Infarktpatienten suchen zu spät Hilfe, zeigt eine aktuelle Studie
München, Montag, 30. August 2004 - Wer einen Herzinfarkt erleidet, wartet oft viel zu lang zu, bis ärztliche Hilfe gerufen wird, warnten Mediziner heute auf dem Europäischen Kardiologenkongress in München. Selbst Patienten, die bereits einen Infarkt hinter sich haben, sind nicht vorsichtiger als andere. Mit dramatischen Folgen, denn die ersten Stunden nach dem Infarkt entscheiden oft über Leben und Tod. In Deutschland, warnen Kardiologen, verlängerte sich in den vergangenen Jahrzehnt die durchschnittliche Prähospitalzeit - also der Zeitabschnitt zwischen Infarkt und Behandlungsbeginn in einem Spital - von 166 auf 190 Minuten. Sie fordern eine länderübergreifende einheitliche Regelung.
"Nur 38 Prozent der Infarkt-Patienten suchen innerhalb der ersten Stunde nach der Attacke ärztliche Hilfe", berichtete Dr. Nicolas Bett von der australischen "National Heart Foundation" auf dem Europäischen Kardiologenkongress in München über eine aktuelle Studie. Besonders beunruhigend aus medizinischer Sicht: Auch jene Betroffenen, die bereits einmal einen Herzinfarkt erlitten oder eine Angioplastie oder Bypass-Operation hinter sich haben, nehmen offenbar die Infarkt-Symptome nicht ernster als "unerfahrene" Infarkt-Opfer, und kommen genauso spät in die Behandlung.
Die Herzinfarkt-Behandlung ist ein Wettlauf mit der Zeit: Denn entscheidend ist, möglichst rasch die blockierte Herzarterie wieder zu öffnen, um die Schädigung des Herzens nach Möglichkeit gering zu halten und die potenziell tödliche Folgen vermeiden zu können. Die meisten Todesfälle gibt es innerhalb der ersten Stunden nach dem Infarkt, und das vor allem, weil viele Betroffene zu spät zum Arzt oder in die Notaufnahme kommen, sagten heute Experten beim Kongress der Europäischen Kardiologenvereinigung (ESC), an dem in München derzeit 25.000 Herzspezialisten aus aller Welt teilnehmen.
DKG-Präsident Prof. Meinertz: Ungünstige Entwicklung in Deutschland
"Dass in der lebensbedrohliche Situation eines Herzinfarktes rasch und gezielt gehandelt wird, ist leider derzeit auch in Deutschland häufig nicht der Fall", sagte Prof. Dr. Thomas Meinertz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Besonders bedenklich sei, dass Berechnungen zufolge die durchschnittliche Prähospitalzeit - also der Zeitabschnitt zwischen dem Infarkt und dem Behandlungsbeginn in einem Krankenhaus - in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich zugenommen hat. Entsprechend der Studienergebnisse, vorgetragen von Prof. Jochen Senges aus Ludwigshafen, betrug sie 1995/96 noch 166 Minuten und verlängerte sich bis zu den Jahren 2001/02 auf 190 Minuten. Prof. Meinertz "Das erscheint besonders paradox, da gerade bei uns die Versorgung herzkranker Patienten sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich gut und - theoretisch - eine nahezu flächendeckende Notfallversorgung zur Verfügung steht."
Länderübergreifende einheitliche Regelung gefordert
Ziel einer Initiative der DGK in Zusammenarbeit mit der Deutschen Herzstiftung ist es nun, die Überlebenschancen von Herzinfarkt-Patienten zu verbessern. Prof. Meinertz: "Bei einer entsprechenden Optimierung der prästationären und stationären Behandlung von Herzinfarkt-Patienten lässt sich die Sterblichkeit nachweislich senken und auch das Langzeitüberleben verbessern. Dies ohne großen finanziellen Mehraufwand. Erfolgreich ist allerdings eine länderübergreifende einheitliche Regelung und ein vereinfachtes Meldesystem, zum Beispiel eine einheitliche Telefonnummer."
Kontakt für deutschsprachige Medien
Dr. Birgit Kofler
Roland Bettschart
B & K - Bettschart und Kofler Medien- und
Kommunikationsberatung GmbH
e-Mail:kofler@bkkommunikation.at
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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