Innovative textile Architektur: Institut für Strukturleichtbau der TU Chemnitz schuf gemeinsam mit zwei Firmen eine neuartige energieeffiziente Lebenswelt im Baumhaushotel „Kriebelland“
An der Talsperre Kriebstein in Sachsen entstand in den vergangenen Jahren ein ganz besonderes Baumhaus. Es hat die Form einer Wolke, besticht durch seine Bauweise und Energieeffizienz und schwebt nun in acht Metern Höhe an Stahlseilen zwischen drei 120-jährigen Buchen. Umgesetzt wurde das deutschlandweit einmalige Projekt „Insulation Textil“ unter der Leitung des Forschungsbereiches „Leichtbau im Bauwesen“ am Institut für Strukturleichtbau der Technischen Universität Chemnitz. Beteiligt waren das Architekturbüro 3dtex GmbH aus Berlin, das auf textile Architektur spezialisiert ist und das Design übernommen hat, sowie die Firma Karsten Daedler e. K. aus Winsen bei Hamburg, die sich mit der Verarbeitung von Planen sehr gut auskennt. Gefördert wurde das Forschungs- und Entwicklungsprojekt vom ehemaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, vertreten durch die Berliner AiF Projekt GmbH, über das Förderprogramm „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM).
„Unser gemeinsames Ziel war die Entwicklung einer wärmegedämmten Membran zur Reduzierung von Energieverlusten in der textilen Architektur“, berichtet Forschungsbereichsleiterin Prof. Dr. Sandra Gelbrich von der TU Chemnitz. Die sogenannte „Bücherwolke“ besteht aus einer raffinierten Holzkonstruktion, die mit einer Kunststoffmembran umspannt ist. Das Besondere daran ist die Folie der Außenwand, deren zwei Membranlagen mit Dämmstoffen mit einer geringen Schüttdichte wie Blähglas, Aerogel und Perlit befüllt wurden und so für den notwendigen Kälte- und Wärmeschutz sowie ein geringes Gewicht der Baumhaus-Wolke sorgen. Dem vorausgegangen waren monatelange Tests hinsichtlich Statik, Thermodynamik und Akustik des drei bis fünf Zentimeter starken Membran-Hybrids in den Labors des Instituts für Strukturleichtbau.
Bereits im Februar 2021 begann die Errichtung des Referenzobjektes im Baumhaushotel „Kriebelland“ an der Kriebstein-Talsperre. Besonders markant sind die futuristisch anmutende Wand- und Deckenelemente, die für die Wolkenform mit einem Außendurchmesser von maximal 3,90 Meter sorgen. Dadurch werden sechs doppeltgekrümmte Membranfelder aufgespannt, die im Inneren eine Nutzfläche von etwa 6,50 Quadratmeter bieten. Zwei Stahlkonsolen verbinden die Holzträger an den Kopf- und Fußenden miteinander und dienen als Anschluss für die Aufhängung. Die Form der Fenster und Türen wurde durch eine Spezialanfertigung auf die zweifach gekrümmten Membranflächen angepasst. Insgesamt wiegt das Baumhaus etwa 700 Kilogramm.
Besonders interessant ist nun, wie sich das Klima im Inneren der „Bücherwolke“ verändert. „Langfristig werden wir deshalb auch nach dem offiziellen Projektabschluss die Wärme- und Schalldämmeigenschaften, die partielle Lichtdurchlässigkeit, die Tauwasserbeständigkeit und die mechanische Beständigkeit des Baumhauses untersuchen“, sagt Franziska Schulze, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsbereiches „Leichtbau im Bauwesen“. Das Haus solle im Sommer auch bei 40 Grad Celsius und im Winter bei minus 20 Grad Celsius nutzbar sein“, so die Projektleiterin.
„Seit dieser Saison beherbergt die Bücherwolke zahlreiche Schmöker, die uns über die Jahre von Gästen geschenkt wurden“, sagt Baumhaus-Hotelchef Steffen Mäding und fügt hinzu: „Da im Kriebelland auf WLAN verzichtet wird, bringen sich viele Baumhaus-Bewohner ihre Lieblingsliteratur einfach selbst mit.“ Rund 1.000 Romane, Karten, Hefte und Kinderbücher können sich nun die kleinen und großen Abenteurer in der schwebenden Bibliothek ausleihen.
Die frei hängende „Bücherwolke“ ist über eine separate Wendeltreppe zugänglich. Im Inneren sind Kissen und Felle ausgebreitet. Vom Fenster aus kann man auf die wenige Meter entfernte Kriebstein-Talsperre blicken. Mäding, Gelbrich, Schulze und die anderen Entwicklerinnen und Entwickler des Projektteams sind sehr gespannt auf die Reaktionen der Gäste. „Für unser Forschungsprojekt hatten wir nach einer regionalen Umsetzungsmöglichkeit mit einem hohen Nutzen für die Allgemeinheit gesucht und sind froh, dass wir diesen besonderen Ort unweit von Chemnitz gefunden haben“, so Gelbrich.
Hinweis für die Medien: Weitere themenbezogene Fotos, die honorarfrei genutzt werden können, finden Sie in der Bilder-Galerie dieser TUCaktuell-Meldung: https://www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/12968. Sollten Sie die „Bücherwolke“ im Baumhaushotel „Kriebelland“ fotografieren bzw. filmen wollen, müssten Sie dies mit Steffen Mäding, Telefon 034327 769010, abstimmen.
Prof. Dr. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches „Leichtbau im Bauwesen“ an der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz, Telefon +49 (0)371 531-32192, E-Mail sandra.gelbrich@mb.tu-chemnitz.de
Franziska Schulze, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungsbereiches „Leichtbau im Bauwesen“, ...
Foto: Jacob Müller
Im Inneren der unter Federführung des Forschungsbereiches „Leichtbau im Bauwesen“ der TU Chemnitz en ...
Foto: Steffen Mäding
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Kunst / Design, Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch
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