idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.04.2025 10:49

Neue Erkenntnisse zu Dopamin bei fokaler kortikaler Dysplasie: Wie gestörte Signalwege epileptische Anfälle begünstigen

Jana Schäfer Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Bonn

    Bonn 16. April 2025 - Die fokale kortikale Dysplasie (FCD) Typ 2 ist eine angeborene Fehlbildung der Großhirnrinde, die häufig mit einer schwer behandelbaren Epilepsie einhergeht. In den betroffenen Arealen sind Nervenzellen und ihre Schichtstrukturen untypisch angeordnet, was eine medikamentöse Therapie oft erschwert. Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn hat nun, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Hinweise auf tiefgreifende Veränderungen im Dopamin-System bei FCD Typ 2 gefunden. Die Ergebnisse sind nun in der medizinischen Fachzeitschrift „Brain“ veröffentlicht worden.

    Dopamin ist ein zentraler Neurotransmitter, der unter anderem Aufmerksamkeit, Lernen und die Erregbarkeit neuronaler Netzwerke reguliert. Ob und wie dieses System bei FCD betroffen ist, war bislang weitgehend ungeklärt. Die aktuelle Studie zeigt, dass die dopaminerge Versorgung in den betroffenen Hirnarealen verändert ist. Zudem wurde eine gesteigerte Expression bestimmter Dopaminrezeptoren beobachtet – sowohl im menschlichen Gewebe als auch in einem korrespondierenden Mausmodell.

    Hinweise auf gestörte Modulation im sich entwickelnden Kortex

    „Unsere Daten deuten auf ein gestörtes dopaminerges System bei FCD Typ 2 hin“, erklärt Norisa Meli, Doktorandin der Universität Bonn am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie des UKB und Erstautorin der Studie. „Auffällig war dabei insbesondere die deutlich erhöhte Expression dopaminerger Rezeptoren in den Neuronen, die eine zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen spielen.“

    Diese Veränderungen könnten eine Rolle bei der Entstehung epileptischer Anfälle spielen – und möglicherweise auch erklären, warum viele Betroffene zusätzlich unter Konzentrationsproblemen oder Stimmungsschwankungen leiden.

    „Dopamin moduliert die Erregbarkeit neuronaler Netzwerke sowie deren Ausbildung im sich entwickelnden Kortex“, betont Prof. Sandra Blaess, Professorin für Neuroentwicklung am UKB und Mitglied im TRA „Life & Health“ der Universität Bonn. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Modulation bei FCD Typ 2 möglicherweise gestört ist – ein bislang kaum untersuchter Aspekt.“

    Prof. Albert Becker, Abteilungsleiter am Institut für Zelluläre Neurowissenschaften II des UKB und ebenfalls Mitglied im TRA „Life & Health“ der Universität Bonn, ergänzt: „Diese Erkenntnisse erweitern unser Verständnis der komplexen Neuropathologie von Dysplasien. Sie liefern wichtige Anhaltspunkte für neue potenzielle Therapieansätze, die über die reine Kontrolle der Anfälle hinausgehen könnten.“

    Die Studie kombiniert umfassende molekulare Analysen menschlicher Gewebeproben mit einem präklinischen Mausmodell, das die genetischen Veränderungen bei FCD Typ 2 abbildet. Die Forschenden hoffen, mit diesen Ergebnissen langfristig zu gezielteren und wirksameren Behandlungsstrategien beitragen zu können.

    Förderung: Die Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das BONFOR-Programm der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, das Projekt iBehave (Netzwerke 2021 - eine Initiative des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen) gefördert. Darüber hinaus wurde die Arbeit von der Epilepsiechirurgischen Biobank der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und der Open Access Finanzierung der Universität Bonn unterstützt.

    Publikation: Norisa Meli et al.: Alterations in dopaminergic innervation and receptors in focal cortical dysplasia; DOI: https://doi.org/10.1093/brain/awaf080


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Sandra Blaess
    Institut für Rekonstruktive Neurobiologie
    Universitätsklinikum Bonn
    TRA „Life & Health“
    Universität Bonn
    Sandra.Blaess@ukbonn.de

    Prof. Albert Becker
    Institut für Zelluläre Neurowissenschaften II
    Universitätsklinikum Bonn
    TRA „Life & Health“
    Universität Bonn
    Albert.Becker@ukbonn.de


    Originalpublikation:

    Norisa Meli et al.: Alterations in dopaminergic innervation and receptors in focal cortical dysplasia; DOI: https://doi.org/10.1093/brain/awaf080


    Bilder

    (v.l.) Prof. Sandra Blaess, Norisa Meli und Prof. Albert Becker haben in ihrer Studie neue Erkenntnisse zur Rolle des Dopamin-Systems bei fokaler kortikaler Dysplasie (FCD) Typ 2 gewonnen.
    (v.l.) Prof. Sandra Blaess, Norisa Meli und Prof. Albert Becker haben in ihrer Studie neue Erkenntni ...
    R. Müller
    Universitätsklinikum Bonn (UKB)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    (v.l.) Prof. Sandra Blaess, Norisa Meli und Prof. Albert Becker haben in ihrer Studie neue Erkenntnisse zur Rolle des Dopamin-Systems bei fokaler kortikaler Dysplasie (FCD) Typ 2 gewonnen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).