Am Mittwoch wurde in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern das Buch „Tödliche Ostseefluchten aus der DDR 1961 – 1989. Ein biografisches Handbuch“ präsentiert.
Die Publikation ist das Ergebnis der Arbeit eines Forschungsverbundes, der von 2018 bis 2023 Todesfälle von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern untersuchte, die die risikovolle Flucht in den Westen wagten.
Am Mittwoch (23. April) wurde in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern das Buch „Tödliche Ostseefluchten aus der DDR 1961 – 1989. Ein biografisches Handbuch“ präsentiert.
Die Publikation ist das Ergebnis der Arbeit eines Forschungsverbundes, der von 2018 bis 2023 Todesfälle von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern untersuchte, die die risikovolle Flucht in den Westen wagten.
Das zunächst vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Forschungsvorhaben setzte sich aus drei Teilprojekten zusammen, für die jeweils eine der drei Universitäten Berlin, Potsdam und Greifswald zuständig war.
Das Teilprojekt der Universität Greifswald wurde von Prof. Dr. Hubertus Buchstein geleitet und für vier Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern finanziert. Ziel war es, die Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee weiter zu untersuchen. Das Forschungsteam versuchte, genaue Zahlen der ertrunkenen Menschen bei Fluchtversuchen zu ermitteln und vor allem ihre Lebensgeschichten zu erforschen.
Dabei wurden insgesamt 656 Ertrinkungstote in der Ostsee für den Zeitraum von 1961 bis 1989 ermittelt, die auf einen Fluchthintergrund aus der DDR hin überprüft wurden. Von diesen ließen sich 135 als Fluchtversuche bestätigen, die tödlich ausgingen. Die meisten tödlichen Fluchtversuche über die Ostsee ereigneten sich kurz nach dem Mauerbau in den Jahren 1961 und 1962. Der Anteil der Frauen unter den Opfern betrug 10 Prozent; die meisten Flüchtlinge waren Jugendliche und junge Männer im Alter zwischen 16 und 30 Jahren.
Wegen auslaufender Bundesmittel stand das Projekt Anfang 2023 vor dem Aus. Die Landesregierung finanzierte die Fortführung des Teilprojektes in Greifswald mit 100.000 Euro aus dem Forschungsetat des Wissenschaftsministeriums die Fortführung und ermöglichte so die Fertigstellung des Buches und der dazugehörigen Forschungsarbeit.
Herausgegeben und finanziert wird die Buchauflage über die Landeszentrale für politische Bildung (LpB).
Prof. Hubertus Buchstein, Projektleiter an der Universität Greifswald, und Mitglieder und Autorinnen seines Forschungsteams, Dr. Jenny Linek, Merete Peetz und Jane Gerhardt stellten ihre Arbeit gemeinsam vor.
Ebenfalls an der Präsentation beteiligt waren LpB-Direktor Jochen Schmidt, der Leiter der Landesbibliothek Matthias Wehry, die Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt Rostock, Dr. Steffi Brüning und Staatsekretärin Susanne Bowen aus dem Wissenschafts- und Kulturministerium.
„Menschen, die in der DDR den gefährlichen Weg über die Ostsee zur Flucht wählten, wollten frei sein und über ihr Leben selbst bestimmen. Das war ihr einziges Vergehen. Die SED hat unermessliches Leid verursacht, für die Flüchtlinge und ihre Angehörigen“, so Staatssekretärin Susanne Bowen in ihrem Grußwort: „Das Forschungsprojekt und die daraus entstandene Publikation zeichnen persönliche Schicksale und persönliches Leid nach. Und sie dokumentieren auch den überzeichneten, autoritären Besitzanspruch, den das DDR-Regime gegenüber den Menschen hatte. Ich bin froh, dass wir bei der Fertigstellung dieser wichtigen Forschungsarbeit helfen konnten.“
Der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Jochen Schmidt: „Das Buch gibt den Toten ihre Namen und ihre Gesichter und damit ihre Würde zurück. Durch die intensive Kooperation zwischen Forschenden und historisch-politischen Bildnern gelingt außerdem ein beeindruckender Transfer der Ergebnisse für die konkrete Bildungsarbeit in Mecklenburg-Vorpommern.“
Das Buch ist im Online-Shop der LpB MV für 25 Euro zu erwerben:
https://www.lpb-mv.de/nc/publikationen/detail/toedliche-ostseefluchten-aus-der-d...
Auch online sind die Forschungsergebnisse und Interviews einsehbar auf https://www.eiserner-vorhang.de/projekt/ostsee/index.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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