Fußball-Vereine bewerten ihre jungen Talente systematisch falsch. Dadurch entgehen ihnen Millionensummen. Das zeigt eine neue Studie, die Lukas Tohoff von der ROCKWOOL Foundation Berlin (RFBerlin) und sein Ko-Autor Mario Mechtel von der Leuphana Universität Lüneburg jetzt im Journal of Sports Economics veröffentlicht haben. „Die Vereine verlieren Millionen, weil sie kurzfristige körperliche Vorteile mit echtem Talent verwechseln und sehr gute Spieler übersehen. Unsere Ergebnisse aus Deutschland lassen sich übertragen auf andere Sportarten und die meisten Fußball-Ligen in Europa und Südamerika“, sagt Tohoff.
Jugendspieler werden nach Leistung aus ihren Geburtsjahrgängen ausgewählt. Diejenigen, die früher in einem Jahr geboren wurden, sind zunächst körperlich oft weiterentwickelt als ihre später im Jahr geborenen Mitspieler. „Diese kurzfristigen Vorteile führen dazu, dass besonders viele Spieler aus den ersten Monaten eines Jahres in die Nachwuchs-Leistungszentren (NLZ) aufgenommen und dann gefördert werden. Dadurch fallen viele Talente aus dem zweiten Halbjahr durchs Raster, denn sie werden zunächst unterschätzt“, sagt Mechtel. „Mit einer ausgewogeneren Auswahl ließe sich das beheben. Jeder einzelne Verein, der Spieler aus den NLZs verkauft, könnte höhere Erlöse erzielen. Sie wären dann im Verlauf ihrer Karriere im Durchschnitt 1,7 bis 2,2 Millionen Euro wert statt 1,3 Millionen Euro.“ Wenn alle Vereine das machen würden, könnten die Preise aber auch wieder etwas sinken.
Die Studie zeigt, dass 44,6 Prozent der geförderten Spieler bei den U-19 Spielern in den NLZ im ersten Vierteljahr geboren wurden, statt etwa 25 Prozent, wie ihr Anteil am Jahrgang beträgt. 71,5 Prozent sind aus dem ersten Halbjahr, statt 50 Prozent. Die wenigen Spieler aus dem zweiten Halbjahr verfügen aber im Durchschnitt über mehr Talent, denn sie entwickeln sich später viel besser und erzielen höhere Marktwerte. „Das ist ein klares Zeichen für fehlerhafte Auswahlprozesse“, sagt Tohoff. „Die langfristigen Folgen sind schwerwiegend. Nur wenige Monate ältere Spieler werden bevorzugt, obwohl sie nicht zwangsläufig mehr Talent besitzen. Umgekehrt müssen später im Jahr geborene Spieler viel besser sein, um überhaupt ausgewählt zu werden. Das zieht sich durch bis in die Bundesliga und bis in die Nationalmannschaft.“
Untersucht wurden 2.383 ehemalige U15- bis U19-Spieler aus den 17 erfolgreichsten Zentren in Deutschland. Die Spieler wurden geboren zwischen 1988 and 2001.
Studie: “Fading Shooting Stars – The Relative Age Effect, Ability, and Foregone Market Values in German Elite Youth Soccer”, von Lukas Tohoff und Mario Mechtel erscheint demnächst in: Journal of Sports Economics, Ausgabe März 2025
Prof. Dr. Mario Mechtel, mario.mechtel@leuphana.de, Tel.: 04131/ 677 26 36
Lukas Tohoff, lut@rfberlin,com, Tel.: 0152/ 32 79 33 43
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Sportwissenschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
Deutsch
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