Claudia Felser ist Festkörperchemikerin und zählt zu den weltweit außergewöhnlich oft zitierten Forschenden. Sie ist führend in Design und Entdeckung neuer anorganischer Verbindungen, speziell topologischer Quantenmaterialien. In Paris wurde sie heute mit dem globalen Förderpreis „For Women in Science“ 2025 der Fondation L’Oréal und UNESCO ausgezeichnet, der zum 27. Mal verliehen wurde. Sie erhält die mit 100.000 Euro dotierte Ehrung stellvertretend für die Region Europa und ist die dritte deutsche Wissenschaftlerin unter den Preisträgerinnen. Felser ist Gründungsmitglied des Exzellenzclusters ct.qmat der Universitäten Würzburg und Dresden sowie Vizepräsidentin der Max-Planck-Gesellschaft.
Pionierin der topologischen Quantenchemie
Für ihre Pionierarbeit an der Schnittstelle von Physik, Mathematik und Chemie erhielt Prof. Dr. Claudia Felser am 12. Juni 2025 den internationalen „For Women in Science“-Preis der Fondation L’Oréal und UNESCO in Paris. In der Begründung heißt es, das habe zur Entdeckung und Schaffung neuer magnetischer Materialien mit großem Potenzial für künftige grüne Energietechnologien geführt. Zudem habe ihr visionärer Ansatz den Weg für die topologische Quantenchemie geebnet und eine Revolution auf dem Gebiet der relativistischen Materie ausgelöst.
Zur topologischen Quantenchemie gehören die Vorhersage, das Design und die experimentelle Entwicklung topologischer Quantenmaterialien. Aufgrund von Felsers Forschung konnten tausende neue topologische Materialien gefunden und viele davon realisiert werden, darunter aussichtsreiche Kandidaten für zukünftige Anwendungen wie die Supraleitung, den verlustfreien elektrischen Energietransport. Sie habe eine Brücke von der Grundlagenwissenschaft zu den realen Herausforderungen der Datenspeicherung und grünen Energietechnologien geschlagen, so die Begründung für die Preisvergabe.
Felser ist Professorin und Direktorin am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe (CPfS) Dresden sowie Vizepräsidentin der Max-Planck-Gesellschaft. Sie ist Gründungsmitglied des Würzburg-Dresdner Exzellenzclusters ct.qmat – Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien und prägt dessen Forschung mit ihrer Arbeit an der Grenze zwischen Chemie und Physik wesentlich. Auch in der zweiten Förderperiode ab 2026 gehört sie zu den Principal Investigators des Clusters, das dann unter dem Namen „ctd.qmat“ firmiert.
CO2-Killer topologische Katalyse
Die topologische Katalyse – deren Mitbegründerin Claudia Felser ist – gehört zu den konkreten technologischen Anwendungen topologischer Quantenmaterialien, die das Exzellenzcluster ab 2026 verstärkt in den Fokus nimmt. Das Patent ist bereits angemeldet, die wissenschaftliche Veröffentlichung steht noch bevor: „Wir wollen das Abfallprodukt CO2 in wertvolle Chemikalien oder Kraftstoff umwandeln“, sagt Felser. Ziel sei, die Quanteneigenschaften von Katalysatoren zu nutzen und so die notwendigen elektrochemischen Prozesse wirtschaftlicher zu gestalten. Felser und ihr Team haben also nichts weniger vor als eine „Revolution für die CO2-Reduktion“. Auch im Fokus: Grüner Wasserstoff. Dieser gehört zu den großen Hoffnungsträgern, um die Wirtschaft unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen. Auch seine Herstellung soll durch topologische Katalyse vielfach effizienter und kostengünstiger werden.
Europa-Preis von L’Oréal & UNESCO
Am 12. Juni 2025 wurden fünf Forscherinnen im UNESCO-Hauptquartier in Paris für ihre bahnbrechenden Beiträge in den Naturwissenschaften geehrt. Gemeinsam verkörpern die Preisträgerinnen den tiefgreifenden Einfluss von Frauen in der Wissenschaft, so die Preisstifter. Jedes Jahr werden mit dem internationalen L'Oréal-UNESCO-Preis „For Women in Science“ außergewöhnliche Frauen aus den fünf Regionen Afrika/arabische Staaten, Asien/Pazifik, Europa, Lateinamerika/Karibik sowie Nordamerika ausgezeichnet. In diesem Jahr wurde der Preis von Fondation L’Oréal und UNESCO zum 27. Mal verliehen. Die fünf Preisträgerinnen wurden aus 466 Nominierten ausgewählt. Claudia Felser ist erst die dritte deutsche Wissenschaftlerin, die den mit 100.000 Euro dotierten Preis erhalten hat.
Preisregen für eine Grenzgängerin
Für ihre herausragende Arbeit erhielt Claudia Felser bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Tsungmin Tu-Forschungspreis (2015), den James C. McGroddy Prize (2019), den Max-Born-Preis (2022), die Liebig-Denkmünze (2022), die Wilhelm-Ostwald- sowie die Blaise Pascal-Medaille (2022) sowie den EPS Condensed Matter Division Europhysics Prize (2023). Zudem wurde sie 2023 von der deutschen Wirtschaftszeitschrift „Manager Magazin“ in die Hall of Fame der deutschen Forschung gewählt.
Felser ist Mitglied in zahlreichen Wissenschaftsakademien, darunter der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (seit 2018) und der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (seit 2019). Sie ist gewähltes Mitglied der European Academy of Sciences (seit 2020), außerdem Internationales Mitglied der National Academy of Engineering (seit 2020) sowie der National Academy of Sciences (seit 2021) der USA. Sie ist Elected Fellow des britischen Institute of Physics (seit 2012), der American Physical Society (seit 2013) und der IEEE Magnetics Society (seit 2016). Im Mai 2025 wurde Claudia Felser in die Royal Society aufgenommen.
Mentorin für die nächste Forscherinnen-Generation
Claudia Felser gehört zu den internationalen Physikerinnen, deren Porträts derzeit in der Ausstellung „RETHINKING PHYSICS. 100 Jahre Quantenmechanik: Zeit für eine weibliche Perspektive!“ zu sehen sind. Mit der Wanderausstellung feiert das Exzellenzcluster ct.qmat Quantum2025, das Internationale Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie der Vereinten Nationen. Die etablierten und angehenden Forscherinnen berichten von ihrer Begeisterung für die wissenschaftliche Arbeit – und stehen als Rollenvorbilder für eine Wissenschaft frei von gesellschaftlichen Zuschreibungen, Konstruktionen und Stereotypen. Die Ausstellung ist derzeit unter anderem in den Technischen Sammlungen Dresden zu Gast und wird im „Quantenjahr“ an mehr als 50 Stationen weltweit gezeigt. Durch ihr Engagement will Felser vor allem junge Frauen ermutigen, sich für eine wissenschaftliche Karriere zu entscheiden: „Wir dürfen es uns nicht leisten, Talente zu verlieren. Deshalb müssen veraltete Strukturen verschwinden – genauso wie die Vorurteile, die den Geschlechtern und speziell Frauen bestimmte Begabungen zuschreiben und andere absprechen.“
Exzellenzcluster ct.qmat
Das Exzellenzcluster ct.qmat – Complexity and Topology in Quantum Matter (Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien) wird seit 2019 gemeinsam von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg und der Technischen Universität (TU) Dresden getragen. Mehr als 300 Wissenschaftler:innen aus über 30 Ländern und von vier Kontinenten erforschen topologische Quantenmaterialien, die unter extremen Bedingungen wie ultratiefen Temperaturen, hohem Druck oder starken Magnetfeldern überraschende Phänomene offenbaren. Das Exzellenzcluster wird im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert – als einziges bundeslandübergreifendes Cluster in Deutschland.
Dresdner Quantenchemikerin in Paris für herausragende Forschung ausgezeichnet
Tobias Ritz
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Chemie, Energie, Mathematik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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