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17.06.2025 16:42

Elektrofahrzeuge: Mythen und Falschinformationen werden häufiger geglaubt als Fakten

Bettina Leuchtenberg Kommunikation und Events
Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID)

    Eine Studie zur Akzeptanz von E-Autos in Deutschland, Österreich, Australien und den USA zeigt: Es glauben mehr Menschen an Fehlinformationen über Elektrofahrzeuge, als ihnen diesen Informationen widersprechen. Das gilt sogar für Menschen, die selbst eines besitzen.

    Elektrofahrzeuge sind eines der wichtigsten Mittel zur Eindämmung des CO2-Ausstoßes innerhalb des Verkehrssektors. Die Akzeptanz und der Ausbau von Elektromobilität leiden jedoch unter der Verbreitung von Falschinformationen über elektrisch betriebene Fahrzeuge.

    Die im Juni 2025 im Fachmagazin nature energy erschienene Studie zeigt, dass falschen negativen Informationen über Elektrofahrzeuge von mehr Menschen zugestimmt wird als sie ablehnen. Untersucht wurde die Verbreitung von Fehlinformationen über Elektrofahrzeuge in Deutschland, Österreich, Australien und den USA mit 4.200 Befragten. Dabei haben die beiden deutschen Wissenschaftler Prof. Dr. Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) und Dr. Kevin Winter vom Fachgebiet Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften der Universität Hohenheim mit Forschenden der University of Queensland in Australien zusammengearbeitet.

    Die Studie belegt, dass die Akzeptanz von Falschinformation mit einer geringeren Absicht, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, einhergeht. Überraschenderweise ist die Zustimmung zu den am weitesten verbreiteten Mythen unabhängig vom Besitz eines Elektrofahrzeugs und den damit verbundenen Erfahrungen.

    Mythen über Elektrofahrzeuge sind in Deutschland weiter verbreitet

    Die höchste Zustimmung zu den Fehlinformationen wurde in Deutschland gefunden, die niedrigste in den USA. Während insgesamt 34 bis 38 Prozent den Mythen zustimmten, haben ihnen lediglich 20 bis 27 Prozent widersprochen. Mit 38 Prozent war Deutschland das Land mit der höchsten Zustimmung. Insgesamt fielen die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern aber gering aus.

    Der Fragenkatalog zur Studie setzte sich aus den neun bekanntesten Falschinformationen über E-Fahrzeuge zusammen. Themen waren hier beispielsweise die potenzielle Beeinträchtigung der Tierwelt durch elektromagnetische Felder, mögliche Gesundheitsrisiken, Klimawandel durch Materialeinsatz, Brandgefahr, Batterieverschleiß oder Emissionen im Herstellungsprozess der Fahrzeuge.

    Es geht nicht um Wissen, sondern um Ansichten

    Was aber macht Menschen so anfällig für den Glauben an Falschinformationen über Elektrofahrzeuge? Der Bildungsgrad oder Wissen über wissenschaftliche Fakten haben keinen Einfluss auf die Akzeptanz von Mythen. Diese hängt in erster Linie mit Werten und Weltanschauung zusammen.

    Menschen nehmen Falschinformationen eher an, wenn sie an Verschwörungstheorien glauben, wenn aus ihrer Sicht Korruption an der Tagesordnung ist und wenn sie kein Vertrauen in die Institutionen des Staates haben. Menschen mit linksliberalen politischen und umweltfreundlichen Ansichten hingegen sind weniger geneigt, Fehlinformationen über E-Fahrzeuge zu unterstützen.

    KI und Fakten – zwei effektive Mittel gegen Falschinformationen

    Doch auf Misstrauen basierte Ansichten sind keinesfalls unumstößlich. Um dies herausfinden zu können, wurden zwei Interventionsmaßnahmen getestet: Ein herkömmliches Informationsblatt und eine individuelle Diskussion mit Chat GPT. Als Folge stimmten die anschließend Befragten deutlich weniger falschen Behauptungen über E-Fahrzeuge zu als die Kontrollgruppe.

    Der Einsatz von Chat GPT förderte in der Untersuchung die Verbreitung von Falschinformationen nicht. Im Gegenteil, unter Einbezug anderer Untersuchungen kann sogar angenommen werden, dass Chat GPT das Potenzial hat, den Glauben an Verschwörungstheorien zu verringern.

    Demnach fördert eine aktive Auseinandersetzung mit Fakten über E-Mobilität eine kritischere Einstellung zu Falschinformationen in diesem Bereich. Die Empfehlung der Autoren lautet daher zum einen, die absichtliche Verbreitung von falschen Behauptungen durch rechtliche Konsequenzen einzudämmen. Zum anderen sollten zum Schutz der Öffentlichkeit evidenzbasierte Informationen, einschließlich zugänglicher KI-Tools, genutzt werden.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Kai Sassenberg
    https://leibniz-psychology.org/profil-kai-sassenberg


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1038/s41560-025-01790-0


    Weitere Informationen:

    https://leibniz-psychology.org/forschung-am-zpid Forschung am ZPID


    Bilder

    Elektroautos sind besser als ihr Ruf. Das haben Forschende in einer aktuellen Studie herausgefunden.
    Elektroautos sind besser als ihr Ruf. Das haben Forschende in einer aktuellen Studie herausgefunden. ...
    Quelle: Petair
    Copyright: Adobe Stock #291586012


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Energie, Gesellschaft, Psychologie, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Elektroautos sind besser als ihr Ruf. Das haben Forschende in einer aktuellen Studie herausgefunden.


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