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15.05.2025 09:30

Unsicherheit durch US-Regierung: Konjunkturindikator schaltet auf „gelb-rot“

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    15.05.2025

    Neue Werte für die kommenden drei Monate

    Unsicherheit durch US-Regierung: Konjunkturindikator schaltet auf „gelb-rot“

    Die erratische Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten Donald Trump hinterlässt Spuren in den Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Monaten: Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen leicht gestiegen. Das signalisiert der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

    Für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli 2025 weist der Indikator, der die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 31,4 Prozent aus. Anfang April, unmittelbar bevor Trump hohe Zölle auf US-Importe aus zahlreichen Ländern ankündigte, betrug sie für die folgenden drei Monate noch 27,3 Prozent. Trotz des relativ moderaten Anstiegs schaltet der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator auf „gelb-rot“, da sich auch die statistische Streuung des Indikators, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteur*innen ausdrückt, erhöht hat. Im Vormonat zeigte der Indikator noch die günstigere Phase „gelb-grün. „Gelb-rot“ signalisiert zwar keine akute Rezessionsgefahr, aber erhöhte konjunkturelle Unsicherheit.

    Die aktuelle Zunahme des Rezessionsrisikos beruht in erster Linie auf der globalen Verunsicherung, wesentlich ausgelöst durch Trumps Zolldrohungen. Zwar hat sich vor allem an den Kapitalmärkten in den letzten Tagen die Stimmung wieder verbessert, nachdem die USA einen großen Teil der neuen Zölle zeitweilig wieder ausgesetzt haben. „Der Mangel an Verlässlichkeit bei der gegenwärtigen US-Administration birgt aber jederzeit die Gefahr, wichtige Einflussgrößen für das Funktionieren eines reibungsfreien Welthandels unter Druck zu setzen, wie die US-Staatsanleihenkurse oder den Wechselkurs des US-Dollar“, beschreibt IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald das fundamentale Gefühl vieler Wirtschaftsakteur*innen. Überdies blieben trotz des temporären Zurückruderns der US-Regierung in vielen Fällen Basiszölle in Kraft – etwa 10 Prozent für Lieferungen aus der EU, 30 Prozent für Importe aus China –, „die deutlich oberhalb jener Zollsätze liegen, die vor Trumps Amtseinführung galten“, so Theobald.

    Die zuletzt positive Entwicklung bei den deutschen Exporten, bei Industrieproduktion und Auftragseingängen beeinflusst die neue Prognose des IMK-Indikators hingegen nur wenig. Das liegt daran, dass sich die neusten vorliegenden Daten dazu auf den März beziehen. Der Algorithmus des Indikators interpretiert die recht guten Zahlen bei Produktion und Ausfuhren als Einmaleffekt, der sich daraus ergibt, dass sich Unternehmen wichtige Güter schnell noch vor Zolleinführung sichern wollten. Bei den Aufträgen steige wiederum das Risiko von Stornierungen, wenn der Welthandel durch die US-Zollpolitik stärker leiden sollte als im März noch erwartet. Durch die Vorzieheffekte drohe sogar ein konjunktureller Rückschlag bei den Exporten im zweiten Quartal.

    In der Gesamtschau der Daten prognostiziert das IMK weiterhin eine konjunkturelle Stagnation in diesem Jahr, wobei sich die Aussichten dank gestärkter Binnennachfrage durch privaten Verbrauch und öffentliche Investitionen in der zweiten Jahreshälfte aufhellen dürften. Um Deutschland resilienter zu machen gegen negative außenwirtschaftliche Effekte mahnt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK, eine „möglichst schnelle“ Umsetzung erster wirtschaftspolitischer Maßnahmen der neuen Bundesregierung an. Als zentral nennt Dullien die rasche Einführung der geplanten Sonderabschreibungsregeln für Unternehmen, zusätzliche Investitionen in die öffentliche Infrastruktur sowie die Dämpfung der Energiepreise.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Thomas Theobald
    IMK-Konjunkturexperte
    Tel.: 0211-7778-215
    E-Mail: Thomas-Theobald@boeckler.de

    Prof. Dr. Sebastian Dullien
    Wissenschaftlicher Direktor des IMK
    Tel.: 0211-7778-331
    E-Mail: Sebastian-Dullien@boeckler.de

    Rainer Jung
    Leiter Pressestelle
    Tel.: 0211-7778-150
    E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de


    Originalpublikation:

    Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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