Der Konstanzer Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ wird im Rahmen der Exzellenzstrategie weitergefördert. Im Fokus der zweiten Förderphase steht die Frage, wie verhindert werden kann, dass Ungleichheit in der Gesellschaft ein sich selbst verstärkender Prozess wird.
Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz wird im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder für weitere sieben Jahre gefördert. Dies gaben die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat am 22. Mai 2025 bekannt. Für den Exzellenzcluster wurde ein Fördervolumen von rund 52 Mio. Euro beantragt. Exzellenzcluster sind große, fachübergreifende Forschungsverbünde, die relevante Forschungsthemen auf internationalem Spitzenniveau ergründen, und eine der beiden Förderlinien der Exzellenzstrategie.
„Unser Exzellenzcluster ‚The Politics of Inequality‘ forscht zu einem der brennendsten Themen unserer Zeit: zu den politischen Ursachen und Folgen der wachsenden Ungleichheit in unserer Gesellschaft“, sagt Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz. „Ich freue mich außerordentlich, dass unser Exzellenzcluster seine exzellente Forschung im kommenden Förderzeitraum vertiefen können wird. Ich gratuliere allen Beteiligten im Namen der gesamten Universität Konstanz zu diesem Erfolg und danke ihnen für ihre hervorragende Arbeit.“
Ungleichheit verstehen
Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ untersucht die politischen Ursachen und Folgen von Ungleichheit – in Deutschland und weltweit, sowohl in Demokratien als auch in Autokratien. Im Fokus steht die Frage, wie Ungleichheit in der Gesellschaft wahrgenommen wird, wie dies mit politischer Beteiligung zusammenhängt und wie dieses Zusammenspiel letztlich politische Entscheidungsprozesse beeinflusst. Der Cluster vereint hierzu Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen, darunter die Politikwissenschaft, Soziologie, Ökonomie und Linguistik.
„In unserer zweiten Förderphase wird unser Fokus verstärkt auf der Frage liegen, wie verhindert werden kann, dass gesellschaftliche Ungleichheit ein sich selbst verstärkender Prozess wird: Inwiefern prägen unsere Annahmen über die Ursachen von Ungleichheit unseren Umgang mit ihr? Welche Rolle spielt Ungleichheit beim weltweiten Wiederaufleben sozialer Protestbewegungen? Wie können politische Entscheidungen strukturelle Ungleichheiten reduzieren, anstatt sie zu verstärken?“, fassen die Sprecher*innen des Exzellenzclusters, Marius R. Busemeyer, Claudia Diehl und Gabriele Spilker, die zentrale Zielsetzung zusammen.
Der Exzellenzcluster sieht sich auch in einer gesellschaftlichen Verantwortung. Viele seiner Mitglieder beraten die Politik und Öffentlichkeit mit ihrer Expertise. In regelmäßigen Intervallen erhebt der Cluster das Konstanzer Ungleichheitsbarometer, eine repräsentative Studie zur Wahrnehmung von Ungleichheit in Deutschland, die künftig auf weitere Länder ausgeweitet werden soll – insbesondere auf den globalen Süden. In all diesen Ländern wird der Cluster ergänzend ein Inequality Discourse Observatory aufbauen, das den öffentlichen und politischen Diskurs zu Ungleichheit auf der Ebene von Medien und Entscheidungsträger*innen computergestützt analysiert.
Freude und Enttäuschung
„Die Freude über den Erfolg unseres Clusters mischt sich leider auch mit weniger guten Nachrichten: Nur einer unserer beiden Exzellenzcluster wird weitergefördert“, erklärt Katharina Holzinger. Keine Weiterförderung erhält der Exzellenzcluster „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“ (CASCB), der Schwarmverhalten ergründet – von gewaltigen Tierschwärmen über menschliche Gruppendynamiken bis hin zu autonomen Roboterkollektiven. Forschungsergebnisse des Clusters zu den „Regeln des Schwarms“ zählen seit Jahren zu den weltweit meistzitierten Publikationen ihres Bereichs. Mit dem Cluster wurde in Konstanz ein international führendes Spitzenforschungszentrum zu Fragen des Kollektivverhaltens aufgebaut.
„Es ist für uns sehr enttäuschend, dass ein so erfolgreicher und florierender Forschungsverbund nicht weitergefördert wird“, so Holzinger. „Damit wird sich nicht nur der Schwerpunkt der Schwarmforschung in Konstanz neu aufstellen müssen – mit diesem Wettbewerbsergebnis fehlt der Universität zugleich die Voraussetzung von zwei Exzellenzclustern, um in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten weitergefördert zu werden.“
Förderlinie Exzellenzuniversitäten
Die Universität Konstanz wurde seit 2007 durchgehend als Exzellenzuniversität gefördert. Mit beinahe zwei Jahrzehnten durchweg positiver Bilanz in allen Förderlinien zählte sie zu den erfolgreichsten Universitäten Deutschlands in der Exzellenzinitiative und deren Nachfolgewettbewerb, der heutigen Exzellenzstrategie. Konstanz setzte sich 2007 als damals kleinste der Exzellenzuniversitäten im Wettbewerb durch, auf Augenhöhe mit sehr viel größeren und älteren Einrichtungen. Dauerhaft zwei Exzellenzcluster zu halten, ist jedoch für kleine Universitäten ungleich schwieriger.
„Wir haben im Exzellenzwettbewerb kein ‚Polster‘ an zusätzlichen Exzellenzclustern. Der Verlust eines Clusters hat daher sehr drastische Auswirkungen für die gesamte Universität, schließlich bedeutet er für uns das Aus in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten für die nächste Förderperiode“, bedauert Katharina Holzinger. „Wir sind dankbar für zwei Jahrzehnte als Exzellenzuniversität, in denen wir den Forschungsstandort Konstanz neu aufstellen konnten. Nun müssen wir uns jedoch der Mammutaufgabe stellen, die in dieser Zeit aufgebauten Strukturen ohne finanzielle Weiterförderung so gut wie möglich zu erhalten.“
Faktenübersicht:
- Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz wird für weitere sieben Jahre (1. Januar 2026 bis 31. Dezember 2032) gefördert.
- Beantragtes Fördervolumen: insgesamt rund 52 Mio. Euro
- Der Konstanzer Exzellenzcluster „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“ erhält keine Weiterförderung.
Luftaufnahme der Universität Konstanz
Frank Nachtwey
Universität Konstanz/Frank Nachtwey
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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fachunabhängig
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Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftspolitik
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