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30.04.2025 09:48

Handelskrieg USA-China: gravierende Folgen vor allem für die USA

Mathias Rauck Kommunikation
Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Der gegenwärtige Handelskrieg zwischen den USA und China dürfte vor allem die US-Wirtschaft stark belasten. Die Inflation dürfte um über 5 % steigen, Exporte um fast 17 % einbrechen. Für China selbst sind die Folgen zwar auch erheblich, aber deutlich schwächer. Deutschland und die EU sind kaum negativ betroffen. Zusätzliche Konkurrenz auf dem Weltmarkt droht vor allem für Chinas asiatische Nachbarländer und bei Produkten wie Weihnachtsdekoration, Trockenfisch oder Heizdecken. Das zeigen Simulationen mit dem KITE-Modell (https://www.ifw-kiel.de/de/institut/forschungszentren/aussenhandel/handelspoliti...) des Kiel Instituts für Weltwirtschaft.

    Grundlage der Simulationsrechnungen (The consequences of the Trump trade war for Europe: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/the-consequences-of-the-trump-trade-war...) ist das gegenwärtige Zollregime der USA von 145 Prozent auf alle Importe Chinas, die von China verhängten Gegenzölle von 125 Prozent auf US-Importe sowie ein genereller Zollsatz von 10 Prozent zusätzlich auf nahezu alle US-Importe.

    Die Folge wäre ein Einbruch des Handels zwischen den USA und China um fast 50 Prozent binnen eines Jahres, längerfristig ist sogar ein Rückgang von mehr als 70 Prozent denkbar.

    Steigende Preise für US-Verbraucher

    Kurzfristig – also innerhalb eines Jahres – würde der Verzicht auf günstige Vor- und Endprodukte die Preise in den USA deutlich um 5,5 Prozent nach oben treiben. US-Produzenten würden viele eigentlich für den Export bestimmte Waren zuhause anbieten, so dass US-Exporte um fast 17 Prozent einbrechen dürften. Die Wirtschaftsleistung der USA würde durch den Handelskrieg um 1,6 Prozent geschmälert.

    „Mit einer Abschottung vom Weltmarkt und ohne Zugang zu günstigen Lieferanten schaden sich die USA vor allem selbst, weil die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung verloren gehen“, sagt Julian Hinz (https://www.ifw-kiel.de/de/expertinnen-und-experten/julian-hinz/), Forschungsdirektor für Handelspolitik (https://www.ifw-kiel.de/de/institut/forschungszentren/aussenhandel/handelspoliti...) am Kiel Institut für Weltwirtschaft.

    China selbst wäre deutlich weniger stark betroffen, Exporte dürften um 4,75 Prozent, die Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent zurückgehen. Preise im Inland dürften um 2,7 Prozent sinken, weil für den Export bestimmte Produkte die Konkurrenz erhöhen.

    Handelskrieg hinterlässt globale Schäden, EU aber kaum betroffen

    Global hinterlässt ein Handelskrieg der beiden größten Volkswirtschaften deutliche Spuren. Die weltweite Produktion sinkt um 0,75 Prozent, Preise steigen um 0,7 Prozent.

    Die Kosten für die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind dagegen überschaubar, sie wären auf Jahressicht wenig bis gar nicht negativ betroffen. Grund ist, dass das US-Zollregime für alle Länder weltweit gilt, die EU und Deutschland also keine speziellen Nachteile erfahren.

    Noch am deutlichsten zeigen sich die Effekte für Deutschland aufgrund seiner stark am Auslandsgeschäft orientierten Wirtschaft. Auf Jahressicht dürften Exporte um knapp 0,2 Prozent und die Wirtschaftsleistung um gut 0,2 Prozent zurückgehen. Preise dürften um gut 0,3 Prozent sinken, wiederum vor allem weil für den Weltmarkt bestimmte Produkte im Inland angeboten werden.

    „Importschwemme“ chinesischer Waren: keine Konkurrenz für Deutschland

    Die Furcht vor einer „Schwemme“ chinesischer Güter, die bisher in die USA exportiert wurden und nun auf dem Weltmarkt zusätzliche Konkurrenz für deutsche und europäische Exporteure bedeuten, ist laut Simulationsrechnungen unbegründet.

    Zum einen dürfte ein Großteil der Güter nun in China selbst angeboten werden. Zum anderen spielen für europäische und deutsche Exporteure vor allem Automobilbau, Stahl und Chemie eine große Rolle. China hat in diesen Segmenten aber bisher nur wenig, kaum fünf Prozent des Welthandelsvolumens, in die USA exportiert.

    Länder wie Vietnam, Kambodscha oder Bangladesch, die etwa Deko-Artikel, Weihnachtsschmuck und Textilien produzieren und damit auf dem Weltmarkt in direkter Konkurrenz zu China stehen, leiden eher unter einer „Schwemme“ chinesischer Produkte.

    „Handel bedeutet Wohlstand. Die EU muss sich daher jetzt als verlässlicher und offener Handelspartner positionieren und darf sich nicht in eine globale Abschottungsspirale hineinziehen lassen“, so Hinz.

    Das Kiel Institut für Weltwirtschaft wird die Entwicklung weiter mit aktuellen Zahlen und Analysen auf dem Kiel Trade and Tariffs Monitor (https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/kiel-trade-and-tariffs-monitor/) verfolgen.

    Jetzt Kiel Policy Brief lesen: The consequences of the Trump trade war for Europe (https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/the-consequences-of-the-trump-trade-war...)

    Medienansprechpartner:
    Mathias Rauck
    Chief Communications Officer
    T +49 431 8814-411
    mathias.rauck@ifw-kiel.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Moritz Schularick
    Präsident
    T +49 431 8814-259
    president@ifw-kiel.de

    Prof. Dr. Julian Hinz
    Direktor Handelspolitik
    T +49 431 8814-507
    julian.hinz@ifw-kiel.de


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    Short-run changes in total exports (nominal, in %)
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    Short-run changes in real production (in %)
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    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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