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08.09.2004 11:02

Universität Hohenheim startet Forschungsprojekt zur Studierendenauswahl

Florian Klebs Pressearbeit, interne Kommunikation und Social Media
Universität Hohenheim

    Eigenprüfung im Internet, Interessentests und Fähigkeits-Check -
    Hohenheimer Psychologen forschen am Hochschulzugang der Zukunft

    Stifterverband und Landesstiftung Baden-Württemberg fördern Pilotprojekt mit 200.000 Euro

    Welche Auswahlkriterien können helfen, dass Studienbewerber den idealen Studiengang finden, Hochschulen die besten Köpfe für ihr Angebot und Absolventen nach dem Berufsstart auch Erfolg haben? Eine dreijährige Metastudie des Hohenheimer Psychologen und Eignungstest-Experten Professor Heinz Schuler soll diese Fragen klären - und praktikable Auswahlverfahren für Hochschulen entwickeln. Der Bedarf ist hoch: Ab Wintersemester 2005/06 sollen Hochschulen bundesweit auch in Fächern mit Zulassungsbeschränkung bis zu 60 Prozent ihrer Studierenden selbst auswählen können.

    Der Hochschulzugang der Zukunft könnte aus einer mehrphasigen Teststaffel bestehen. Nach Ansicht von Professor Schuler sollten Hochschulinteressierte im ersten Schritt selbst austesten, in welchem Studiengang ihre Fähigkeiten erfolgversprechend sind: "Hochschulen könnten Informationen über ihre Fachangebote mit Interessenstests im Internet kombinieren, der persönliche Neigungen mit den tatsächlichen Anforderungen abgleicht.

    Erst nach dieser Selbstauswahl sollten die eigentlichen Auswahltests an den Hochschulen stattfinden. Der Eignungsdiagnostiker setzt dabei auf einen Mix aus Schulnoten, Vorkenntnissen, Fähigkeits- und eventuell auch Persönlichkeitstests.

    Das Thema ist aktuell, denn derzeit herrscht an vielen Hochschulen noch Unsicherheit, welche Kriterien die besten künftigen Studierenden offenbaren. Erste Experimente laufen seit einem Jahr in Baden-Württemberg, wo ein Viertel der Studienanfänger in zulassungsbeschränkten Fächern von den Hochschulen selbst gewählt werden. Ab 2006 sollen es bundesweit 60 Prozent sein.

    "Zur Zeit werden neben der Abiturnote auch Vorerfahrungen wie eine Lehre, Praktika, Auszeichnungen oder Noten in relevanten Schulfächern berücksichtigt", sagt Professor Schuler. "Auffällig ist, dass diese Änderung den Hochschulen einiges an Mehraufwand bescherte - das Ergebnis allerdings kaum von der alten Auswahl allein nach Abiturnoten abweicht." Nach Professor Schulers Einschätzung soll die Abschlussnote deshalb auch bei künftigen Auswahlverfahren ein Kriterium bleiben: "Schulnoten reflektieren Intelligenz, Leistungsmotivation und psychische Belastbarkeit - alles Eigenschaften, die auch für den Erfolg in Studium und Beruf wichtig sind".

    Daneben existiere aber auch eine große Gruppe von Bewerbern, deren Potential durch die Noten nicht erkannt würde. Kriterien für deren Auswahl wollen Professor Schuler und Dr. Benedikt Hell in ihrem Dreijahresprojekt erarbeiten: "Wir denken an Tests, die kognitive Fähigkeiten messen, eventuell aber auch an Persönlichkeitstests, die Gewissenhaftigkeit, Integrität und Leistungsmotivation messen". Um verlässliche Verfahren zu erarbeiten, werden probeweise Studierende getestet, die jeweils vor und nach den Zwischenprüfungen und den Abschlussarbeiten stehen oder den Berufsstart schon hinter sich haben. "Auf diese Weise können wir kontrollieren, ob Kandidaten mit guter Testprognose auch tatsächlichen Erfolg haben."

    Persönliche Interviews seien allenfalls im letzten Auswahlschritt für eine kleinere Gruppe von Kandidaten vorgesehen. "In Deutschland kann ich sie mir allenfalls für die letzte Entscheidungsstufe bei etwa zehn Prozent der Studierenden in den Massenfächern vorstellen. Voraussetzung ist allerdings, dass wir auch dafür gut strukturierte Interviews entwickeln", sagt der Testexperte.

    Wie aufwändig die praktischen Tests tatsächlich würden, sei allerdings Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Rechnung der Hochschulen. "Ende der 80er Jahre gab es zur Auswahl von Medizinern den sogenannten Mediziner-Test. Die Ergebnisse waren gut, doch das Verfahren wurde trotzdem eingestellt: Der Zusatznutzen stand einfach in keinem Verhältnis zu den Kosten." Neben Grundlagenforschung soll Schulers Projekt deshalb auch praxisnahe Testvorschläge entwickeln.

    Nicht auszuschließen sei auch, dass sich Hochschulen in bestimmten Kernfächern zu bundesweiten Zentraltests entschlössen. So würde die Verwaltung entlastet und Testtourismus vermieden.

    Kontaktadresse (nicht zur Veröffentlichung):
    Professor Heinz Schuler
    Institut für Sozialwissenschaften, Fg. Psychologie
    Tel.: 0711/459-2654, Fax: 0711/459-3746, E-Mail: schuler@uni-hohenheim.de
    Dr. Benedikt Hell
    Institut für Sozialwissenschaften, Fg. Psychologie
    Tel.: 0711/459-3318, Fax: 0711/459-3746, E-Mail: hell @uni-hohenheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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