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24.04.2025 11:52

Europa erwärmt sich am schnellsten: Gesundheitsgefahr durch Hitze gehört längst zum Alltag – und braucht Strategien

Dr. Andreas Mehdorn Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Sie kommt ohne Sirene, sie löst keinen Lockdown aus – und kostet
    doch jedes Jahr Tausende von Menschenleben: Hitze ist längst zur unsichtbaren
    Gesundheitskrise geworden. Allein im Sommer 2022 starben in Deutschland rund 9100
    Menschen an den Folgen extremer Hitze (1) – deutlich mehr als durch Verkehrsunfälle und
    Drogenkonsum zusammen. Dennoch fehlen vielerorts grundlegende Schutzmaßnahmen. Der
    131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) widmet sich im
    Rahmen seines Schwerpunktthemas „Resilienz – sich und andere stärken" der Frage, wie der
    gesundheitliche Hitzeschutz systematisch gestärkt werden kann.

    Auf der Eröffnungspressekonferenz am 3. Mai 2025 werden konkrete Strategien aus ärztlicher Sicht vorgestellt. Medienschaffende können sich bereits jetzt für die Teilnahme an der Pressekonferenz online oder in Präsenz anmelden.

    „Hitze ist das größte durch den Klimawandel bedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland – und es trifft eine zunehmend vulnerable Bevölkerung“, sagt Dr. med. Martin Herrmann, Mitbegründer und Vorsitzender von KLUG e. V. (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit). Hitzewellen gefährden vor allem ältere und chronisch kranke Menschen, belasten das Gesundheitssystem und können sich zu Katastrophenlagen mit großflächigen Versorgungsengpässen entwickeln. Gerade ältere Menschen verlieren mit zunehmendem Alter die Fähigkeit zur effektiven Thermoregulation, also der Anpassung des Körpers an hohe Umgebungstemperaturen. Gleichzeitig sind sie häufiger von Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Lungenerkrankungen betroffen, die sich durch Hitzebelastung verschlimmern können. Bestimmte entwässernde oder Blutdruck senkende Medikamente können zudem die körpereigene Wärmeregulation stören. Zudem erhöhen kognitive Einschränkungen, Immobilität und soziale Isolation das Risiko, eine Hitzewelle nicht rechtzeitig wahrzunehmen oder nicht angemessen darauf zu reagieren. „Für diese Betroffenen ist Hitze keine Unannehmlichkeit, sondern ein potenziell lebensbedrohlicher Stressor“, so Herrmann. Die Folgen reichen von Dehydrierung über Herzinfarkt bis hin zum plötzlichen Todesfall.

    Bündnisse, Bildung und Beratung: Hitzeaktionstag am 4. Juni
    Trotz der alarmierenden Situation und der weiter fortschreitenden Klimakrise steht der gesundheitliche Hitzeschutz in der gesundheitspolitischen Debatte noch am Anfang. „Umso wichtiger ist es, dass die Ärzteschaft nicht auf politische Rahmenbedingungen wartet, sondern dort handelt, wo sie bereits heute Einfluss hat“, sagt Herrmann. Dazu zählt vor allem, Patientinnen und Patienten in Praxen und Kliniken gezielt über Hitzefolgen zu informieren und eine sogenannte klimasensible Gesundheitsberatung anzubieten. Ärztinnen und Ärzte sollten sich zudem aktiv an regionalen Hitzeaktionsplänen beteiligen, ihre Stimme in gesundheits- und klimapolitischen Debatten einbringen und über mögliche Risiken aufklären – etwa im Rahmen des bundesweiten Hitzeaktionstags am 4. Juni 2025, der von der Bundesärztekammer und KLUG e. V. organisiert wird; in Kooperation mit über 50 Partnerinstitutionen aus dem Gesundheitswesen, der Pflege, den Kommunen und der Zivilgesellschaft. Auch im medizinischen Alltag gibt es Handlungsspielraum: durch klimabewusste Medikamentenwahl, notwendige Anpassung der Dosierung von Medikamenten, die Vermeidung medizinischer Überversorgung oder eine gesündere, pflanzenbetonte Ernährung in Versorgungseinrichtungen. Nicht zuletzt fordert der DGIM-Kongress dazu auf, Klima- und Gesundheitswissen fest in Lehre, Fortbildung und auch in den Organisationsstrukturen von Krankenhäusern und Praxen zu verankern – damit sie langfristig resilienter und nachhaltiger werden.

    DGIM-Kongress als Plattform für konkrete Handlungsperspektiven
    „Die Innere Medizin steht vor der Aufgabe, nicht nur Krankheiten zu behandeln, sondern aktiv Gesundheitsgefahren vorzubeugen – auch vor dem Hintergrund der Klimakrise“, betont auch Kongresspräsident Professor Dr. med. Jan Galle. Unter „Klimaresilienz“ verstehe man die Verbindung von Klimaanpassung und Klimaschutz – ein Konzept, das für die Zukunftsfähigkeit von Gesundheitssystemen von größter Bedeutung sei. Mit Vorträgen, Diskussionsforen und Workshops bietet der DGIM-Kongress 2025 Raum für Wissenstransfer und praxisnahe Strategien. Die Session „Klimaresilienz – Traum oder Wirklichkeit?“ (4. Mai 2025, 8:00 Uhr) und das Forum „Resilienz angesichts der planetaren Gesundheitskrise“ (3. Mai 2025, 14:45 Uhr) stellen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Diskussion und fördern die interprofessionelle Vernetzung. „Wir Internistinnen und Internisten müssen aufhören, Hitze als Ausnahmesituation zu behandeln“, sagt Herrmann. „Sie ist Teil unseres Alltags. Und den müssen wir medizinisch gestalten – bevor er uns gesundheitlich überfordert.“

    Quelle:
    (1) https://www.aerzteblatt.de/archiv/hitzeassoziierte-mortalitaet-im-extremsommer-2...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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