Wird Künstliche Intelligenz (KI) bald die Lehrkraft im Klassenzimmer ersetzen? In Arizona, USA, wurde ein Schulmodell genehmigt, bei dem Schülerinnen und Schüler künftig von KI unterrichtet werden. Auch in Deutschland wird die Auswirkung von KI auf die Bildung als immens angesehen. Jedoch sollen ethische Verantwortung und pädagogische Entscheidungen hier nicht von Künstlicher Intelligenz übernommen werden. Wie gelingt das Zusammenspiel zwischen Lehrkräften und KI? Dieser Frage gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs europäischen Ländern nach, die im von der Europäischen Union geförderten Projekt „Teacher-AI-Complementarity“, kurz TAICo, zusammenarbeiten.
Das Projekt, an dem Forschende der Ruhr-Universität Bochum beteiligt sind, wird von der Universität Krems (Österreich) koordiniert und startet einen Monat nach dem offiziellen Start mit einem Kick-Off vom 24. bis zum 26. März 2025 in Bochum.
Lehrkräfte entlasten
Lehrkräfte spielen eine zentrale Rolle im Unterricht – sie gestalten den pädagogisch-didaktischen Rahmen und stellen sicher, dass KI verantwortungsvoll und sinnvoll eingesetzt wird. Richtig genutzt, kann KI Lehrkräfte in vielerlei Hinsicht unterstützen – etwa bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien, der Korrektur von Aufgaben mit individuellen Rückmeldungen oder der Anpassung der Aufgabenschwierigkeit an das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler. Durch solche Anwendungen kann KI Lehrkräfte entlasten und ihnen mehr Zeit für die individuelle Betreuung sowie die Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen ermöglichen.
Gleichzeitig wirft der zunehmende Einsatz von KI im Unterricht neue Fragen auf: Wie verändert sich die Rolle der Lehrkraft, wenn KI eingesetzt wird? Welche neuen Anforderungen entstehen? Welche Fähigkeiten müssen Lehrkräfte in Zukunft mitbringen, um KI sinnvoll in den Unterricht zu integrieren?
Die alltägliche Praxis bereichern
„Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie intelligente Systeme die alltägliche Praxis von Lehrkräften bereichern und ihnen helfen können, Aufgaben effizienter und effektiver zu bewältigen“, sagt Prof. Dr. Nikol Rummel, Professorin für Pädagogische Psychologie und Bildungstechnologie an der Ruhr-Universität Bochum und Leiterin der Forschungsgruppe „Bildungstechnologien und Künstliche Intelligenz“ am Center for Advanced Internet Studies (CAIS). Sie forscht gemeinsam mit Ann-Christin Falhs zu der Frage, inwiefern KI-Systeme Lehrkräfte komplementär unterstützen können und welche Auswirkungen dies auf die Aufgaben des Lehrberufs, aber auch auf die Kompetenzen der Lehrenden hat. Dabei werden sowohl generative KI als auch tutorielle adaptive Systeme in den Blick genommen.
„Wie das Zusammenspiel zwischen KI und Lehrkraft ideal funktionieren könnte, verdeutlicht ein Beispiel“, so die Forscherin: „Im Biologieunterricht der 8. Klasse nutzt die Lehrkraft ein KI-System, um Gruppenarbeiten zu verbessern. Das System analysiert den Lernfortschritt der Schüler*innen und schlägt Gruppenaufteilungen vor, die auf ihrem Vorwissen und ihren Fähigkeiten basieren. Während der Gruppenarbeit erkennt das KI-System die Interaktionen der Schüler*innen und identifiziert, welche Gruppen Schwierigkeiten haben. So kann die Lehrkraft gezielt eingreifen – sei es durch individuelle Hilfestellung oder eine Anpassung der Gruppenzusammenstellung. Gleichzeitig lernt das KI-System aus den Reaktionen der Lehrkraft und optimiert daraufhin die Vorschläge für zukünftige Unterrichtsplanungen.“
So wird deutlich: Die Zukunft des Lernens entsteht durch das Zusammenspiel von menschlichem Wissen und den Möglichkeiten der KI.
Prof. Dr. Nikol Rummel
Pädagogische Psychologie und Bildungstechnologie
Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 32 24750
E-Mail: nikol.rummel@ruhr-uni-bochum.de
Projektwebseite: https://taico-project.eu/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Informationstechnik, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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