idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.03.2025 11:21

Fußball-Vereine vergeuden Millionen beim Nachwuchs

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

    Fußball-Vereine bewerten ihre jungen Talente systematisch falsch. Dadurch entgehen ihnen Millionensummen. Das zeigt eine neue Studie, die Lukas Tohoff von der ROCKWOOL Foundation Berlin (RFBerlin) und sein Ko-Autor Mario Mechtel von der Leuphana Universität Lüneburg jetzt im Journal of Sports Economics veröffentlicht haben. „Die Vereine verlieren Millionen, weil sie kurzfristige körperliche Vorteile mit echtem Talent verwechseln und sehr gute Spieler übersehen. Unsere Ergebnisse aus Deutschland lassen sich übertragen auf andere Sportarten und die meisten Fußball-Ligen in Europa und Südamerika“, sagt Tohoff.

    Jugendspieler werden nach Leistung aus ihren Geburtsjahrgängen ausgewählt. Diejenigen, die früher in einem Jahr geboren wurden, sind zunächst körperlich oft weiterentwickelt als ihre später im Jahr geborenen Mitspieler. „Diese kurzfristigen Vorteile führen dazu, dass besonders viele Spieler aus den ersten Monaten eines Jahres in die Nachwuchs-Leistungszentren (NLZ) aufgenommen und dann gefördert werden. Dadurch fallen viele Talente aus dem zweiten Halbjahr durchs Raster, denn sie werden zunächst unterschätzt“, sagt Mechtel. „Mit einer ausgewogeneren Auswahl ließe sich das beheben. Jeder einzelne Verein, der Spieler aus den NLZs verkauft, könnte höhere Erlöse erzielen. Sie wären dann im Verlauf ihrer Karriere im Durchschnitt 1,7 bis 2,2 Millionen Euro wert statt 1,3 Millionen Euro.“ Wenn alle Vereine das machen würden, könnten die Preise aber auch wieder etwas sinken.

    Die Studie zeigt, dass 44,6 Prozent der geförderten Spieler bei den U-19 Spielern in den NLZ im ersten Vierteljahr geboren wurden, statt etwa 25 Prozent, wie ihr Anteil am Jahrgang beträgt. 71,5 Prozent sind aus dem ersten Halbjahr, statt 50 Prozent. Die wenigen Spieler aus dem zweiten Halbjahr verfügen aber im Durchschnitt über mehr Talent, denn sie entwickeln sich später viel besser und erzielen höhere Marktwerte. „Das ist ein klares Zeichen für fehlerhafte Auswahlprozesse“, sagt Tohoff. „Die langfristigen Folgen sind schwerwiegend. Nur wenige Monate ältere Spieler werden bevorzugt, obwohl sie nicht zwangsläufig mehr Talent besitzen. Umgekehrt müssen später im Jahr geborene Spieler viel besser sein, um überhaupt ausgewählt zu werden. Das zieht sich durch bis in die Bundesliga und bis in die Nationalmannschaft.“

    Untersucht wurden 2.383 ehemalige U15- bis U19-Spieler aus den 17 erfolgreichsten Zentren in Deutschland. Die Spieler wurden geboren zwischen 1988 and 2001.

    Studie: “Fading Shooting Stars – The Relative Age Effect, Ability, and Foregone Market Values in German Elite Youth Soccer”, von Lukas Tohoff und Mario Mechtel erscheint demnächst in: Journal of Sports Economics, Ausgabe März 2025


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Mario Mechtel, mario.mechtel@leuphana.de, Tel.: 04131/ 677 26 36
    Lukas Tohoff, lut@rfberlin,com, Tel.: 0152/ 32 79 33 43


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Sportwissenschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).