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02.06.2025 13:52

Garadacimab beim hereditären Angioödem: Anhaltspunkt für beträchtlichen Zusatznutzen

Jens Flintrop Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

    Ein indirekter Vergleich zeigt einen starken Rückgang der monatlichen Rate der Attacken und weitere Vorteile. Warum Hersteller ihre Wirkstoffe in dieser Indikation nach wie vor gegen Placebo testen, bleibt aber unverständlich.

    Garadacimab ist zur routinemäßigen Prophylaxe wiederkehrender Attacken des hereditären Angioödems (HAE) zugelassen. In einer frühen Nutzenbewertung hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nun untersucht, ob der monoklonale Antikörper Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren einen Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie bietet.

    Dem Hersteller ist ein tragfähiger indirekter Vergleich dreier Studien gelungen. Das Ergebnis: Es gibt – erstmals in einer Nutzenbewertung zu dieser chronischen Erkrankung – einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen, und zwar gegenüber Berotralstat, einer der drei Optionen der zweckmäßigen Vergleichstherapie.

    Seltene Erbkrankheit

    Das hereditäre Angioödem ist eine seltene Erbkrankheit, deren Symptome sich meist schon in der Kindheit oder Jugend zeigen: Immer wieder schwellen die Haut oder die Schleimhäute an, weil es durch einen Gendefekt an einem Hemmstoff für ein Enzym mangelt. Dieser verhindert bei Gesunden eine übermäßige Durchlässigkeit der Blutgefäße. So tritt zu viel Flüssigkeit aus den Gefäßen in das Gewebe über. Insbesondere in den Atemwegen kann die resultierende Schwellung lebensbedrohlich sein. Angioödeme in der Schleimhaut des Verdauungstrakts gehen mit starken Schmerzen und Verdauungsstörungen einher.

    Neben einer Akuttherapie, die eine Attacke so schnell wie möglich beheben soll, kommt für Betroffene mit häufigen Attacken eine Langzeitprophylaxe infrage. Dafür können Konzentrate des fehlenden Hemmstoffs in die Blutbahn gespritzt werden. Zudem gibt es prophylaktisch subkutan oder oral zu verabreichende Wirkstoffe, die verhindern sollen, dass zu viel Flüssigkeit ins Gewebe eindringt.

    Aus dem Kreis dieser Wirkstoffe hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) drei mögliche zweckmäßige Vergleichstherapien angegeben, darunter Berotralstat.

    Viel weniger Attacken

    Obwohl mehrere aktive Vergleichstherapien zugelassen sind, hat der Hersteller in seiner randomisierten kontrollierten Studie (RCT) Garadacimab mit Placebo verglichen. In seinem Dossier führt er aber mithilfe der Daten aus zwei weiteren RCTs einen indirekten Vergleich gegenüber Berotralstat durch, wobei Placebo als Brückenkomparator dient. Dieser indirekte Vergleich ist für fast alle patientenrelevanten Endpunkte geeignet, was auf die sehr ähnlichen Studiendesigns zurückzuführen ist.

    Die Zahl der monatlichen HAE-Attacken geht unter Garadacimab stark zurück. Manche Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten im Beobachtungszeitraum gar keine Attacken. Auch bei patientenberichteten Endpunkten zeigen sich kleinere Vorteile. In der Gesamtschau gibt es einen Anhaltspunkt für beträchtlichen Zusatznutzen.

    „Zum ersten Mal liegen in dieser Indikation geeignete Daten für einen Vergleich mit der zweckmäßigen Vergleichstherapie vor“, freut sich Philip Kranz, der im IQWiG-Ressort Arzneimittelbewertung den Bereich Hämato-Onkologie und Infektiologie leitet. „Warum aber in diesem Anwendungsgebiet immer noch placebokontrollierte Studien durchgeführt werden, können wir nicht nachvollziehen. Beim hereditären Angioödem gibt es seit langer Zeit etablierte Therapieoptionen – gleich mehrere.“

    G‑BA beschließt über Ausmaß des Zusatznutzens

    Die Dossierbewertung ist Teil der frühen Nutzenbewertung gemäß Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), die der G‑BA verantwortet. Nach Publikation der Dossierbewertung führt der G‑BA ein Stellungnahmeverfahren durch und beschließt über das Ausmaß des Zusatznutzens.


    Originalpublikation:

    https://www.iqwig.de/projekte/a25-41.html


    Weitere Informationen:

    https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_14...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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