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26.08.2004 13:38

Von Mannheim nach Stanford: Quizshows erobern die Hörsäle

Achim Fischer Abteilung Kommunikation
Universität Mannheim

    Neue Ära des Lernens durch interaktive Vorlesungen mit Mini-Computern. Kooperation der Lehrstühle Informatik und Erziehungswissenschaft an der Universität Mannheim.

    "A, B, C oder D? Bitte drücken Sie jetzt die richtige Antwort", fordert der Herr das Publikum freundlich auf. Die Szene könnte in der Sendung "Wer wird Millionär" spielen. Doch weder stammt die Aufforderung von Günther Jauch, noch sitzt das Publikum im Studio. Es sind Studenten der Universität Mannheim und ihr Dozent, der Psychologe Professor Dr. Manfred Hofer, die eine interaktive Quizrunde in einer Vorlesung eingelegt haben. Die Ergebnisse der Befragung werden prompt durch einen Beamer an die Wand projiziert. Die Auswertungen, so zeigen Hofers Begleitstudien, optimieren den Vorlesungserfolg.

    Die Software-Basis für die interaktiven Vorlesungen an der Universität Mannheim nennt sich "WILD". Das Kürzel steht für "Wireless Interactive Learning Device". Die Software ermöglicht es, verschiedene Lernanwendungen auf einem "PocketPC", nicht größer als ein Taschenbuch, per "Wireless LAN" laufen zu lassen. Finanziert wird der zweijährige Modellversuch an der Universität Mannheim durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Sie hat das Projekt "LectureLab: Lehr-Lernexperimente zur Wirkung von Feedback in computerunterstützten interaktiven Vorlesungen" mit Personal und Ausstattung versehen.

    Das Projekt basiert auf einer Kooperation der Lehrstühle für Erziehungswissenschaft II (Pädagogische Psychologie, Professor Dr. Manfred Hofer) und Praktische Informatik IV (Professor Dr. Wolfgang Effelsberg). Während der Informatiker Effelsberg die technische Seite des Projekts betreut, sorgt der Psychologe Hofer für die lerntheoretische Fundierung, didaktisch sinnvolle Umsetzung und experimentelle Überprüfung dieses neuen Lern-Szenarios. WILD wurde in Mannheim in bisher fünf Veranstaltungen eingesetzt, davon vier Vorlesungen mit rund hundert studentischen Teilnehmern. Auch andere Universitäten im In- und Ausland zeigen großes Interesse an der interaktiven Unterrichtsmethode. Obgleich das DFG-Projekt noch nicht abgeschlossen ist, haben unter anderem die Universitäten Stanford und Cottbus die interaktive Methode bereits in ihre Hörsäle importiert. Neue Anfragen kommen ständig hinzu.

    Vor allem Informatiker wagen sich an die neue Lehr- und Lernmethode. Professor Dr. Manfred Hofer, in dessen Veranstaltung die bisher einzige nicht-informatische interaktive Vorlesung in Mannheim durchgeführt wurde, ist sich sicher, dass die Methode sich durchsetzen wird: "Es ist bekannt, dass Vorlesungen viele Defizite aufweisen. Wegen der fast fehlenden Interaktivität zwischen den Beteiligten und den daraus entstehenden Motivations- und Aufmerksamkeitsproblemen leidet auch der Lernerfolg stark," so Hofer. Die Untersuchungen zeigten dass diese Lehrform von den Studierenden besser akzeptiert wird als konventionelle Vorlesungen. Zudem führten sie zu einem größeren und schnelleren Lernerfolg. "Wichtig ist hierbei, dass diese Ergebnisse auch in technikfernen Fachbereichen repliziert werden konnten. Dies erhöht das Potenzial der interaktiven Vorlesung, denn auch Studenten mit wenig Computer-Erfahrung können ohne Probleme an dieser Veranstaltungsform teilnehmen und ihr Lernen optimieren", so Hofer.

    Die Umsetzung einer interaktiven Vorlesung ist denkbar einfach. Es werden lediglich ein Server, beispielsweise ein Laptop, ein Übertragungssystem sowie für die Studierenden ausreichend mobile Computer etwa PocketPCs, Laptops oder TabletPCs benötigt. Die Studierenden geben ihre Antworten oder andere Nachrichten an den Dozenten in die Mini-Computer ein, und diese werden sofort übertragen. Das Ergebnis einer Quizrunde etwa wird in eine grafische Darstellung umgewandelt, die für alle sichtbar an die Wand projiziert wird. Der Dozent kann so umgehend den Lernerfolg kontrollieren und problematische Inhalte vertiefen.

    Welche Einsatzmöglichkeiten bietet das für das Szenario eingesetzte WILD-System? Drei Dienste sind bisher über den PocketPC verfügbar:
    1. Mit dem Quiz-Dienst hat der Dozent die Möglichkeit, während der Vorlesung eine unmittelbare Erfolgskontrolle durchzuführen. An geeigneter Stelle wird die Vorlesung unterbrochen, und eine Reihe von Multiple-Choice-Fragen zum Vorlesungsinhalt erscheint auf den PocketPC's, die von den Studierenden beantwortet werden. Nach etwa drei Minuten wird die Quiz-Runde beendet. Das Ergebnis ist sowohl für den Lehrenden als auch für die Studierenden einsehbar. Die Studenten erhalten damit sofort eine Rückmeldung zu ihrem eigenem Ergebnis, können sich mit den anderen Studierenden vergleichen und ihre Entwicklung in den Quizrunden beobachten.

    2. Der Feedback-Dienst ist während der ganzen Veranstaltung aktiv und bietet den Studierenden die Möglichkeit, auf Tempo und Verständlichkeit der Vorlesung Einfluss zu nehmen. Auf diese Weise kann der Dozent besser auf seine Hörer eingehen, indem er das Niveau der Veranstaltung an die Bedürfnisse der Studenten anpasst.

    3. Der Call-In-Dienst erlaubt den Teilnehmern, inhaltliche Fragen zur Vorlesung zu stellen. Die Fragen können von einem Assistenten vorgefiltert werden: Schlichte Verständnisfragen werden direkt beantwortet, ähnliche Fragen werden gebündelt an den Dozenten weitergeleitet, der die Fragen an passender Stelle beantworten kann. Das System motiviert auch eher zurückhaltende Studenten sich zu Wort zu melden.
    Wichtig wurden diese Dienste in vorher gehenden Semestern vor allem in Verbindung mit den Tele-Teaching-Vorlesungen des Informatikers Effelsberg. Tele-Teaching bedeutet, dass eine in Mannheim stattfindende Vorlesung an einer anderen Universität via Konferenzschaltung auf Monitoren verfolgt werden kann. Mittels der WILD-Dienste hatten die Studierenden im fernen Hörsaal trotzdem die Möglichkeit, mit dem "Tele-Teaching-Professor" zu kommunizieren und aktiv an der Vorlesung teilzunehmen.
    "Die Akzeptanz der WILD-Software bei den Studierenden ist hervorragend", so Effelsberg, "und ihre positive Auswirkung auf den Lernerfolg kann als erwiesen angesehen werden. Nun gilt es, auch die Dozenten für einen breiteren Einsatz zu motivieren."

    Kontakt: Pressestelle Universität Mannheim, Telefon: 0621-181-1013

    Professor Dr. Manfred Hofer, Lehrstuhl Erziehungswissenschaft 2
    Telefon: 0621-181 - 2208, E-Mail: Erziehungswissenschaft2@phil.uni-mannheim.de

    Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Effelsberg, Lehrstuhl Praktische Informatik IV
    Telefon: 0621-181 - 2600, E-Mail: effelsberg@informatik.uni-mannheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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