Themen reichen von chiralen Phononen für die Spintronik bis zu Macht und Missbrauch in der katholischen Kirche / Insgesamt rund 19 Millionen Euro für erste Förderperiode
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet fünf neue Forschungsgruppen ein. Das hat der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats beschlossen. Die neuen Forschungsgruppen erhalten insgesamt rund 19 Millionen Euro inklusive einer Programmpauschale in Höhe von 22 Prozent für indirekte Projektausgaben. Zusätzlich zu den fünf Neueinrichtungen wurde die Verlängerung von vier Forschungsgruppen, einer Klinischen Forschungsgruppe und einer Kolleg-Forschungsgruppe für eine weitere Förderperiode beschlossen.
Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftler*innen, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Sie werden bis zu acht Jahre lang gefördert. Im Ganzen fördert die DFG zurzeit 190 Forschungsgruppen, 11 Klinische Forschungsgruppen und 18 Kolleg-Forschungsgruppen. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert, während Kolleg-Forschungsgruppen speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten sind.
Die neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecher*innen):
Wie entstehen Macht und Missbrauch, speziell in der katholischen Kirche? Was macht diese Macht aus und wie wirkt sie? Damit beschäftigt sich die Forschungsgruppe „Macht und Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche – Interdisziplinäre Kritik und Analyse“. Der Verbund beleuchtet das Thema von verschiedenen Seiten: der Betroffenenperspektiven, der institutionellen Macht unter Berücksichtigung rechtlicher Ordnungen und den Machtkonstitutionen – das heißt jenen Denkmustern und Faktoren, die potenziell gewaltvolle Beziehungskonstrukte begünstigen, ermöglichen und stabilisieren. Mithilfe dieser drei Forschungsschwerpunkte werden wechselseitig die institutionellen Täter-Opfer-Strukturen unetrsucht und was zu ihrer Tabuisierung und Vertuschung führt. Die Erkenntnisse sollen auch auf Bereiche außerhalb der Kirche angewendet werden können und dazu beitragen, Missbrauch zu bekämpfen und vorzubeugen. (Sprecherin: Professorin Dr. Anja Middelbeck-Varwick, Universität Frankfurt am Main)
Maschinelles Lernen findet in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens Anwendung. In der Praxis ergeben sich allerdings zusätzliche Herausforderungen, zum Beispiel bei der Frage nach Sicherheitsgarantien beim autonomen Fahren oder bei der Interaktion von Mensch und Maschine. Für herkömmliche Verfahren des maschinellen Lernens sind derartige Garantien in der Regel nicht verfügbar, sodass neue Methoden erforderlich sind. Ziel der Forschungsgruppe „Aktives Lernen für dynamische Systeme und Regelung – Dateninformativität, Unsicherheiten und Garantien“ ist es, grundlegend neue Ansätze des aktiven Lernens zu entwickeln, bei denen der Lernprozess fortwährend beeinflusst wird. Derartige aktive Lernstrategien sind erforderlich, um einen sicheren, leistungsstarken und dateneffizienten Betrieb komplexer und dynamischer Systeme zu gewährleisten. Hierzu untersucht der Verbund, was, wann und wie das System aktiv lernen muss. Die Forschungsergebnisse können zum Beispiel Anwendung in der Robotik und der Energietechnik finden. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Matthias Müller, Universität Hannover)
Für die Funktion und Lebensfähigkeit von Zellen spielt die Proteostase eine wichtige Rolle – ein komplexer Prozess, der gewährleistet, dass Proteine korrekt hergestellt werden und funktionieren bzw. fehlerhafte Proteine abgebaut werden. Die Proteostase wird über ein Netzwerk von Qualitätskontrollwegen sichergestellt. Dieses Kontrollsystem hat jedoch eine begrenzte Kapazität. Wenn es nicht mehr richtig arbeitet, beeinträchtigt das die zelluläre Funktionsfähigkeit, was zu Stoffwechsel-, Krebs- und neurologischen Erkrankungen führen kann. Die Forschungsgruppe „Zell-nicht-autonome Regulation organismischer Proteostase“ will die molekularen Mechanismen entschlüsseln, die der Regulierung der Proteostase zugrundeliegen – ob im gesunden oder kranken Zustand. Dabei geht der Verbund der Annahme nach, dass die Proteostase durch Austauschmechanismen zwischen verschiedenen Geweben ausbalanciert wird. Ziel ist es, zu verstehen, wie die Qualitätskontrollwege organübergreifend funktionieren und auf Umwelt- und Stoffwechselveränderungen reagieren. (Sprecher: Professor Dr. David Vilchez, Universität Köln)
Phononen als elementare Anregung der Gitterschwingungen eines Festkörpers sind in der Regel in solche mit akustischen oder optischen Eigenschaften eingeteilt. Seit Kurzem werden in verschiedenen Bereichen der Festkörperphysik vermehrt die Besonderheiten von sogenannten chiralen Phononen untersucht. Die Forschungsgruppe „Chirale Phononen für die Spintronik_ChiPS“ möchte die physikalischen Eigenschaften dieser chiralen Phononen im Zusammenhang mit Magnetismus und der Spintronik, das heißt in Verbindung mit dem Spin von Elektronen, verstehen. Wie können chirale Phononen generiert, transportiert und aufgezeichnet werden? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, betrachtet der Verbund Zeit- und Längenkalen auf der atomaren Ebene, die bisher noch nicht untersucht wurden. Dies soll es ermöglichen, neue grundlegende Erkenntnisse über Phononen zu gewinnen und potenziell neue spintronische Anwendungen zu identifizieren. (Sprecher: Professor Dr. Ulrich Nowak, Universität Konstanz)
Beim Erwerb sprachlicher Fähigkeiten und bei der Sprachverarbeitung kommen Spracheigenschaften oberhalb der Lautebene eine wichtige Rolle zu. Dazu zählen Intonation, Satzmelodie, Sprechtempo und -rhythmus sowie Pausen – Prosodie ist der Überbegriff für all diese Elemente. Die Forschungsgruppe „Phonologisch schwache Einheiten: Erwerb, Verarbeitung und Modalität“ will die Rolle phonologisch schwacher Elemente, also zum Beispiel unbetonte oder reduzierte Silben, untersuchen. Bisher konzentrierte sich die (psycho-)linguistische Forschung hauptsächlich auf starke und prosodisch herausgehobene Elemente wie betonte Silben, also zum Beispiel „Nase“ oder „kaputt“, obwohl phonetisch reduzierte Formen wie [ge:m] für „geben“ in der gesprochenen Sprache häufig vorkommen. Der Verbund berücksicht Aspekte der Sprachverarbeitung, des Erwerbs und des Sprachwandels in der gesprochenen und geschriebenen Sprache und will damit eine Lücke in der Prosodieforschung schließen. (Sprecherin: Professorin Dr. Ulrike Domahs, Universität Marburg)
Die für eine weitere Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecher*innen und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):
Klinische Forschungsgruppe „Integration neuer Methoden zur Verbesserung von translationaler Nierenforschung (Sprecher: Professor Peter Boor, Ph.D., Universitätsklinikum Aachen)
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/445703531
Forschungsgruppe „Rolle des Eisenstoffwechsels in der osteohepatischen Achse – FerrOs“ (Sprecherin: Professorin Dr. Martina Rauner, TU Dresden)
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/436298031
Kolleg-Forschungsgruppe „Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer“ (Sprecherin: Professorin Dr. Birgit Emich, Universität Frankfurt am Main)
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/409663162
Forschungsgruppe „Suche nach Verletzung der Lepton-Familienzahl mit dem Mu3e-Experiment“ (Sprecher: Professor Dr. André Schöning, Universität Heidelberg)
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/443478861
Forschungsgruppe „Umweltveränderungen in Biodiversitäts-Hotspot-Ökosystemen Süd-Ecuadors: Systemantwort und Rückkopplungseffekte (RESPECT)“ (Sprecherin: Professorin Dr. Nina Farwig, Universität Marburg)
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/386807763
Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“ (Sprecher: Professor Dr. Mark Schweda, Universität Oldenburg)
https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/424883170
Weiterführende Informationen
Medienkontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de
Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecher*innen der Verbünde.
Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:
Julie Martin, Qualitäts- und Verfahrensmanagement, Tel. +49 228 885-2577, julie.martin@dfg.de
Zu den Forschungsgruppen der DFG:
www.dfg.de/for
www.dfg.de/kfo
www.dfg.de/kolleg_forschungsgruppen
Medienkontakt:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de
Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecher*innen der Verbünde.
Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:
Julie Martin, Qualitäts- und Verfahrensmanagement, Tel. +49 228 885-2577, julie.martin@dfg.de
http://www.dfg.de/for Forschungsgruppen der DFG
http://www.dfg.de/kfo Klinische Forschungsgruppen der DFG
http://www.dfg.de/kolleg_forschungsgruppen Kolleg-Forschungsgruppen der DFG
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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