idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.04.2025 15:15

Frühkindlicher Stress kann die Widerstandsfähigkeit weiblicher Mäuse stärken

Annalena Huber Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

    Stress in der frühen Lebensphase (early life stress, ELS), kann überraschende Vorteile für weibliche Mäuse haben und emotionale Regulierung sowie Denkleistung verbessern. Eine bahnbrechende Studie ermittelt ein entscheidendes Protein, FKBP51, das eine Schlüsselrolle in diesem Anpassungsprozess spielt. Wenn Forschende verstehen, wie ELS bei den Geschlechtern unterschiedlich zur Resilienz beiträgt, können sie besser nachvollziehen wie psychische Erkrankungen entstehen und so potenzielle Behandlungen finden.

    Während Stress in der frühen Lebensphase oft mit einer höheren Anfälligkeit für psychische Erkrankungen wie Depression und Angst in Verbindung gebracht wird, zeigt diese Studie unter der Leitung von Lotte van Doeselaar und Mathias Schmidt vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie, dass mäßiger Stress bei weiblichen Mäusen tatsächlich die Widerstandsfähigkeit stärken kann. Die WissenschaftlerInnen stellten fest, dass weibliche Mäuse, die ELS ausgesetzt waren, weniger Angst zeigten und in Stresssituationen eine bessere Gedächtnisleistung aufwiesen. Dieser positive Effekt war jedoch bei Mäusen, denen FKBP51 in den glutamatergen Vorderhirnnervenzellen fehlte, nicht vorhanden, was die entscheidende Rolle des Proteins unterstreicht.

    „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass FKBP51 eine Art Vermittler ist, der es weiblichen Mäusen ermöglicht, sich an zukünftige Herausforderungen anzupassen und erfolgreich mit ihnen umzugehen“, erklärt Lotte van Doeselaar, Erstautorin der Studie. “Das ist ein deutlicher Kontrast zur bisherigen Auffassung, dass Stress in der frühen Lebensphase ausschließlich schädlich ist.“

    Die kürzlich in Nature Communications veröffentlichte Studie deckte auch geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Während weibliche Mäuse ausgeprägte Verhaltens- und Gehirnveränderungen zeigten, waren die Auswirkungen bei männlichen Mäusen weniger deutlich. Das zeigt, dass die Mechanismen der Anpassung an Stress zwischen den Geschlechtern unterschiedlich sein könnten.

    Darüber hinaus bestimmten die Forschenden einen Transkriptionsfaktor, TCF4, als potenziellen nachgeschalteten Effektor von FKBP51. Die verstärkte Produktion von TCF4 bei weiblichen Mäusen hatte ähnlich positiven Auswirkungen wie die von ELS, was auf seine Rolle bei der Förderung der Widerstandsfähigkeit hinweist.

    „Psychische Erkrankungen sind ein globales Gesundheitsproblem, und das Verständnis der biologischen Grundlagen ist unerlässlich, um wirksame Behandlungen zu entwickeln“, sagt Mathias Schmidt, leitender Autor der Studie. „Unsere Forschung beleuchtet das komplexe Zusammenspiel zwischen Genen und Umwelt und zeigt, wie frühe Erfahrungen die langfristige psychische Gesundheit beeinflussen können.“ Diese Studie bringt die Forschenden einen Schritt näher an das Ziel, effektivere Behandlungen für psychische Erkrankungen zu entwickeln.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    PD Dr. Mathias Schmidt (mschmidt@psych.mpg.de)


    Originalpublikation:

    Lotte van Doeselaar et al.: FKBP51 in glutamatergic forebrain neurons promotes early life stress inoculation in female mice, Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-025-57952-x


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).