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03.06.2025 08:00

Stagnation statt Boom: kaum KI-Jobs am deutschen Arbeitsmarkt

Stefan Schelp Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

    Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert den Arbeitsmarkt. In diesem Punkt herrscht Einigkeit. Dennoch suchen Unternehmen nur in geringem Maße nach Personal für KI-Jobs. Seit 2022 stagniert das Stellenangebot auf ohnehin niedrigem Niveau. Das zeigt die Analyse von rund 60 Millionen Online-Stellenanzeigen von 2019 bis Ende 2024 mit Daten aus dem Jobmonitor der Bertelsmann Stiftung. Gesucht wird vor allem in den Ballungsräumen im Süden und Südwesten, der ländliche Raum ist abgehängt. KI-Hauptstadt ist München.

    Gütersloh, 03.06.2025. Jobs in Entwicklung und Anwendung von KI werden auf dem Arbeitsmarkt kaum ausgeschrieben. Zwischen 2019 und 2022 hat sich die Zahl der Online-Stellenanzeigen zwar fast verdoppelt, von 97.000 auf 180.000 Stellen, dies machte aber nur 1,5 Prozent der insgesamt ausgeschriebenen Stellen aus. Seit 2022 stagniert der Anteil, dieser Trend setzt sich nach ersten Analysen auch 2025 fort. Die absolute Zahl der Stellen mit KI-Bezug war in den vergangenen zwei Jahren leicht rückläufig, wie die Studie von Bertelsmann Stiftung und Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Damit folgt das KI-Stellenangebot dem Trend zurückgehender Stellenanzeigen infolge der wirtschaftlichen Schwäche.

    Zum Vergleich: Der Anteil der Stellen im Boom-Bereich Energiewende ist trotz Rezession in den Jahren 2023/24 weiter auf 3,8 Prozent aller Stellenanzeigen gestiegen. „Die wirtschaftlichen Chancen von KI werden in Deutschland noch nicht genutzt“, warnt Hannes Ametsreiter, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. "Wir wissen, dass KI in Deutschland gesamtwirtschaftlich zu einer Produktivitätssteigerung von bis zu 16 Prozent führen kann. Wenn KI in Unternehmen nicht stärker eingesetzt wird, verlieren wir an internationaler Wettbewerbsfähigkeit.“

    Nur jedes fünfte Unternehmen schult Großteil der Beschäftigten

    Diesen Eindruck haben offenbar auch die Unternehmen selbst. Laut einer aktuellen Bitkom-Befragung sehen sich 64 Prozent der Unternehmen in Sachen KI eher als Nachzügler, weitere 22 Prozent meinen sogar, sie hätten bereits den Anschluss verloren. Fast drei Viertel der Unternehmen geben laut Statistischem Bundesamt an, ihnen fehle das nötige Wissen, um KI anwenden zu können. Die Möglichkeit der Qualifizierung bestehender Mitarbeiter:innen bleibt jedoch ungenutzt. Nur jedes fünfte Unternehmen, das KI einsetzt, hat laut Bitkom den Großteil seiner Beschäftigten im Umgang mit KI weitergebildet, fast die Hälfte gibt an, dass sie gar keine Schulungen ermöglichen. Dass Unternehmen sich das fehlende Wissen nicht durch die Einstellung von KI-Profis als neue Mitarbeiter:innen ins Haus holen, zeigt der Jobmonitor. „Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen“, betont Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft. "Dazu braucht es Investitionen in die Kompetenz der Mitarbeitenden, aber auch eine anwendungsorientierte, bürokratiearme Umsetzung der KI-Verordnung, um Unsicherheiten beim Einsatz der Technologie abzubauen.“

    München ist die KI-Hauptstadt, der ländliche Raum ist abgehängt

    Die KI-Hauptstadt, also die Stadt mit dem höchsten Anteil von KI-Stellen am Gesamtmarkt, ist München (4,5 Prozent KI-Stellenanzeigen). Dahinter liegt der Forschungsstandort Karlsruhe mit vier Prozent. Auf Platz drei folgt der Landkreis Böblingen. Ein KI-Schwerpunkt liegt im Süden und Südwesten der Bundesrepublik, wo die Automobilindustrie und deren Zulieferer besonders stark vertreten sind. Gleiches gilt für die Rhein-Ruhr-Region und den Großraum Berlin. Überall dort profitieren auch die umliegenden Kreise. Abgeschlagen sind dagegen die ländlichen Regionen. In der Hälfte aller deutschen Kreise und kreisfreien Städte findet KI am Jobmarkt so gut wie gar nicht statt. "Was im ländlichen Raum fehlt, ist eine hochleistungsfähige (FTTH) Glasfaser-Infrastruktur. Wir brauchen große Data-Center und eine leistungsfähige Glasfaseranbindung, um KI überhaupt ausspielen zu können“, sagt Ametsreiter.

    Gesucht werden vor allem KI-Entwickler:innen auf hohem Niveau

    Wenn Unternehmen allerdings Stellen für KI-kundige Mitarbeiter:innen ausschreiben, dann suchen sie nicht Anwender:innen, sondern vor allem KI-Entwickler:innen, also Spezialist:innen für Machine Learning oder Large Language Models (LLM). Auch das ist ein Indiz dafür, dass das Thema noch nicht im Arbeitsalltag der meisten Beschäftigten angekommen ist. Über den gesamten Untersuchungszeitraum werden durchgehend rund dreimal so viele Entwickler:innen wie Anwender:innen gesucht. Die Hitliste der Entwickler:innenberufe führen die Informatiker:innen mit großem Abstand an, gefolgt von Software-Entwickler:innen und Medieninformatiker:innen. Bei den Anwender:innen führen die Bereiche Werbung und Marketing, Vertrieb und Unternehmensberatung folgen beinahe gleichauf. Die Ansprüche sind sowohl bei Entwicklung als auch bei Anwendung hoch: Gesucht werden ausschließlich bestens ausgebildete Fachleute.

    Zusatzinformationen:
    Der Jobmonitor analysiert Online-Stellenanzeigen und stellt die Ergebnisse monatsaktuell und auf Ebene von Kreisen und kreisfreien Städten auf www.jobmonitor.de kostenlos zur Verfügung. Für die vorliegende Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft wurden zwischen Anfang 2019 und Ende 2024 rund 60 Millionen Online-Stellenanzeigen ausgewertet.

    Die Zahlen zur Einschätzung der Unternehmen beim Umgang mit KI, stammen aus Unternehmensbefragungen des Digitalverbands Bitkom („Künstliche Intelligenz in Deutschland – Perspektiven aus Bevölkerung und Unternehmen“) sowie dem Statistischen Bundesamt („Jedes fünfte Unternehmen nutzt künstliche Intelligenz“).

    Ansprechpartner:innen:

    Vanessa Weeke, Telefon: 0 52 41 81 81 560
    E-Mail: vanessa.weeke@bertelsmann-stiftung.de

    Gunvald Herdin, Telefon: 0 52 41 81 81 181
    E-Mail: gunvald.herdin@bertelsmann-stiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bertelsmann-stiftung.de
    http://www.jobmonitor.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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