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13.06.2025 12:02

Berlin Summer Meeting: Die Sequenzierung des Planeten Erde

Jana Schlütter Kommunikation
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Auf der Sommertagung des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (MDC-BIMSB) am 19. und 20. Juni geht es darum, wie die Analyse von DNA und RNA die biologische Vielfalt erhalten, die Lebensmittelsicherheit gewährleisten und zur Diagnose und Prävention von Krankheiten beitragen kann.

    Vergangenes Jahr berichteten japanische Forschende in der Fachzeitschrift PNAS, dass sie in Höhen bis zu 3000 Metern Hunderte verschiedener Bakterien- und Pilzarten gefunden hatten. Das Team nahm an, dass die Mikroben aus dem fast 2000 Kilometer entfernten China stammen. Besonders interessant daran ist, dass einige der gefundenen Arten wahrscheinlich in der Lage sind, beim Menschen Krankheiten zu verursachen. Der Fund wirft ein Licht auf das aufstrebende Gebiet der Umwelt-DNA (auf Englisch environmental DNA, kurz eDNA) und darauf, wie Krankheitserreger an den unwahrscheinlichsten Orten die menschliche Gesundheit beeinträchtigen können.
     
    Da die Kosten für die Sequenzierung von Nukleinsäuren auf einen noch nie dagewesenen Tiefstand gesunken sind, haben sich die Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologien stark erweitert. „Dazu gehört auch die Entnahme von Nukleinsäureproben aus der Umwelt, die es Forschenden ermöglicht, mikrobielle und virale Gemeinschaften direkt in Boden-, Wasser- oder Luftproben zu erkennen und zu überwachen“, sagt Professor Markus Landthaler, der Leiter der Arbeitsgruppe „RNA Biologie und Posttranscriptionale Regulation“ am Max Delbrück Center.  „Wir können diese Informationen zudem nutzen, um Veränderungen bei der Existenz von Krankheitserregern aufzuspüren“, fügt Landthaler hinzu.
     
    Die Gesundheit des Ökosystems beeinflusst die Gesundheit des Menschen
     
    Beim diesjährigen Berlin Summer Meeting des Max Delbrück Center mit dem Titel „Sequencing Planet Earth“, das am 19. und 20. Juni im MDC-BIMSB stattfindet, werden Wissenschaftler*innen erläutern, wie sie Sequenzierungstechnologien auf vielfältige Weise einsetzen, um unsere Umwelt besser zu verstehen – in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Forschende auf der ganzen Welt können heute die Genome einer Vielzahl von Arten und Systemen mit hoher Auflösung entschlüsseln. Dies hat die Sequenzierung zu einem leistungsstarken Instrument gemacht, um evolutionäre Zusammenhänge zu erkennen, ökologische Dynamiken zu verfolgen und potenzielle Krankheitserreger in Echtzeit zu überwachen.
     
    Professorin Marion Koopmans zum Beispiel, die Leiterin des Instituts für Virusforschung der Erasmus-Universität Rotterdam in den Niederlanden, wird über ihre Forschung sprechen, bei der sie Wege der Krankheitsentstehung und -ausbreitung zwischen Tier und Mensch erforscht. Dr. Detlev Arendt, Gruppenleiter am Europäischen Labor für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg, wird seine Arbeiten vorstellen, in denen er die Zellen einfacher Meerestiere mit denen des Menschen vergleicht, um den Ursprung und die Entwicklung unseres Nervensystems zu verstehen.
     
    Dr. Grace Androga und Brenda Kwambana Adams von der Liverpool School of Tropical Medicine und dem University College London in Großbritannien werden über den Einsatz der Genomik berichten, um wirksamere Strategien zur Bekämpfung von Krankheitsausbrüchen an Orten mit begrenzten Ressourcen zu entwickeln. Mehrere Vorträge befassen sich zudem mit KI-basierten Tools, die bei der herausfordernden Analyse von „omic“-Daten helfen sollen.
     
    eDNA als Indikator für die Gesundheit des Ökosystems
     
    Die Erkenntnis, dass die Gesundheit des Menschen eng mit der Gesundheit von Tieren und Ökosystemen verwoben ist, setzt sich mehr und mehr durch. Sie steht im Mittelpunkt des One-Health-Ansatzes, der durch die Anerkennung dieser Zusammenhänge auf der ganzen Welt optimale Gesundheitsergebnisse für die Menschheit erreichen will.
     
    „Gleichzeitig ermöglichen die großen Fortschritte in den Datenwissenschaften es den Forschenden, biologische Daten in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zu verknüpfen, zu vergleichen, abzufragen und zu interpretieren“, sagt Landthaler. Er gehört dem wissenschaftlichen Komitee an, das die Tagung organisiert hat und sich aus Forschenden des Max Delbrück Centers, dem Direktor des Charité Center for Global Health sowie internationalen Partner*innen aus Brasilien, Portugal und Großbritannien zusammensetzt.
     
    Im Hinblick auf die menschliche Gesundheit kann die Überwachung von Umweltveränderungen Wissenschaftler*innen helfen, aufkommende Bedrohungen zu erkennen, bevor sie sich zu echten Ausbrüchen ausweiten. So lassen sich beispielsweise Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich Antibiotika-Resistenzgene über den Boden und das Wasser verbreiten oder wie die sich ausdehnenden Städte natürliche Barrieren für Tiere und Krankheitserreger durchbrechen.
     
    „Denken Sie zum Beispiel an den Umweltschutz. DNA- und RNA-Proben in der Umwelt zu nehmen, bietet eine einfachere Möglichkeit, die Gesundheit eines Ökosystems zu überwachen. So können wir schnell untersuchen, welche Arten vorhanden sind – ohne mühsames Zählen einzelner Organismen“, ergänzt Landthaler. „In einer Welt, die mit einem sich beschleunigenden Klimawandel und dem Verlust von Lebensräumen konfrontiert ist, was beides direkt und indirekt die menschliche Gesundheit beeinflusst, bietet die Entnahme von eDNA-Proben Forschenden eine Möglichkeit, Umweltveränderungen rasch zu erfassen und entsprechend zu reagieren.“
      
    Was:18th Berlin Summer Meeting – Sequencing Planet Earth
     
    Wann:19. Juni 2025, 9 Uhr – 20. Juni 2025, 17 Uhr
     
    Wo: MDC-BIMSB
Hannoversche Straße 28
10115 Berlin
     

    Max Delbrück Center
     
    Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft legt mit seinen Entdeckungen von heute den Grundstein für die Medizin von morgen. An den Standorten in Berlin-Buch, Berlin-Mitte, Heidelberg und Mannheim arbeiten unsere Forschenden interdisziplinär zusammen, um die Komplexität unterschiedlicher Krankheiten auf Systemebene zu entschlüsseln – von Molekülen und Zellen über Organe bis hin zum gesamten Organismus. In wissenschaftlichen, klinischen und industriellen Partnerschaften sowie in globalen Netzwerken arbeiten wir gemeinsam daran, biologische Erkenntnisse in praxisnahe Anwendungen zu überführen – mit dem Ziel, Frühindikatoren für Krankheiten zu identifizieren, personalisierte Behandlungen zu entwickeln und letztlich Krankheiten vorzubeugen. Das Max Delbrück Center wurde 1992 gegründet und vereint heute eine vielfältige Belegschaft mit rund 1.800 Menschen aus mehr als 70 Ländern. Wir werden zu 90 Prozent durch den Bund und zu 10 Prozent durch das Land Berlin finanziert.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Verena Maier
    Referentin des Themenbereichs „Gene, Zellen und zellbasierte Medizin”
    MDC-BIMSB
    +49 30 9406-3076
    Verena.Maier@mdc-berlin.de


    Weitere Informationen:

    https://www.mdc-berlin.de/BSM2025 - Berlin Summer Meeting


    Bilder

    Sequencing Planet Earth
    Sequencing Planet Earth

    Max Delbrück Center


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Sequencing Planet Earth


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