Wissenschaftliche Publikation beleuchtet ein zukunftsweisendes Berufsbild im Gesundheitswesen – vom Studium bis zum praktischen Einsatz. Zwei der Herausgeber lehren an der SRH University und engagieren sich seit Jahren für die Akademisierung medizinischer Berufe.
Nach Berechnungen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) werden in Deutschland bis 2040 rund 50.000 Ärzt:innen fehlen, um die derzeitige medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten. In diesem Kontext rückt mit der Veröffentlichung des ersten umfassenden Fachbuchs über Physician Assistants (PAs) in Deutschland ein Berufsbild in den Fokus, das angesichts des wachsenden Ärzt:innen-Mangels zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zwei der Herausgeber, Prof. Dr. med. Henrik Herrmann und Prof. Dr. med. Thomas Fleischmann, lehren an der SRH University in Bachelor- und Masterstudiengängen Physician Assistant und sehen in der Akademisierung von Gesundheitsberufen eine zentrale Zukunftsaufgabe.
Aktuell sind in Deutschland rund 1.800 Physician Assistants mit einem abgeschlossenen Bachelorstudium tätig. Die Dynamik im Studienbereich ist jedoch beachtlich: Allein im vergangenen Wintersemester haben etwa 1.700 neue Studierende ein PA-Studium begonnen. Insgesamt sind derzeit etwa 5.000 PA-Studierende in Deutschland eingeschrieben. Die Masterprogramme stecken mit etwa 100 Studierenden noch in den Anfängen – ein Umstand, der sich durch die notwendige Vorqualifikation über das Bachelorstudium erklärt.
„In vielen europäischen Ländern – etwa in Großbritannien, Irland oder den Niederlanden – wurde früher mit der Akademisierung begonnen. In Deutschland nimmt die Entwicklung nun Fahrt auf. Die Zeit ist reif, das Berufsbild differenziert zu betrachten und aktiv weiterzuentwickeln“, sagen Prof. Dr. med. Henrik Herrmann und Prof. Dr. med. Thomas Fleischmann, beide Mitherausgeber des Buches.
Unterstützung auf Augenhöhe
Physician Assistants übernehmen delegierbare Aufgaben und unterstützen Ärzt:innen sowohl in der direkten Patient:innen-Versorgung als auch bei organisatorischen und administrativen Tätigkeiten. Dazu zählen u. a. Anamnesegespräche, körperliche Untersuchungen, die Durchführung diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen sowie die Mitwirkung bei Eingriffen. Sie arbeiten stets im ärztlich geleiteten Team, in Delegation und unter Supervision – eigenständig, aber nicht unabhängig.
Einsatzbereiche sind vor allem Kliniken, medizinische Versorgungszentren (MVZ) und zunehmend auch Arztpraxen. Hier ermöglichen PAs eine bessere Versorgungskontinuität und tragen zur Entlastung der ärztlichen Kolleg:innen bei – besonders in Zeiten personeller Engpässe. „Physician Assistants helfen, die Versorgungsqualität zu sichern – nicht als Ersatz für Ärzt:innen, sondern als qualifizierte Ergänzung“, so Prof. Dr. med. Henrik Herrmann.
Antwort auf den Ärzt:innen-Mangel
Die Einführung und Verbreitung des PA-Berufs bergen Chancen und Herausforderungen zugleich. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und dem zunehmenden Ausscheiden der Baby-Boomer-Generation aus dem ärztlichen Dienst gewinnt das Thema an Brisanz. Schon jetzt sind die Folgen des Ärzt:innen-Mangels spürbar – vor allem in ländlichen Regionen.
„Physician Assistants können helfen, einen Leistungsabbau im Gesundheitswesen zu reduzieren. Voraussetzung dafür ist aber eine klar geregelte Berufsstruktur – idealerweise durch ein Berufsgesetz“, konstatiert Prof. Dr. med. Thomas Fleischmann.
Während das Interesse auf Seiten der Kliniken, MVZ und Praxen kontinuierlich wächst, ist die politische Rahmensetzung bislang ausgeblieben. Hochschulen wie die SRH University leisten hier wichtige Pionierarbeit – sie bilden aus, vernetzen Wissenschaft und Praxis und tragen dazu bei, das Berufsbild weiter zu schärfen.
Meilenstein für ein neues Berufsbild
Mit dem neu erschienenen Fachbuch liegt nun erstmals eine systematische Darstellung des Berufs in deutscher Sprache vor. Behandelt werden u. a. Studium, Kompetenzen, Einsatzbereiche sowie Zukunftsperspektiven. „Das Buch ist ein Meilenstein für das Berufsbild in Deutschland – es zeigt, was ist und was möglich sein könnte“, betont Prof. Dr. med. Henrik Herrmann.
Für die kommenden Jahre ist ein weiterer Anstieg der Studierendenzahlen zu erwarten – und mit ihm eine Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten in der Versorgung.
Hintergrund
Aktuell bietet die SRH University zwei Bachelor- sowie zwei Master-Studiengänge im Bereich Physician Assistant an: B. Sc. Physician Assistant (ohne Vorausbildung), B. Sc. Physician Assistant (mit Vorausbildung), M. Sc. Physician Assistant – Klinische Notfallmedizin sowie M. Sc. Physician Assistant – Ambulante Versorgung. Weitere Master-Studiengänge sind derzeit in Planung.
Weiterführende Informationen
SRH University
Die SRH University ist aus der Verschmelzung der fünf Präsenzhochschulen der SRH entstanden. Sie gehört zur SRH, einem der größten Anbieter für Bildung und Gesundheit in Deutschland. Mit über 50 Jahren Erfahrung in der Hochschulbildung strebt die SRH University an, Fachkräfte von morgen auszubilden und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen.
Derzeit studieren rund 10.000 Studierende an 18 bundesweiten Standorten der Hochschule, darunter Studierende aus über 120 Ländern. Damit leistet die SRH University einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Die SRH University legt großen Wert auf Offenheit, Vielfalt und zeitgemäße Bildungskonzepte, die Präsenz- und Online-Lehre miteinander kombinieren.
SRH | Gemeinsam für Bildung und Gesundheit
Als Stiftung mit führenden Angeboten in den Bereichen Bildung und Gesundheit begleiten wir Menschen auf ihren individuellen Lebenswegen. Unserer Leidenschaft fürs Leben folgend, helfen wir ihnen aktiv bei der Gestaltung ihrer Zukunft, hin zu einem selbstbestimmten Leben. Mit fast 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 1,25 Mio. Kunden erwirtschaften wir einen Umsatz von rund 1,4 Mrd. Euro (2023).
Die 1966 gegründete SRH ist heute eines der größten Bildungs- und Gesundheitsunternehmen Deutschlands mit bundesweit rund 80 Standorten. Hauptsitz der SRH ist Heidelberg.
Prof. Dr. med. Henrik Herrmann
henrik.herrmann@srh.de
Prof. Dr. med. Thomas Fleischmann
thomas.fleischmann@srh.de
Herrmann H. et al. (Hrsg.) (2025): Physician Assistants in Deutschland. Rahmenbedingungen, Studium, Implementierung. Berlin: MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-95466-903-5
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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