Welche Rolle spielt der christliche Glaube im Alltag ostdeutscher Familien? Wie werden religiöse Werte zwischen den Generationen weitergegeben? Hält der Glaube Familien zusammen oder stört er sie? Erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu diesen Fragen liefert eine Tagung, die am Freitag, 9. Mai 2025, an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) stattfindet. Für das Projekt begleiteten Forschende 15 Familien in Ostdeutschland und befragten die Angehörigen zu Religion und Wertvorstellungen.
Seit Jahrhunderten ist die christliche Religiosität ein zentraler Bestandteil der Kultur in Deutschland. Neben der Kirche war und ist es die Familie, in der der christliche Glaube gelebt wird. "Gleichzeitig sind die mit religiösen Festen wie Ostern oder Weihnachten verbundenen Rituale, seien sie religiös oder nicht, für Familien prägend", sagt Dr. Hagen Findeis von der Theologischen Fakultät der MLU. Er hat die Tagung organisiert und leitet das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt "Christliche Religiosität in Ostdeutschland".
Auf der Tagung werden die ersten Ergebnisse des Projekts vorgestellt. Hierfür hat ein Team aus Soziologie und Theologie in den vergangenen Jahren 15 Mehrgenerationenfamilien untersucht: von stark religiösen Familien auf dem Land bis zu konfessionslosen in der Stadt. Über 60 Einzel- und Gruppeninterviews führten die Forschenden mit den Familienangehörigen. Zu Beginn des Projekts erhielten die Befragten zudem Einwegkameras, mit denen sie wichtige Momente ihres Familienlebens festhalten sollten. Die so entstandenen knapp 1.000 Aufnahmen flossen ebenfalls in die Forschung ein.
"Familien stehen unter einem großen Stress. Neben unzähligen Problemen des Alltags werden hier auch politische, moralische und religiöse Themen verhandelt", sagt Findeis. Wie die untersuchten Familien damit umgehen, ob und wie stark sie christlichen Glauben leben, das alles sei sehr unterschiedlich. Unabhängig von den meisten Lebensumständen und der Religionszugehörigkeit sei jedoch der Wert der Familie: "Die Familie tritt in unserer Forschung oft als Wert letzter Sinngebung auf, Familie steht über allem", sagt Findeis. Von zentraler Bedeutung sei auch, inwieweit Familien Kontingenz zulassen, also etwa abweichende Meinungen zu familieninternen, aber auch gesellschaftlich virulenten Themen. Diese und weitere Erkenntnisse stellen die Forschenden der MLU in mehreren Vorträgen vor. Ergänzt wird das Programm durch Vorträge ausgewählter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der bekannte Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack spricht ab 11.30 Uhr über die Entwicklung von Religiosität in Ostdeutschland seit 1990. Den abschließenden Tagungskommentar übernimmt die Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr.
Tagung: Christliche Religiosität in Ostdeutschland im Spiegel familiärer Weitergabe
Freitag, 9. Mai 2025, ab 10 Uhr
Löwengebäude, Hörsäle XII und XIII
Universitätsplatz 11
06108 Halle (Saale)
Weitere Informationen zum Programm unter: https://religiositaet-in-ostdeutschland.theologie.uni-halle.de/projekttagung/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Religion
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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