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28.05.2025 12:11

Couragiert im digitalen Raum

Stefanie Terp Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni
Technische Universität Berlin

    TU-Projekt erforscht Risiken der Online-Interaktion bei Jugendlichen und entwickelt das Bildungsprogramm „FairNetzt“ gegen Cybermobbing, Hatespeech und andere Gefahren im Netz

    Kinder und Jugendliche wachsen in einer digitalen Welt auf, die neben Chancen auch erhebliche Risiken birgt, deren Folgen weit über kurzfristige negative Emotionen hinausreichen können. Das abgeschlossene Teilforschungsprojekt „Sicherheit für Kinder in der digitalen Welt“ (SIKID Psychologie) an der Technischen Universität Berlin hat sich intensiv mit sogenannten Online-Interaktionsrisiken befasst – also Gefahren, die aus dem Austausch mit anderen Internetnutzer*innen entstehen – und ein Bildungsprogramm dazu entwickelt.

    Im Zentrum der psychologischen Analyse standen dabei Cybermobbing, Online-Hatespeech, nicht-einvernehmliches Sexting und Cybergrooming entlang der Entwicklungsphasen frühe und mittlere Kindheit sowie frühe und späte Adoleszenz. Projektleiter Dr. Jan Pfetsch: „Diese Online-Interaktionsrisiken entwickeln sich oft spontan, sind komplex und schwer vorhersehbar – insbesondere für Kinder und Jugendliche. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass viele junge Menschen Schwierigkeiten haben, solch gefährliche Interaktionen rechtzeitig zu erkennen oder adäquat darauf zu reagieren.“

    Buch „Cybermobbing, Hatespeech, Sexting und Cybergrooming“

    Die umfassenden Ergebnisse haben die Forscher*innen im Buch „Cybermobbing, Hatespeech, Sexting und Cybergrooming – Online-Interaktionsrisiken von Kindern und Jugendlichen aus psychologischer Sicht“ veröffentlicht. Der kostenlos herunterladbare Band zeigt auf, welche Risiken in welchen Altersstufen besonders häufig auftreten und beleuchtet nicht nur die Verbreitung und Konsequenzen der Risiken oder Entwicklungsprozesse in verschiedenen Altersstufen, sondern auch Möglichkeiten der Prävention und Intervention. Deutlich wird dabei: Bereits im Alter von 6 bis 10 Jahren können Kinder von Cybergrooming betroffen sein, also dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung mit dem Ziel sexueller Gewalt, bei den 11- bis 14-Jährigen steigt das Risiko für Cybermobbing stark an und die 15- bis 18-Jährigen sind darüber hinaus mit nicht-einvernehmlichem Sexting und Online-Hatespeech konfrontiert.

    Schutz, Befähigung und Teilhabe in der Mediennutzung

    Das Verständnis von sozialen Handlungen anderer Personen, von Fake-Profilen oder Privatheit im Online-Kontext und somit von Grundlagen der Online-Interaktionsrisiken entwickelt sich aber erst mit zunehmendem Alter. Weil solche Risiken wie Cybermobbing, Hatespeech, Sexting oder Cybergrooming oft die Bewältigungsmöglichkeiten der Betroffenen übersteigen, ist die Kombination von Schutz, Befähigung und Teilhabe in der Mediennutzung essenziell. Gerade andere Jugendliche, die solche Vorfälle mitbekommen (sogenannte Bystander), können eine wichtige Unterstützung für die Betroffenen darstellen. Jugendliche Bystander haben aber teils unrealistische Handlungsziele, wollen zum Beispiel als Held Online-Gewalt endgültig beenden, und sind sich ihrer Möglichkeiten privater und öffentlicher Reaktionen wie dem Kontakt zu den Betroffenen oder Kooperation unter Bystandern nicht immer bewusst. Hier kann Prävention ansetzen. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Im deutschsprachigen Raum fehlen bislang theoretisch fundierte Präventionsprogramme, die gleichzeitig verschiedene Online-Interaktionsrisiken adressieren und Jugendliche zu digitaler Zivilcourage befähigen und ermutigen.

    Kostenloses Bildungsprogramm „FairNetzt“

    Als Antwort darauf entwickelten die Psychologen Felix Paschel und Dr. Jan Pfetsch im Rahmen des Projekts das neue Bildungsprogramm „FairNetzt: Füreinander einstehen statt zusehen“. Ziel ist es, jugendliche Bystander zu motivieren, bei digitalen Angriffen aktiv einzugreifen und sich für prosoziale Werte einzusetzen. „Viele Kinder und Jugendliche bekommen in ihrer Freundesgruppe, Klasse oder im Bekanntenkreis mit, wenn Cybermobbing, Online-Hatespeech oder nicht-einvernehmliches Sexting entsteht. Aber sie greifen als Bystander oft nicht ein. Mit FairNetzt wollen wir sie befähigen, eine prosoziale Haltung zu zeigen, Betroffene zu unterstützen, sich gemeinsam gegen Herabwürdigung und Diskriminierung einzusetzen und Fairness und Menschenwürde im Internet zu fördern“, erklärt Felix Paschel.

    FairNetzt richtet sich an Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren und kann in Schulen sowie Jugendeinrichtungen eingesetzt werden. Es bietet praxisorientierte Übungen und Materialien für ca. 10 bis 12 wöchentliche Sitzungen und steht zur Durchführung durch insbesondere Lehrkräften, Erzieher*innen oder Personen aus Schulsozialarbeit oder Schulpsychologie kostenfrei zur Verfügung.

    Weiterführende Informationen:

    • Website des Projekts SIKID Psychologie, einem Teilprojekt des abgeschlossenen Verbundprojekts „Sicherheit für Kinder in der digitalen Welt – Regulierung verbessern, Akteure vernetzen, Kinderrechte umsetzen“. https://www.tu.berlin/go150220/

    • Buch:
    Cybermobbing, Hatespeech, Sexting und Cybergrooming. Online-Interaktionsrisiken von Kindern und Jugendlichen aus psychologischer Sicht. Paschel, F., Schultz, M., Salisch, M. von & Pfetsch, J. (2025). Weinheim: Beltz. https://doi.org/10.3262/978-3-7799-8752-9

    • Bildungsprogramm:
    FairNetzt: Füreinander einstehen statt zusehen. Förderung digitaler Zivilcourage unter jugendlichen Bystandern von Cybermobbing, Online-Hatespeech und nicht-einvernehmlichem Sexting. Paschel, F. & Pfetsch, J. (2024). Technische Universität Berlin. https://doi.org/10.23668/psycharchives.15753

    Kontakt:

    PD Dr. Jan Pfetsch
    Technische Universität Berlin
    Fakultät I – Geistes- und Bildungswissenschaften
    Institut für Erziehungswissenschaft
    Fachgebiet Pädagogische Psychologie
    Website https://www.tu.berlin/go157201/
    E-Mail: jan.pfetsch@tu-berlin.de


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    Online-Interaktionsrisiken entwickeln sich oft spontan, sind komplex und schwer vorhersehbar – insbesondere für Kinder und Jugendliche.
    Online-Interaktionsrisiken entwickeln sich oft spontan, sind komplex und schwer vorhersehbar – insbe ...

    Moore Media


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Online-Interaktionsrisiken entwickeln sich oft spontan, sind komplex und schwer vorhersehbar – insbesondere für Kinder und Jugendliche.


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