Hautkrebs-Prävention: zielgruppenspezifisch und digital weiterentwickeln
Prävention und Früherkennung von Hautkrebs müssen in den kommenden Jahren intensiviert werden. Auf der einen Seite ist ein Anstieg der Erkrankungsfälle angesichts der älter werdenden Bevölkerung zu erwarten. Andererseits erfordert es der Klimawandel mit mehr Sonnenstunden und UV-Strahlung, dass Jung und Alt über Sonnenschutz-Strategien in Freizeit und Beruf informiert werden.
Weshalb UV-Schutz zielgruppenspezifisch entwickelt werden muss, was Früherkennung von Hautkrebs heutzutage leisten kann und welche Rolle Dermatologinnen und Dermatologen übernehmen können, sind Fragen, die auf der Online-Pressekonferenz der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e. V. (DDG) am 29. April 2025 zum Auftakt der DDG-Tagung (30.04. – 03.05.2025) in Berlin diskutiert werden.
Der schwarze Hautkrebs (Melanom) und der weiße Hautkrebs (Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom und Vorstufen wie aktinische Keratosen) gehören zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die Erkrankungszahlen haben sich in Deutschland laut BARMER Arzt-Report (2025) bei der Diagnose schwarzer Hautkrebs seit dem Jahr 2005 mehr als verdoppelt, beim weißen Hautkrebs haben sich die Fallzahlen sogar nahezu verdreifacht. Ein weiterer besorgniserregender Punkt kommt hinzu: Die Geburtenjahrgänge ab Ende der 1950er Jahre des 20. Jahrhunderts haben ein noch höheres Risiko für schwarzen Hautkrebs. Bei den 1968 geborenen Frauen lag das Risiko für schwarzen Hautkrebs doppelt so hoch wie im Jahrgang 1952. Die Gründe sind vielfältig. „Schwere Sonnenbrände in jüngeren Jahren hinterlassen bleibende Schäden. Jetzt werden die Spätfolgen einer Zeit sichtbar, in der Sonnenbaden ohne ausreichenden Schutz vor der UV-Strahlung weit verbreitet war“, erklärt Prof. Dr. med. Mark Berneburg, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Regensburg und Tagungspräsident der DDG.
Es ist zu befürchten, dass die Zahl der Betroffenen weiter steigt. „Gerade für ältere Menschen sind Screenings jetzt umso wichtiger, um eine mögliche Hautkrebserkrankung frühzeitig zu entdecken“, ergänzt Berneburg. Seit 2008 besteht für gesetzlich Versicherte in Deutschland ab 35 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening.
Im Grundsatz wissen die allermeisten Menschen, dass UV-Strahlung und das Risiko für Hautkrebs in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (repräsentative Befragung zum Thema „UV-Schutz und Verhalten“, 2024) ist das Bewusstsein vieler Menschen beim UV-Schutz gestiegen: mehr Personen schützen sich vor ultravioletter Strahlung, indem sie längere Aufenthalte in der Sonne vermeiden. Im Jahr 2022 gaben 76% der Befragten an, dies immer oder manchmal zu tun, 2024 waren es bereits 82%. Dabei spielte offenbar auch der Klimawandel eine Rolle. „Diese Tendenz, Sonne und damit UV-Strahlung zu meiden, ist erst einmal sehr positiv. Aber es gibt noch immer die gravierende Fehleinschätzung, dass eine gewisse Bräunung gesund sei“, erklärt Berneburg und verweist auf die Umfrage, bei der mehr als ein Viertel (27%) der Befragten an den Mythos der gesunden Bräune glauben. „In Wirklichkeit bedeutet Bräune, dass die Haut bereits geschädigt ist“, sagt Berneburg. Aber etwas verändert sich: Gerade junge Frauen interessieren sich für die Risiken von UV-Strahlung und befassen sich damit im Kontext von Hautpflege und Anti-Aging-Maßnahmen. Der Mythos „braungebrannte Haut = schön und gesund“ muss aufgelöst werden.
„Den Schutz vor Hautkrebs an das Thema Schönheit und Hautalterung zu koppeln, ist ein möglicher Weg. Es geht ja in erster Linie darum, Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und über Risiken aufzuklären“, bemerkt Berneburg. UV-Licht bedingte vorzeitige Hautalterung ist eben nicht nur ein ästhetisches Problem.
Dass Aufklärung zu präventiven Maßnahmen nach Zielgruppen sortiert, besser gelingt, zeigen die erfolgreichen Kampagnen zum Thema berufsbedingte Hautkrebserkrankungen. Outdoor-Worker wie beispielsweise Arbeitende auf dem Bau, in der Landwirtschaft, im Gartenbauwesen konnten durch die Zusammenarbeit mit Betriebsmedizinerinnen und -Medizinern und Arbeitgebern erreicht werden. Das Thema ist im beruflichen Kontext angekommen.
Hautkrebsprävention sollte Thema bei jeder Konsultation in der dermatologischen Praxis sein. Besonders bei Risikopatientinnen und -Patienten – etwa Menschen mit heller Haut, hoher UV-Belastung im Beruf oder in der Freizeit (Sport, Gartenarbeit) oder familiärer Vorbelastung – sollten Beratung und Dokumentation des Hautstatus zur Routine werden.
Die klassische Prävention setzt auf Aufklärung über Sonnenschutzmaßnahmen: regelmäßige Anwendung von Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, schützende Kleidung, Sonnenbrille und Kopfbedeckung, Meiden der intensiven Sonneneinstrahlung zwischen 11 und 15 Uhr sowie der Verzicht auf Sonnenbäder und Bräunen im Solarium.
Der Einsatz von KI-gestützten Tools zur Erkennung auffälliger Hautveränderungen kann die Früherkennung verbessern. „Hier besteht großes Potenzial, die Qualität der Früherkennung zu steigern – vorausgesetzt, Technik und ärztliche Erfahrung gehen Hand in Hand“, sagt Berneburg.
Zusammen mit zielgruppen-orientierter Aufklärung, digitaler Kommunikation via Social Media und einem qualitativen Ausbau der Früherkennung kann es gelingen, dem Anstieg der Hautkrebserkrankungen entgegenzutreten.
Literatur:
BARMER Arztreport 2025. Hautkrebs – Häufigkeit und Risikofaktoren. Dr. Thomas G. Grobe, Dr. Patrizio Vanella, Prof. Dr. Joachim Szecsenyi. 2025
Bundesamt für Strahlenschutz. Ressortforschungsberichte zum Strahlenschutz: Was denkt Deutschland über Strahlung? Umfrage 2024. Abschlussbericht. Vorhaben 3623S72213. 2024. https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2024121149061/1/BfS_2024_36...
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Terminhinweise:
Online-Pressekonferenz zum Auftakt der 53. DDG-Tagung
Termin: Di, 29. April 2025, 11 bis 12 Uhr
Einwahllink: https://zoom.us/meeting/register/aIprsPJ9TZWxP_MwRy7Gpg
Kenncode: 453384
Zum Programm der Pressekonferenz
Teilnahme an der Pressekonferenz:
Sie können unabhängig von einer Anmeldung zur DDG-Tagung an der Online-Pressekonferenz teilnehmen! Entweder melden Sie sich zur Pressekonferenz per Mail an (d.arnold@derma.de), zusammen mit der Tagungsregistrierung/Anmeldung (Zur Registrierung) oder aber spontan am Tag der Pressekonferenz via Zoom-Link und vorgeschaltetem Formular.
S05
NVKH meets NVK: Herausforderungen zur Versorgung von Hautpatienten in Zeiten des demografischen Wandels
Vorsitz: Prof. Matthias Augustin, Prof. Christoffer Gebhardt, Dr. Ralph M. von Kiedrowski
Termin: 30. April 2025, 15:30-17:00 Uhr
Ort: Saal A2, CityCube Berlin
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Kontakt:
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)
Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit:
Prof. Dr. med. Silke Hofmann
Ansprechpartnerin Pressestelle:
Dagmar Arnold
- Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit -
Robert-Koch-Platz 7
10115 Berlin
Tel.: +49 30 246 253-35
E-Mail: d.arnold@derma.de
http://www.derma-tagungen.de Tagungswebseite 2025
https://www.derma-tagungen.de/release/ddg2025/de-DE/page/ProgrammPK Programm der Pressekonferenz
https://www.derma-tagungen.de/programlanding/release/ddg2025/de-DE Wissenschaftliches Programm
https://www.derma-tagungen.de/release/ddg2025/de-DE/page/Registrieren Registrierung
http://www.derma.de Webseite der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Pressetermine
Deutsch
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