Seit der Einführung von ChatGPT hat die Künstliche Intelligenz die Welt der Hochschulbildung im Sturm erobert. Methoden der Künstlichen Intelligenz können bei der Erstellung und Individualisierung von Lehrmaterialen helfen oder Lernende mit Hinweisen unterstützen. Doch der unkritische Umgang mit den neuen Werkzeugen birgt auch Risiken. Wie diese aussehen und wie man ihnen begegnen kann, ist Thema des Workshops „Rearticulating Autonomy. Artificial Intelligence and Digital Autonomy in Higher Education“, der vom 7. bis zum 9. Mai am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld stattfindet. Auch zwei öffentliche Veranstaltungen stehen auf dem Programm.
„Die neuen KI-Tools sind im Bildungswesen durchaus von Nutzen, etwa wenn es um individualisierte Lernprogramme geht oder um den leichteren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten“, erklärt Benjamin Paaßen, Juniorprofessor für Wissensrepräsentation und Maschinelles Lernen an der Universität Bielefeld. Digitale Werkzeuge bringen aber nicht nur Vorteile, sondern auch Risiken mit sich. Sie können Lernprozesse behindern – zum Beispiel, wenn wichtige Aufgaben an ein Programm abgegeben werden, anstatt sie selbst zu bearbeiten. Außerdem können sie dazu führen, dass Menschen oder Institutionen an bestimmte Anbieter gebunden werden. Diese Anbieter könnten durch finanziellen Druck, die Nutzungsbedingungen oder den Zugriff auf Nutzerdaten Einfluss auf den Bildungsprozess nehmen.
So besteht die Gefahr, dass sie eine monopolartige Stellung erlangen. „Zusammengenommen sieht es aus, als sei die Autonomie von Lernenden, Lehrenden und den Hochschulen als Ganzes bedroht“, so Paaßen. Paaßen leitet den Workshop am ZiF zusammen mit der Philosophin Juniorprofessorin Dr. Amrei Bahr von der Universität Stuttgart und Maximilian Mayer, Juniorprofessor für Internationale Beziehungen und globale Technologiepolitik an der Universität Bonn.
Die Diskussion um die digitale Souveränität, wie sie bereits seit einiger Zeit in Politik und Ökonomie geführt wird, ist mit dem Workshop nun auch im Bildungswesen angekommen – laut Amrei Bahr höchste Zeit: „Für Bildung und Forschung steht einiges auf dem Spiel, wenn KI-Tools allzu leichtfertig eingesetzt werden.“ So verstärke die Nutzung entsprechender Tools auch Fehlanreize im Bildungssystem, etwa eine Abkehr von diskursiven Formaten zugunsten standardisierter Prüfungen, die mit KI erstellt und ausgewertet werden können. Zudem bestehe die Gefahr, inhaltlich einen Mainstream zu zementieren, da KI-Tools häufig Vorkommendes verstärkt aufgreifen – zulasten der Vielfalt von Theorien und sprachlichen Ausdrucksformen. „Umso wichtiger, dass die Universitäten nun ihre Möglichkeiten nutzen, um den Umgang mit KI-Werkzeugen gezielt zu gestalten“, so Bahr. „Dazu müssen auch grundsätzliche Fragen geklärt werden: Welches Selbstverständnis haben die jeweiligen Fächer? Welche Fähigkeiten setzen sie zwingend voraus? Wie kann ein verantwortungsvoller KI-Einsatz hier konkret aussehen?“
Um auszuloten, was genau vor sich geht, wenn KI-Verfahren in der Hochschullehre zum Einsatz kommen und wie dort digitale Autonomie gesichert werden kann, haben die Leiter*innen Forschende aus Informatik und Künstlicher Intelligenz, Philosophie, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Jura und Politik- und Sozialwissenschaft ans ZiF eingeladen. „Wir werden analysieren, welche KI-Werkzeuge in der Hochschulbildung aktuell verwendet werden, wie die Nutzung die Autonomie beeinflusst und was in diesem Kontext unter Autonomie zu verstehen ist. Wir möchten Ideen erarbeiten, wie KI-Werkzeuge eingesetzt werden können, um die Autonomie der Beteiligten zu erhöhen, statt sie einzuschränken“, so Maximilian Mayer. „Wir sind überzeugt, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig ist, um die verschiedenen Forschungsansätze zusammenzuführen und die technischen Grundlagen ebenso wie praktische Anwendungen und ihre Auswirkungen zu verstehen, außerdem den rechtlichen Hintergrund und die Möglichkeiten von Regulierung.“
Im Rahmen des Workshops finden zwei öffentliche Veranstaltungen statt:
– am 7.5. um 19 Uhr die Lesung „KI-Literatur. Über Menschen und Daten“ von Berit Glanz (Reykjavík)
– am 8.5. um 19 Uhr die Podiumsdiskussion „KI und Autonomie in der Hochschullehre“ mit Amrei Bahr (Stuttgart), Wiebke Esdar (Berlin/Bielefeld), Anne K. Krüger (Berlin) und Katharina Zweig (Kaiserslautern)
Die Arbeitssprache des Workshops ist Englisch, die öffentlichen Veranstaltungen finden auf Deutsch statt. Die Leiter*innen stehen für Medienanfragen gerne zur Verfügung.
Taugheda Helterhof, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Telefon: 0521 106-2768
E-Mail: zif-conference-office@uni-bielefeld.de
https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/zif/events/#/event/7769 Website des Workshops
https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/zif/events/#/event/8383 Website der Lesung
https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/zif/events/#/event/8384 Website der Podiumsdiskussion mit Möglichkeit zur Anmeldung.
Das Leitungsteam bestehend aus (v. l.) Juniorprofessorin Dr. Amrei Bahr von der Universität Stuttgar ...
privat, TRR 318, Lannert.
privat, TRR 318, Lannert.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Gesellschaft, Informationstechnik, Philosophie / Ethik, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
Deutsch
Das Leitungsteam bestehend aus (v. l.) Juniorprofessorin Dr. Amrei Bahr von der Universität Stuttgar ...
privat, TRR 318, Lannert.
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