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07.04.2025 09:55

Insekten-Oasen in Städten: Brachflächen haben großes Potenzial für den Artenschutz

Wenke Dargel Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Auf städtischen Brachflächen gibt es genauso viele Insekten wie in Naturschutzgebieten. Bei Wildbienen sind die ungenutzten Flächen sogar beliebter als die Schutzgebiete. Das zeigt eine neue Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) im Fachjournal "Basic and Applied Ecology" am Beispiel von 18 Untersuchungsgebieten in Sachsen-Anhalt. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise für einen effizienteren Artenschutz.

    Die Forschenden verglichen neun blütenreiche Flächen in Schutzgebieten mit neun blütenreichen städtischen Brachflächen. "Es gibt viele Naturschutzgebiete und -flächen. Bisher weiß man aber relativ wenig darüber, wie effizient diese sind und wie sie sich womöglich weiter verbessern lassen. Gleichzeitig gibt es in der Forschung Hinweise darauf, dass Brachflächen ein großes Potenzial für den Artenschutz haben können", sagt der Bienenforscher Prof. Dr. Robert Paxton von der MLU. In allen Untersuchungsgebieten stellten die Forschenden Fangfallen auf und erfassten zu festgelegten Zeiten Insektenbesuche an Pflanzen. So konnten sie bestimmen, welche und wie viele Insekten es in den Gebieten gibt. Um die Bestäubungsleistung zu messen, setzten sie im Gewächshaus gezüchtete Pflanzen aus, die zuvor keinen Kontakt mit Insekten hatten. Später zählten sie die von den Pflanzen produzierten Samen.

    Die Ergebnisse: Auf städtischen Brachflächen leben viele Insekten und auch viele verschiedene Insektenarten. Fliegen und Käfer kommen dort genauso häufig vor wie in Schutzgebieten, Wildbienen sogar noch häufiger. Die Bestäubung funktionierte in den Stadtgebieten besser: Dort produzierten die Pflanzen mehr Samen. Dagegen fanden die Forschenden in den Naturschutzgebieten mehr Schmetterlinge. "Stadtbrachen bieten vielen Bestäubern also mindestens genauso gute Bedingungen wie ausgewiesene Schutzgebiete", sagt der MLU-Biologe Dr. Panagiotis Theodorou. Der Forscher geht davon aus, dass sich die Ergebnisse auf viele andere Regionen in Mitteleuropa übertragen lassen.

    Bei den untersuchten Naturschutzgebieten handelt es sich um Natura 2000-Flächen. Diese Schutzgebiete umfassen 18 Prozent der Landfläche der Europäischen Union und dienen dem grenzüberschreitenden Erhalt von Tier- und Pflanzenarten. Die Brachflächen waren überwucherte Parkplätze, alte Industrieanlagen und andere Grünflächen. Diese bieten den Insekten neben Nahrung durch offene Bodenflächen und Totholz auch Nistplätze, was sie vermutlich attraktiv für Wildbienen macht. "In den Schutzplänen der Natura 2000-Gebiete spielen Wildbienen bislang keine Rolle. Durch einfache Maßnahmen könnten diese Flächen noch deutlich attraktiver für Bienen und weitere Insekten werden", sagt Paxton.


    Originalpublikation:

    Studie: Theodorou P. et al. Protected areas do not outperform urban wastelands in supporting insect pollinators and pollination in central Germany. Basic and Applied Ecology (2025).
    doi: 10.1016/j.baae.2025.02.001
    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1439179125000167?via%3Dihub


    Bilder

    Zwei gelbbindige Furchenbienen auf einer Brachfläche in Naumburg
    Zwei gelbbindige Furchenbienen auf einer Brachfläche in Naumburg
    Wilhelm Osterman
    Wilhelm Osterman


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Zwei gelbbindige Furchenbienen auf einer Brachfläche in Naumburg


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