idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
31.08.2004 13:27

Bohrlöcher auch bei deutlich niedrigeren Spülungsdrücken stabil als bisher angenommen

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Clausthaler und Edinburgher Wissenschaftler haben experimentell die zur Bestimmung der minimal zulässigen Spülungsdrücke wichtigen Biotschen und Skeptonschen Koeffizienten im Falle zweier realer norddeutscher Lagerstätten in Sand- und Tonsteinformationen bestimmt und kommen im Ergebnis zu deutlichen niedrigeren zulässigen Werten als bisher angegebenen. In der Praxis hat dies zur Konsequenz, dass in Sandsteinformationen mit einem wesentlich niederen Spülungsdruck gearbeitet werden kann, als bisher angenommen wurde - bei stabilen Bohrlochwänden.

    Die sicheren und wahrscheinlichen Erdgaslagerstätten in Deutschland, aus denen aufgrund ihrer Gesteinsstruktur gut gefördert werden kann, gehen in absehbarer Zeit zur Neige; es gibt aber noch solche jene Erdgasreserven, bei denen die Porenräume der Lagerstätten mit Tonmineralen verstopft sind und zudem die Porosität des Gesteins deutlich niedriger ist. Die Durchlässigkeit dieses Speichergesteins ist daher etwa 1000 Mal niedriger als in herkömmlichen Lagerstätten. Das Erdgas sitzt fest, der Fachmann nennt daher Lagerstätten diesen Typs "Tight Gas". Könnte man aus diesen Lagerstätten dennoch fördern, käme am allein in Deutschland auf zusätzliche 50 - 150 Milliarden m3 Erdgasreserven. "Tight" Gas gilt daher als Erdgasreserve der Zukunft, und es werden große Anstrengungen unternommen, sie trotz der Schwierigkeiten zu fördern. Hierbei kommt - unter anderem - die so genannte Under-balanced Drilling Technologie zum Einsatz. Bei ihr wird der Druck der Bohrspülung um einen definiert zulässigen niedrigeren Wert als den des umgebenden Gebirges eingestellt. So wird das Erdgas quasi in die Bohrung hineingesaugt. Eine der großen technischen Herausforderungen bei solchen Bohrungen ist, dennoch die Bohrlochwandung selbst stabil zu halten - es darf kein Gestein, das die Bohrung verstopfen könnte, in das Bohrloch hinein brechen.

    Clausthaler und Edinburgher Wissenschaftler haben nun in Laboruntersuchungen experimentell die zur Bestimmung der minimal zulässigen Spülungsdrücke wichtigen Biotschen und Skeptonschen Koeffizienten im Falle zweier realer norddeutscher Lagerstätten in Sand- und Tonsteinformationen bestimmt und kommen im Ergebnis zu deutlichen niedrigeren zulässigen Werten als den in der wissenschaftlichen Literatur bisher angegebenen. In der Praxis hat dies zur Konsequenz, dass in Sandsteinformationen mit einem wesentlich niederen Spülungsdruck gearbeitet werden kann, als bisher angenommen wurde -bei stabilen Bohrlochwänden. Bei Tonsteinformationen muss mit einer speziell entwickelten Spülung (2-Phasen Polyglycol oder Methylglucoside) eine osmotische Strömung vom Gebirge ins Bohrloch erzeugt werden, die zu einer positiven Stützwirkung für das Bohrloch im Tonstein führt und die damit das Bohrloch stabil hält.

    Die Untersuchungsergebnisse von Dr. Sommerville, Universität Edinburgh, und PD Dr.-Ing. Zhengmeng Hou, Institut für Aufbereitung und Deponietechnik, und Prof. Dr. Günter Pusch, Institut für Erdöl- und Erdgastechnik, beide TU Clausthal, wurden auf der Frühjahrstagung der DGMK 2004 am 29. und 30. April in Celle vorgestellt ( Wellbore stability in tight gas formation sandstone for under-balanced drilling with consideration of hydro-mechanical interaction, Hydro-mechanical and chemo-mechanical effects on wellbore stability in shale).

    Die Forschungen erfolgten im Rahmen eines Industrieprojektes sowie des EU-Programms "The European Infrastructure for Energy Reserve Optimisation (EIRO)".

    Weitere Informationen:
    Institut für Aufbereitung und Deponietechnik
    Professur für Deponietechnik und Geomechanik
    PD Dr.-Ing. Zhengmeng Hou
    Tel.: 0 5323 72 2347
    Fax: 0 5323 72 2341
    eMail: hou@tu-clausthal.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ifa.tu-clausthal.de/deponie/index.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).