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12.06.2025 15:06

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin zeichnet Kinderpalliativzentrum aus

Annechristin Bonß Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Als erste Institution deutschlandweit erhält das SKPZ die neue Zertifizierung der Fachgesellschaft. Der Prüfbericht lobt die Qualität der Behandlung von lebensverkürzt erkrankten Kindern und Jugendlichen. Das Dresdner Team ist seit über 20 Jahren Vorreiter auf dem Gebiet der Palliativversorgung.

    Das Sächsische Kinderpalliativzentrum am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden erhält als deutschlandweit erste Institution die neue Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Dieses Fachsiegel bestätigt dem SKPZ eine der Fachgesellschaft angemessene strukturelle und personelle Ausstattung sowie eine fachlich fundierte und strukturierte Arbeit im Rahmen der Versorgung von lebensverkürzt erkrankten Kindern und Jugendlichen. Die DGP schafft damit die Voraussetzungen, um die spezialisierte Palliativversorgung in Deutschland qualitativ zu verbessern und standardisierte Abläufe und Vorgehensweisen zu schaffen. „Wir sind sehr stolz, dass wir die Ersten sind, die durch die DGP zertifiziert wurden. Das ist nicht nur Auszeichnung für unsere Arbeit, sondern auch Wertschätzung für das ganze Team“, sagt Dr. Maria Janisch, eine der beiden Leiterinnen des Sächsischen Kinderpalliativzentrums. „Zertifizierungen sind der Gradmesser, um Patientinnen und Patienten eine anhaltend qualitativ hochwertige und wirksame Behandlung zu garantieren. Deshalb messen wir uns gern und freuen uns über diese Form der Auszeichnung unserer Arbeit“, sagt Prof. Uwe Platzbecker, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Dresden.

    Das Sächsische Kinderpalliativzentrum nimmt sich Kindern und Jugendlichen mit lebenslimitierenden Erkrankungen und ihren Familien an, berät rund um die Uhr und unterstützt. Dazu gehören Hausbesuche, Beratung zu Hilfsmitteln und Anträgen, Unterstützung im täglichen Umgang mit den oft anstrengenden und psychisch aufreibenden Beschwerden, aber auch ein offenes Ohr für die Sorgen von Eltern, Angehörigen sowie der betreuten Kinder und Jugendlichen. Im multiprofessionellen Team arbeiten speziell ausgebildete Kinderärztinnen und -ärzte, Kinderkrankenschwestern und -pfleger mit Zusatzausbildung in Kinderpalliativversorgung sowie Mitarbeitende aus dem psychosozialen Bereich. In der Arbeit geht es darum, Schmerzen, Atemnot und andere Symptome zu behandeln, Unterstützung in der Pflege des Kindes zu geben sowie eine Begleitung und entsprechende Beratung anzubieten, damit Familien besser mit der schwierigen Situation umgehen und – wenn möglich – finanziell entlastet werden. Im vergangenen Jahr wurden sachsenweit 70 Kinder und Jugendliche betreut, 19 von ihnen verstarben. „Dank deutlich verbesserter Diagnostik und innovativer Therapien gelingt es uns immer häufiger, Kinder und Jugendliche mit lebenslimitierenden Erkrankungen so gut zu versorgen, dass sie und ihre Familien eine Perspektive für ein längeres Überleben erhalten. Damit aber ist auch die Herausforderung verbunden, ihnen eine größtmögliche Lebensqualität zu sichern, in der es nicht nur um Krankheit, Leid oder den Gedanken an einen frühen Tod geht“, sagt Dr. Maria Janisch. An dieser Stelle unterstützen die Mitarbeitenden aus dem SKPZ die Familien.

    Seit Beginn des Brückenprojekts, das später im Kinderpalliativzentrum aufging, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Vorreiter in vielen Dingen. 2001 wurde das Brückenprojekt gegründet und versorgte zunächst onkologisch erkrankte Kinder – entstanden aus dem ehrenamtlichen Engagement von Mitarbeitenden des Universitätsklinikums. Im Jahr 2007 wurde die Versorgung auf alle lebensverkürzt erkrankten Kinder ausgeweitet – die Regelungen zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche (§ 37b im SGB V) gehen auch auf das politische Engagement des Klinikums zurück. 2020 schließlich nahm das SPKZ seine Arbeit auf und betreut seitdem erkrankte Kinder und Jugendliche in ganz Sachsen. Strukturierte, einheitliche Prozesse und Dokumente sind nicht nur intern hilfreich für eine gleichbleibend hohe Qualität der Arbeit, sondern unterstützen auch die Mitarbeitenden der Palliativversorgung in anderen Einrichtungen.

    Gemeinsam einen lebenswerten Alltag gestalten
    Wie wertvoll die Unterstützung aus dem SKPZ ist, hat auch ein Ehepaar aus Dresden erfahren. Dessen Söhne Jakob und Daniel wurden als eineiige Zwillinge im März 2024 weit vor dem errechneten Geburtstermin geboren. Grund dafür war das fetofetale Transfusionssyndrom (FFTS), eine schwerwiegende Komplikation, die bei eineiigen Zwillingsschwangerschaften auftreten kann, bei der Blut zwischen den Zwillingen ungleichmäßig verteilt wird und es zu einer Übertragung von einem Kind zum anderen kommt. Aufgrund der schweren Komplikationen vor und nach der Geburt kam es insbesondere bei Jakob zu lebensbedrohlichen Situationen. Lange wurde der Junge stationär behandelt, ob er seinen zweiten Geburtstag erleben wird, können die Ärztinnen und Ärzte derzeit nicht sagen. Er ist körperlich wie geistig schwerbehindert. Fünf Monate nach der Geburt konnte die Familie zu Viert in ihrer Wohnung angekommen. Bereits während einer frühkindlichen Reha in Kreischa hatte das Team aus dem Sächsischen Kinderpalliativzentrum Kontakt aufgenommen. Die Mitarbeitenden haben die Familie kennengelernt und den Alltag in der häuslichen Umgebung vorbereitet. Und auch jetzt – Monate später – stehen die Eltern mit den Helferinnen und Helfern regelmäßig in Kontakt. „Es tut gut zu wissen, dass wir im Notfall immer jemanden Vertrautes erreichen können. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt der Vater. Die telefonische Beratung steht Eltern 24/7 zur Verfügung – dieses Angebot ist nur dank Spenden unter anderem der Dresdner Kinderhilfe e.V. möglich. Unterstützung erfahren die Eltern auch beim Beantragen von Hilfsmitteln, Vermitteln von therapeutischen und therapiebegleitenden Angeboten oder durch Beratung im häuslichen Umfeld. „Wir wollen die Zeit zu Hause für die Familien so angenehm wie möglich und vor allem lebenswert gestalten“, sagt Claudia Scholz aus dem SKPZ.

    Zertifizierung für Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen
    Das Brückenprojekt als Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche (SAPV-KJ) ist Teil des Sächsischen Kinderpalliativzentrums. Bislang war dieses nach der Norm ISO 9001:2015 zertifiziert. Im vergangenen Jahr wurde von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der ClarCert ein Zertifizierungsverfahren für den Bereich der SAPV-KJ entwickelt und im Februar 2025 freigegeben. Die Dresdner sind bundesweit die erste Einrichtung, die sich dem Prüfverfahren im Rahmen des neuen Zertifikats unterziehen. Nach der Begutachtung am 20. Mai wurde das Zertifikat erteilt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Annechristin Bonß, Pressestelle
    Tel.: +49 351 458 4162
    E-Mail: pressestelle@ukdd.de


    Weitere Informationen:

    http://www.clarcert.com/systeme/palliativversorgung/system/zertifizierung-von-sa...
    http://www.kinderpalliativzentrum-sachsen.de


    Bilder

    Das Team aus dem Sächsischen Kinderpalliativzentrum kümmert sich auch im häuslichen Umfeld um die Patientinnen und Patienten und ihre Familien. Das Angebot wurde jetzt von der Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin zertifiziert.
    Das Team aus dem Sächsischen Kinderpalliativzentrum kümmert sich auch im häuslichen Umfeld um die Pa ...
    UKD/Annechristin Bonß


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Das Team aus dem Sächsischen Kinderpalliativzentrum kümmert sich auch im häuslichen Umfeld um die Patientinnen und Patienten und ihre Familien. Das Angebot wurde jetzt von der Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin zertifiziert.


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