idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
24.04.2025 17:30

Helmholtz Drug Discovery Conference kommt nach Berlin

Jana Schlütter Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Vom 28. bis 30. April treffen sich führende Wirkstoffforscher*innen und Unternehmen am Max Delbrück Center. Auf der Helmholtz Drug Discovery Conference 2025 werden sie über RNA-basierte Therapien, PROTACs, KI für die Medikamentenentwicklung und Chemoproteomik diskutieren und neue Kooperationen schmieden.

    Das Max Delbrück Center richtet in diesem Jahr die internationale Helmholtz Drug Discovery Conference (HDDC) aus. Sie findet vom 28. bis 30. April auf dem Campus in Berlin-Buch statt. Etwa 250 Expert*innen diskutieren dann über neue Therapeutika, die zum Beispiel auf RNAs basieren, sowohl als Wirkstoff als auch als Zielmolekül, oder über PROTACs (Proteolysis Targeting Chimeras) – eine vielversprechende Klasse von Medikamenten, die wirksamer sind als kleine Moleküle (small molecules). Auf der dreitägigen Konferenz berät außerdem ein Gremium, wie man mjthilfe künstlicher Intelligenz neue Wirkstoffkandidaten identifizieren kann und lotet die Fortschritte in der Chemoproteomik aus, einer sehr genauen und ausgefeilten Methode zur Medikamentenentwicklung.

    Die HDDC findet alle zwei Jahre statt und wird von der Drug Research Initiative organisiert. An dem Konsortium sind alle „Helmholtz Health“-Forschungszentren beteiligt. „Die Helmholtz Drug Discovery Conference spiegelt unser Bestreben wider, innovative Therapeutika schneller zu entwickeln und damit besonders drängende medizinische Herausforderungen unserer Zeit anzugehen“, sagt Professorin Maike Sander, Vizepräsidentin Helmholtz Health und Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center. „Indem wir führende Köpfe aus Forschung, Klinik und Industrie zusammenbringen, schaffen wir ein dynamisches Arbeitsumfeld, in dem medizinische Durchbrüche möglich sind. Ich bin besonders gespannt darauf, wie neue Technologien – sei es KI oder Chemoproteomik – die Zukunft der Wirkstoffforschung prägen werden.“

    „Die meisten Vorträge werden sich auf RNA-basierte Strategien konzentrieren“, sagt Professor Michael Bader, Leiter der Arbeitsgruppe „Molekularbiologie von Hormonen im Herz-Kreislaufssystem“ am Max Delbrück Center und Mitorganisator der Konferenz. „Das Thema wurde bei früheren Tagungen eher am Rande diskutiert, wird aber immer wichtiger.“

    Professor Thomas Thum, Direktor des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien an der Medizinischen Hochschule Hannover, hat zum Beispiel anhand von ultradünnen Schnitten menschlichen Herzgewebes das RNA-Molekül miR-21 untersucht – diese microRNA (miRNA) reguliert entzündliche und fibrotische Gene, die eine Versteifung des Herzmuskelgewebes auslösen. Er wird darüber berichten, wie sein Forschungsteam ein Antisense-RNA-Molekül entwickelt hat, das wie ein Spiegelbild wirkt, an die microRNA bindet und sie ausschaltet. Das Molekül kann die Versteifung teilweise rückgängig machen und das Herzgewebe elastischer machen.

    Die Doktorandin Isabell Drath von der Tierärztlichen Hochschule Hannover wird ihre Forschung zu neuen Nanopartikeln präsentieren, die siRNA (small interfering RNA) oder miRNA für die Parkinson-Therapie über die Nase ins Gehirn transportieren können. Professorin Michelle Hastings von der Medizinischen Hochschule der Universität Michigan wird Antisense-Oligonukleotide vorstellen, die ihr Team entwickelt hat. Diese kurzen Nukleinsäuresequenzen koppeln an ein Ziel in der RNA und verändern damit dessen Translation in Proteine. In diesem Fall bieten sie die Chance, die Spielmeyer-Vogt-Krankheit (Batten-Syndrom) zu behandeln, eine tödliche genetische Erkrankung.

    Workshop und „Flash Talks“ von Vertreter*innen der Industrie

    Neben den wissenschaftlichen Vorträgen und Diskussionen wird es auch einen Workshop der Wirkstoffscreening-Plattform EU-OPENSCREEN sowie Vorträge von Start-ups und etablierten Unternehmen geben. EU-OPENSCREEN ist eine gemeinnützige europäische Forschungsinfrastruktur für chemische Biologie und frühe Wirkstoffforschung, erklärt Dr. Edgar Specker, Leiter des Compound Management am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und Mitorganisator der Konferenz. Die Zentrale von EU-OPENSCREEN und das Labor für Wirkstoffmanagement sind auf dem Forschungscampus in Berlin-Buch angesiedelt. Forscher*innen aus der ganzen Welt haben hier freien Zugang zu hochmodernen Plattformen für Wirkstoffscreening, medizinische Chemie, Chemoproteomik und räumliche Massenspektrometrie-basierte Omics.

    „Die Konferenz soll nicht nur ein Austausch unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sein“, sagt Bader. „Hier können sich auch Unternehmen und Start-ups, die in dem Feld tätig sind, vorstellen und Kooperationen mit der Forschung anstoßen.“ Während der Start-up-Session am Dienstagnachmittag werden unter anderem Absea Biotechnology und FyoniBio ihre Arbeit präsentieren, beide sind Ausgründungen aus dem Max Delbrück Center und auf dem Campus Buch ansässig sind. Der High-Tech Gründerfonds, eine öffentlich-private Risikokapitalgesellschaft mit Sitz in Bonn, wird ebenfalls an den Diskussionen teilnehmen.

    Neue Medikamente entwickeln, die Industrie einbeziehen

    Die eingeladenen Unternehmen entwickeln neben den RNA-basierten auch andere Arten von Therapeutika. Ein Beispiel sind PROTACS: Anders als herkömmliche Medikamente (small molecules) bauen sie krankheitsverursachende Proteine aktiv ab, anstatt sie nur zu hemmen. Dadurch sind sie wirksamer. Bei der Chemoproteomik werden alle Proteine in Zellen – auch mit Technologien wie der Massenspektrometrie – untersucht und so genau ermittelt, wo Medikamente in den Zellen binden.

    „Diese Konferenzen waren immer eine Plattform für einen lebendigen Austausch zwischen Forscherinnen und Forschern sowie der Industrie. Die HDDC 2025 knüpft gern an diese Tradition an“, sagt Bader. „Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen, neue Ideen für die Kommerzialisierung zu erarbeiten. Und wir wollen Forschende inspirieren, Unternehmen zu gründen, damit sie ihre Ergebnisse so weiterzuentwickeln, dass sie Patient*innen einen echten Nutzen bringen.“

    Die Medien sind zur Teilnahme an der Konferenz eingeladen. Bitte melden Sie sich über presse@mdc-berlin.de an.

    International Helmholtz Drug Discovery Conference

    Wann?
    28. April 2025, 12 Uhr – 30. April 2025, 13:30 Uhr

    Wo?
    Max Delbrück Communications Center (MDC.C), Robert-Rössle-Str. 10, 13125 Berlin

    Max Delbrück Center

    Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft legt mit seinen Entdeckungen von heute den Grundstein für die Medizin von morgen. An den Standorten in Berlin-Buch, Berlin-Mitte, Heidelberg und Mannheim arbeiten unsere Forschenden interdisziplinär zusammen, um die Komplexität unterschiedlicher Krankheiten auf Systemebene zu entschlüsseln – von Molekülen und Zellen über Organe bis hin zum gesamten Organismus. In wissenschaftlichen, klinischen und industriellen Partnerschaften sowie in globalen Netzwerken arbeiten wir gemeinsam daran, biologische Erkenntnisse in praxisnahe Anwendungen zu überführen – mit dem Ziel Frühindikatoren für Krankheiten zu identifizieren, personalisierte Behandlungen zu entwickeln und letztlich Krankheiten vorzubeugen. Das Max Delbrück Center wurde 1992 gegründet und vereint heute eine vielfältige Belegschaft mit 1.800 Menschen aus mehr als 70 Ländern. Wir werden zu 90 Prozent durch den Bund und zu 10 Prozent durch das Land Berlin finanziert.


    Weitere Informationen:

    https://www.mdc-berlin.de/de/HDDC2025 - Konferenz-Webseite mit Programm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).