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16.06.2025 10:50

DFG bewilligt neues Graduiertenkolleg in den Geisteswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zum 1. April 2026 ein neues Graduiertenkolleg (GRK) mit dem Titel „Techniken des Bezeugens. Zeugenschaft als mediale und kulturelle Praxis“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein. Das interdisziplinäre Kolleg untersucht, wie sich Zeugenschaft im Kontext digital vernetzter Medienumgebungen sowie aktueller kultureller und künstlerischer Diskurse verändert, und fragt zugleich nach den Folgen, die sich daraus für Kulturen der Gegenwart ergeben.

    Das neue Graduiertenkolleg bietet 20 Doktorand*innen und 1 Postdoktorand*in von 01.04.2026 bis 31.03.2031 ein strukturiertes und interdisziplinäres Forschungs- und Studienprogramm, in dem sich zugleich Freiräume zur Entfaltung individueller Forschungsprofile eröffnen. Die DFG fördert das Graduiertenkolleg zunächst für fünf Jahre mit rund 6,3 Millionen Euro. Die JGU beteiligt sich mit weiteren 550.000 Euro.

    Wissenschaftsminister Clemens Hoch gratuliert zur erfolgreichen Einwerbung eines Graduiertenkollegs: „Ich freue mich über diesen Erfolg und gratuliere allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Einwerbung eines neuen Graduiertenkollegs ist ein hervorragender Ausweis der Forschungsstärke und der Nachwuchsausbildung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gerade auch in den Kultur- und Geisteswissenschaften. Das neue Graduiertenkolleg wird das Forschungsprofil der Volluniversität Mainz weiter stärken.“

    „Ob es sich um Zeug*innenvideos in Sozialen Medien, Zeitzeug*innen-Hologramme, Tribunale im Theater oder forensische Investigationen und nicht-menschliche Zeugen in der Bildenden Kunst handelt – derartige Phänomene verweisen auf einen grundlegenden Wandel der Zeugenschaft. Sie stehen stellvertretend für einen dynamischen und vielfältigen Forschungsgegenstand, der neue Perspektiven in den Medien-, Kultur- und Kunstwissenschaften erfordert“, erklärt der Sprecher des GRK, Chris Tedjasukmana, Professor für Alltagsmedien und Digitale Kulturen am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der JGU. „Darüber hinaus möchten wir die soziale Relevanz des Themas betonen. Trägt das Wissen über Techniken des Bezeugens doch auch zu einer reflexiven Klärung jener Praktiken bei, die entscheidend für die Aufarbeitung von Unrechtsfällen, systematischen Menschenrechtsverletzungen und traumatischen Geschichtsereignissen sind.“

    Aus dieser Perspektive setzt sich das GRK mit der Fragestellung auseinander, wie
    sich Zeugenschaft als mediale und kulturelle Praxis im 21. Jahrhundert verändert, welche
    spezifischen Techniken des Bezeugens sich derzeit herausbilden, inwiefern diese Techniken bestehende Verständnisse von Zeugenschaft herausfordern und welche Einflüsse diese Entwicklungen auf die Kulturen der Gegenwart haben. Das Ziel des Forschungsprogramms besteht darin, die auf der empirischen Ebene der Phänomene zu beobachtende Vielzahl an sich verändernden medialen, kulturellen und künstlerischen Praktiken der Zeugenschaft sowohl in übergreifenden Problemstellungen als auch in vertiefenden Einzelprojekten zu fassen. Ein solcher Klärungsprozess erfolgt in drei Arbeitsbereichen, die sich drei wesentlichen Transformationen der Zeugenschaft widmen: erstens den neuen Formationen und Konstellationen des Wissens, zweitens den komplexer werdenden Prozessen und Anordnungen sowie drittens den sich wandelnden Beziehungen zwischen Mensch und Maschine.

    Um den facettenreichen Gegenstand und die mehrschichtige Fragestellung hinreichend zu
    untersuchen, versammelt das GRK vielfältige Expertisen aus den Fächern Medienwissenschaft, Filmwissenschaft, Theaterwissenschaft, Kunstwissenschaft, Kulturanthropologie und Ethnologie. Diese Zusammensetzung garantiert die Interdisziplinarität des GRK und damit einen Austausch und eine Komplementarität unterschiedlicher Fachperspektiven mit einem zugleich klaren gemeinsamen Fokus auf mediale, kulturelle und künstlerische Praktiken des Bezeugens. Den Kollegiat*innen ermöglicht das Kolleg, disziplinär spezifische Projekte zu entwickeln, die sich zugleich an das übergreifende Schwerpunktthema des Kollegs rückbinden lassen.

    „Das Profil des Graduiertenkollegs zeichnet sich durch einen innovativen Zugang zu dem dynamischen Forschungsgegenstand gegenwärtiger Zeugenschaftspraktiken aus, die sich vor dem Hintergrund digital vernetzter Medienumgebungen sowie kultureller und künstlerischer Diskurse grundlegend verändern“, resümiert Tedjasukmana. „So nimmt das GRK eine wissenschaftliche Neuorientierung vor, indem die Techniken des Bezeugens, d. h. insbesondere Wissenskonstellationen, Prozesse und Mensch-Maschine-Relationen in den Mittelpunkt gerückt werden.“

    Ziele der Graduiertenkollegs

    Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden. Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten hier im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts. Damit sollen sie auf einen Arbeitsplatz in der Wissenschaft vorbereitet und in ihrer wissenschaftlichen Selbstständigkeit unterstützt werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Chris Tedjasukmana
    Alltagsmedien und Digitale Kulturen
    Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-22874
    E-Mail: tedjasukmana@uni-mainz.de
    https://alltagsmedien.ftmk.uni-mainz.de/personen/tedjasukmana/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Informationstechnik, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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