich zwischen der Inneren Medizin IV und der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie I (Leitung: Prof. Dr. Simone Hettmer).

    Investition in neues Großgerät zur Analyse, Entwicklung und Produktion

    Schon jetzt bietet der Standort zahlreiche technische Möglichkeiten und Labore der Sicherheitsstufe 2, die einen schnellen Start des neuen Instituts ermöglichen. Doch das Arbeitsvolumen wird sich in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Für die Entwicklung innovativer Zelltherapeutika, deren Herstellung und Qualitätssicherung werden rund 500.000 Euro in neue Geräte, darunter auch ein Durchflusszytometrie-Analysegerät investiert. Dieses erlaubt die detaillierte Analyse des Immunsystems und damit die bessere Steuerung der Wirksamkeit von Zelltherapien.

    Die Vorteile eines klinisch und technisch etablierten, gut vernetzten Standortes für die Weiterentwicklung der Zelltherapie sind enorm, betont Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: „Von der Grundlagenforschung über die wissenschaftliche Entwicklung bis hin zur klinischen Produktion und Versorgung treiben wir im Rahmen des neuen Instituts für Zelltherapie an der Universitätsmedizin Halle entscheidende Prozesse auf diesem zukunftsweisenden Gebiet voran. Zusammen mit der jahrzehntelangen Erfahrung und den Erfolgen an unserem Standort sind das sehr gute Voraussetzungen für die translationale Forschung in der Zelltherapie.“

    „Das neue Institut wird nicht nur die Forschung an der Universitätsmedizin Halle stärken, sondern direkt Zelltherapieprodukte bereitstellen und damit dazu beitragen, dass wir in Sachsen-Anhalt unseren Patient:innen neue und innovative Therapien auf weltweit höchstem Standard frühzeitig zur Verfügung stellen können“, erklärt Prof. Dr. Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Halle (Saale).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Universitätsmedizin Halle
    apl. Prof. Dr. Lutz P. Müller, Leiter der Stammzelltransplantation
    Prof. Dr. Michael Heuser, Direktor der Klinik
    Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV
    izh@uk-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.umh.de/zelltherapie Institut für Zelltherapie an der Universitätsmedizin Halle


    Bilder

    Judith Raczynski im Gespräch mit Prof. Lutz P. Müller (links) und Prof. Michael Heuser. Sie erhielt an der Universitätsmedizin Halle zwei lebensrettende Stammzelltransplantationen und profitierte dabei von der intensiven Zelltherapieforschung.
    Judith Raczynski im Gespräch mit Prof. Lutz P. Müller (links) und Prof. Michael Heuser. Sie erhielt ...

    Universitätsmedizin Halle


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Judith Raczynski im Gespräch mit Prof. Lutz P. Müller (links) und Prof. Michael Heuser. Sie erhielt an der Universitätsmedizin Halle zwei lebensrettende Stammzelltransplantationen und profitierte dabei von der intensiven Zelltherapieforschung.


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