Vor gut 15 Jahren wurde das Studium ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife in Deutschland eingeführt. Seitdem haben rund 95.000 Personen auf diesem Weg erfolgreich einen Studienabschluss erworben. Dies ist ein Ergebnis des aktuellen Monitoringberichts des CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Aktuell sind rund 70.000 Studierende ohne Abitur an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Darunter rund 1.100 in einem Medizinstudiengang – so viele wie noch nie.
„Die Zahl der beruflich qualifizierten Studierenden bleibt erfreulicherweise konstant hoch”, sagt Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE. „Dennoch ist hier noch Luft nach oben: Etliche Hochschulen interessieren sich kaum für diese Zielgruppe.“
Laut den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes begannen im Jahr 2023 bundesweit 12.723 Menschen ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung (HZB) ein Studium – ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr. Ihr Anteil an allen Erstsemestern im Bundesgebiet ist allerdings leicht rückläufig und liegt bei 2,6 Prozent.
Insgesamt waren 68.969 Studierende ohne Abitur in einem Studiengang an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. Das entspricht einem Anteil von 2,4 Prozent aller Studierenden. Im Berichtszeitraum schlossen 9.499 Menschen ein Studium ohne Abitur erfolgreich ab. Zwischen 2010 und 2023 haben rund 95.000 Hochschulabsolvent*innen ein Studium ohne Abitur erfolgreich abgeschlossen. Überwiegend handelt es sich um ein Bachelorstudium. Die Neigung, ein Masterstudium anzuschließen, ist dagegen eher gering.
Thüringen, Hamburg und Bremen liegen vorne
Regionale Unterschiede zeigen sich in der Auswertung auch im Vergleich der Bundesländer. An der Spitze liegt unverändert Thüringen mit einem Anteil von 6,5 Prozent bei den Studienanfänger*innen ohne schulische HZB, was vor allem an der IU Internationale Hochschule mit ihrem umfangreichen E-Learning-Angebot liegt. Hamburg verzeichnet einen Anstieg des Anteils beruflich qualifizierten Erstsemester auf 3,8 Prozent und erreicht Platz 2, wobei im Stadtstaat die Europäische Fernhochschule von den beruflich Qualifizierten am stärksten nachgefragt ist. Knapp dahinter auf Rang 3 rangiert Bremen mit einer Studienanfängerquote von 3,7 Prozent, wo die meisten Personen ohne allgemeine Hochschul- oder Fachhochschulreife an der Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft studieren. Alle drei genannten Hochschulen befinden sich in privater Trägerschaft.
Größte Nachfrage bei IU und FernUni Hagen
Unter den zehn bundesweit am stärksten nachgefragten Hochschulen beim Studium ohne Abitur dominieren mit sieben Einrichtungen ebenfalls die in privater Trägerschaft. Mit großem Abstand führen die IU Internationale Hochschule (privat) und die FernUniversität in Hagen (staatlich) die Liste der Hochschulen mit den meisten Studierenden ohne Abitur an. Allein an der IU waren 2023 rund 12.000 Studierende ohne schulische HZB eingeschrieben, an der FernUni rund 5.500. Beide Hochschulen führen auch bei den Abschlüssen. Trotz des starken Interesses an privaten Angeboten bleibt die Mehrheit der Studierenden ohne Abitur an staatlichen Hochschulen eingeschrieben.
Studierende ohne Abitur meist älter
Studierende ohne schulische HZB beginnen ihr Studium im Schnitt deutlich später. Das Durchschnittsalter liegt mit 33,2 Jahren deutlich höher als bei den Studierenden insgesamt mit 25,6 Jahren. Mehr als die Hälfte (53,8 %) ist bei Studienbeginn zwischen 21 und 30 Jahre alt, weitere 38,7 % sind älter als 30. Besonders hoch ist der Anteil älterer Frauen: Jede fünfte Studienanfängerin ohne Abitur ist über 40.
„Studieninteressierte brauchen mehr Transparenz und verlässliche Informationen, damit sie ihren Weg ins Studium finden können – unabhängig vom Wohnort“, betont Nickel.
Obwohl der 2009 von der Kultusministerkonferenz (KMK) gefasste Beschluss zur flächendeckenden Einführung des Hochschulzugangs über eine berufliche Qualifizierung von allen Bundesländern umgesetzt wurde, sorgen die teils großen Unterschiede bei den rechtlichen Regelungen weiterhin für eine erhebliche Unübersichtlichkeit. Diese zeigt sich unter anderem beim Umfang der geforderten Berufserfahrung zusätzlich zum Berufsabschluss, der Beratungspflicht durch die Hochschulen, der Notwendigkeit einer Eignungsprüfung oder der Möglichkeit eines Probestudiums.
Weitere Informationen, Zahlen und Studienangebote bietet der Online-Studienführer www.studieren-ohne-abitur.de. Die Datengrundlage bilden Angaben des Statistischen Bundesamtes für 2023. Neben aktuellen Entwicklungen finden Studieninteressierte dort einen Qualifizierungs- und Beratungscheck sowie über 9.500 Studienmöglichkeiten.
Der CHECK „Studieren ohne Abitur 2025. Daten-Analyse für Bund und Länder“ bietet einen Überblick über aktuelle Entwicklungen zum Thema. Die Autorinnen sind Sigrun Nickel und Anna-Lena Thiele.
Kompakte Informationen zu den Bewerbungsverfahren finden sich in den beiden Ratgebern aus der Reihe CHE kurz + kompakt Studieren ohne Abitur für alle Fächer sowie CHE kurz + kompakt Medizinstudium ohne Abitur.
Dr. Sigrun Nickel
Leiterin Hochschulforschung
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-23
E-Mail sigrun.nickel@che.de
Anna-Lena Thiele
Senior Projektmanagerin
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-48
E-Mail Anna-Lena.Thiele@che.de
Nickel, Sigrun; Thiele, Anna-Lena: CHECK - Studieren ohne Abitur 2025. Daten-Analyse für Bund und Länder, CHE, 2025, ISBN 978-3-911128-21-6, 74 Seiten
https://www.che.de/download/studieren-ohne-abitur-2025/ - Link zur Publikation
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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