Die neurochirurgische Versorgung bewußtloser Verletzter
in den ersten Stunden ist entscheidend
Am 15. Januar 1999, findet in Magdeburg das Symposium "Polytrauma" statt. Mehr als 200 Wissenschaftler der Fachgebiete Neurochirurgie, Anästhesie, Allgemeine Chirurgie, Unfallchirurgie und Kieferchirurgie werden die diagnostischen Maßnahmen und die weitere Behandlung bei Mehrfachverletzungen des Patienten aus dem Blickwinkel ihrer Spezialgebiete darstellen.
"Verzögerungen der notwendigen lebensrettenden Maßnahmen um wenige Minuten im ungünstigen Augenblick können mehr Schaden anrichten, als sich in Jahren der Rehabilitation rückgängig machen ließe", betont Veranstalter Professor Raimund Firsching, der die Neurochirurgische Uniklinik Magdeburg leitet. Bei Mehrfachverletzten stehe zunächst die Sicherung der Atem- und Kreislauffunktionen im Vordergrund. Bei Bewußtlosigkeit muß eine operationspflichtige Hirnblutung angenommen werden, bis sie entweder ausgeschlossen oder nachgewiesen worden ist. Allerdings benötigen diese Blutungen Zeit, bis sie sich entwickeln. Innerhalb der ersten Stunde nach einem Unfall gibt es in der Regel noch keine neurochirurgisch operationspflichtige Blutung in den Schädelinnenraum. Firsching: "Es sollte aber nicht mehr als eine Stunde Zeit vergehen, bis ein bewußtloser Mehrfachverletzter in ein Zentrum eingeliefert wird, in dem auch eine neurochirurgische Operation möglich ist." Unmittelbar nach Sicherung von Atmung und Kreislauffunktionen ist nach dem Unfall anhand der Vorgeschichte, des Untersuchungsbefundes und des Kreislaufes zu entscheiden, welche Verletzungen am ehesten lebensbedrohlich ist und daher vorrangig zu behandeln. Diese Dringlichkeitskollisionen verlangen ein Höchstmaß an Disziplin und Kollegialität, da die Entscheidungen für die betroffenden Patienten von lebenswichtiger Bedeutung sind und sofort getroffen werden müssen.
Klinische Beobachtungen und experimentelle Daten haben gezeigt, daß bei lebensbedrohlichen Hirnfunktionsstörungen die nicht-lebensbedrohlichen Begleitverletzungen besser nicht sofort, sondern mit aufgeschobener Dringlichkeit erst dann behandelt werden sollten, wenn der Patient sich von der Bewußtseinsstörung erholt hat. Die hohe Sterblichkeit bei bewußtlosen Mehrfachverletzten von ca. 30 Prozent wird hauptsächlich durch die "Inneren Blutungen" in die großen Körperhöhlen bedingt, das Schädelinnere, Blutungen in den Brustkorb oder in den Leib. Mit Hilfe neuester Methoden, insbesondere dem Spiral-Computertomogramm, welches an den größeren Zentren zur Verfügung steht, gelingt es unter Zurückstellung der herkömmlichen Röntgenuntersuchungen, wie der Thoraxaufnahme und der Ultraschalluntersuchung des Leibes, innerhalb weniger Minuten eine Blutung im Kopf, Brustkorb oder Leib zu diagnostizieren und in ihrem Ausmaß zu bestimmen oder auszuschließen.
Professor Firsching: "Da der bewußtlose Patient nicht mitteilen kann, ob und wo er Schmerzen hat, muß in der Regel bei Kopfverletzungen eine Mehrfachverletzung zunächst unterstellt werden. Die Behandlung der bewußtlosen Verletzten sollte daher möglichst in Zentren der Maximalversorgung erfolgen, in denen auch für spezielle Verletzungen eine sofortige und spezifische Behandlung möglich ist."
Das Symposium "Die interdisziplinäre Versorgung des Patienten mit Polytrauma" findet am 15. Januar 1999 von 14.30 bis 19.00 Uhr im Maritim-Hotel Magdeburg statt.
Weitere Auskünfte zur Tagung erteilt gern:
Prof. Dr. Raimund Firsching, Direktor der Klinik für Neurochirurgie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tel. 0391/ 67 15534
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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