Risikomonitor 2025: Universität Hohenheim und Kommunikationsberatung Crunchtime Communications analysieren Geschäftsberichte von 134 DAX-Unternehmen.
Börsennotierte Unternehmen in Deutschland meldeten in ihren Geschäftsberichten rund 30 Prozent mehr Risiken als vor zwei Jahren. Dies ergab eine Auswertung der Universität Hohenheim in Stuttgart. Die größten Risiken für ihr Geschäft sehen DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen demnach in regulatorischen Belastungen (98 %), Cyber-Angriffen (98 %), geopolitischen Entwicklungen und Finanzthemen (je 86 %). Damit identifizieren sie wesentlich häufiger Geschäfts-Risiken als in den Vorjahren. Nach wie vor vermieden es deren Vorstandsvorsitzenden jedoch, die Risiken bereits in ihren Vorworten anzusprechen. Wenn sie es täten, ginge es vor allem um Geopolitik (37 %). Die Auswertung erfolgte in Kooperation von Kommunikationswissenschaftler:innen der Universität Hohenheim und der Kommunikationsberatung Crunchtime Communications. Die Studie im Detail unter https://www.uni-hohenheim.de/uploads/media/Crunchtime_Risikomonitor_2025.pdf
Die börsennotierten Unternehmen in Deutschland meldeten nicht nur rund 30 Prozent mehr Risiken als im Jahr 2023. Sie bewerteten sie systematischer als vor zwei Jahren, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Die größten Sorgen seien dabei nach wie vor externe Einflüsse: Fast alle Unternehmen sähen in der Bürokratie und in Cyber-Angriffen Risiken für ihr Geschäft (jeweils 98 %). Danach folgten geopolitische Entwicklungen und Finanzthemen (jeweils 86 %).
Aber auch im eigenen Einflussbereich nennen sie Risiken: Wettbewerb, Recht & Compliance sowie Fachkräftemangel würden jeweils von mehr als 80 Prozent der Unternehmen genannt. Auch dabei handele es sich um eine starke Zunahme – wie auch beim Thema Klimawandel.
Risiko-Absteiger gäbe es hingegen kaum: Lediglich Pandemien, die Energiekrise und Inflation würden seltener genannt als 2023.
Neue Regierung scheint die Bewertung der Risiken zu teilen
Für ihre aktuelle Studie haben Wissenschaftler:innen der Universität Hohenheim und der Kommunikationsberatung Crunchtime Communications alle Geschäftsberichte untersucht, die im Zeitraum 1.2. bis 30.4.2025 veröffentlicht wurden. Dabei wurden speziell die Vorstandsvorworte und die Risikoberichte aus den Geschäftsberichten von 134 der 160 in DAX, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen analysiert.
Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim interpretiert die Ergebnisse: „Nicht nur Selbstständige, Händler und Handwerksbetriebe beklagen überbordende Dokumentationspflichten. Auch börsennotierte Unternehmen berichten von deutlich spürbaren Lasten. Sie werden inzwischen sogar von nahezu allen Unternehmen als ernsthaftes Geschäftsrisiko gesehen. Insofern überrascht es nicht, dass die Forderung nach einem Abbau der Bürokratie auch von einigen Parteien im Bundestagswahlkampf aufgegriffen wurde. Sie deckt sich mit den Problembeschreibungen in den Geschäftsberichten.“
Die neue Bundesregierung scheine dies ebenfalls als ernstes Problem wahrzunehmen. So seien Maßnahmen zum Bürokratieabbau im Koalitionsvertrag verankert. „Bundeskanzler Merz betonte in seiner ersten Regierungserklärung das Ziel, die Regulatorik zurückzufahren. Um dieser Erklärung Glaubwürdigkeit zu verleihen, müssen den Worten Taten folgen. Zudem fordern Unternehmen eine internationale Angleichung, denn unterschiedliche nationale Regelungen würden den Aufwand für Unternehmen ebenfalls erhöhen“, so Brettschneider weiter.
Cyber-Risiken stehen mit an erster Stelle. Finanz-Risiken als neues Top-Thema
Ebenfalls 98 Prozent der Unternehmen nannten Cyber-Angriffe als Risiko. Aufgrund zunehmender Digitalisierung und professionalisierter Angriffsstrategien würde hier eine immer größer werdende Bedrohungslage gesehen.
An den Positionen drei und vier der Risikoliste stünden geopolitische Entwicklungen und Finanzthemen (je 86 %). Auch diese seien aufgrund von Kriegshandlungen, Handelskonflikten und damit einhergehenden Währungsschwankungen stark politisch geprägt – wobei die jüngsten Zolldiskussionen in den veröffentlichten Geschäftsberichten noch gar nicht berücksichtigt würden.
Geopolitische Entwicklungen, in 2023 mit 83 Prozent noch Risiko Nummer 1, hätten sich auf hohem Niveau eingependelt. Finanzthemen seien in den vergangenen zwei Jahren hingegen vom Randthema zum Top-Risiko geworden – getrieben von Zinswende, Währungsschwankungen und internationalen Unsicherheiten.
Johannes Fischer, geschäftsführender Gesellschafter von Crunchtime und Lehrbeauftragter an der Universität Hohenheim: „Auch wenn in den Risikoberichten teils eine etwas beliebige Anhäufung von Risiken zu beobachten ist: Es lässt sich klar erkennen, dass die deutschen Unternehmen in einer tiefgreifenden Multikrise stecken und sich große Sorgen machen.“
Vorstandsvorsitzende erwähnen Cyber-Angriffe trotz hoher Aktualität kaum
Anders sei dies in den Vorstandsvorworten der CEOs. Mit durchschnittlich 1,2 erwähnten Risiken pro Vorwort seien die CEOs sogar noch zurückhaltender als 2023, als noch 1,4 Risiken genannt wurden. In 40 Prozent der analysierten Vorstandsvorworte werde überhaupt kein Risiko erwähnt.
Am häufigsten genannt seien geopolitische Entwicklungen (37 %), gefolgt von verändertem Kundenverhalten (20 %) und Wettbewerb (14 %). Viele der in den Risikoberichten sehr häufig genannten Risiken kämen in den Vorstandsvorworten allenfalls am Rande vor. So gingen jeweils nur vier Prozent der CEOs auf Cyber-Angriffe und auf den Fachkräftemangel ein.
Zurückhaltung der CEOs sei auch eine vertane Chance
„Dass CEOs in ihren Vorworten kaum auf das allgegenwärtige Cyber-Risiko eingehen, ist nachvollziehbar – niemand möchte sich unnötig exponieren“, ordnet Johannes Fischer ein. Dass aber auch der Fachkräftemangel und andere Personalthemen kaum eine Rolle spielten, sei seiner Meinung nach eine vertane Chance.
„In einem Umfeld, das von politischen Verwerfungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und technologischen Umbrüchen dominiert wird, bieten gerade menschliche Themen die Möglichkeit, Nähe zu schaffen, Vertrauen aufzubauen und das Unternehmen als verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Akteur zu positionieren. CEOs sollten auch im Geschäftsbericht zeigen, dass sie nicht nur Märkte, sondern auch Menschen sehen.“
Chemie, Pharma, Bio- und Medizintechnik sehen am meisten Risiken
Chemie, Pharma, Bio- und Medizintechnik wiesen im Branchenvergleich die höchste Risikosensibilität auf. In allen 20 Geschäftsberichten dieser Branche stellten der Fachkräftemangel, die Regulatorik und Cyber-Angriffe die größten Risiken dar.
Technologieunternehmen griffen hingegen in allen 24 Geschäftsberichten Wettbewerbsrisiken auf. Finanzthemen würden hingegen in den 13 Geschäftsberichten der Finanzbranche überdurchschnittlich oft genannt (92 %).
Transparenzunterschiede in der Risikobewertung
90 % der Unternehmen nähmen in ihren Geschäftsberichten eine systematische quantitative Risikobewertung vor. Neun Prozent der Unternehmen beschrieben ihre Risiken nur qualitativ im Fließtext. Zwei der untersuchten Unternehmen wiesen keinen eigenständigen Risikobericht aus.
Weitere Informationen
Studie „Risiko-Monitor 2025“: https://www.uni-hohenheim.de/uploads/media/Crunchtime_Risikomonitor_2025.pdf
Studie „Risiko-Monitor 2023“: https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung?tx_ttnews%5Btt_news%5D=59019&c...
Zu den Pressemitteilungen der Universität Hohenheim
http://www.uni-hohenheim.de/presse
Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim, Institut für Kommunikationswissenschaft
T 0711/459-24030, E frank.brettschneider@uni-hohenheim.de
Johannes Fischer, Geschäftsführender Gesellschafter Crunchtime Communications,
T 0711/20909779, E jf@crunchtime-communications.com
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Uta Rometsch
Universität Hohenheim
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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