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23.06.2025 09:00

Trotz hoher Studienkosten: Mindestens 9.100 deutsche Medizinstudierende an ausländischen Hochschulen

Jan Thiemann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
CHE Centrum für Hochschulentwicklung

    Bei Diskussionen zum Problem des Ärztemangels in Deutschland werden die deutschen Studierenden im Ausland weitgehend ignoriert. Dabei macht ihr Anteil an allen deutschen Medizinstudierenden etwa zehn Prozent aus. Expert*innen des CHE schätzen die Personenzahl auf mindestens 9.100. Dies zeigt eine aktuelle CHE Publikation, die Zulassungsbedingungen und Studienkosten für 97 nationale und internationale Medizinstudiengänge an europäischen Hochschulen aufführt.

    Mindestens jede*r zehnte deutsche Medizinstudierende ist im Ausland eingeschrieben

    Humanmedizin gehört zu den beliebtesten Studienfächern in Deutschland, ist aber bundesweit zulassungsbeschränkt. Auch deshalb suchen viele Studieninteressierte nach Studienangeboten im Ausland. Der aktuelle CHECK „Medizinstudium in Europa“ des CHE Centrum für Hochschulentwicklung gibt einen detaillierten Überblick über die verfügbaren Angebote.

    Österreich und Ungarn gehören dabei zu den stark nachgefragten Ländern bei deutschen Medizinstudierenden im Ausland. 2022 bzw. 2023 waren an österreichischen Hochschulen 2.543 deutsche Studierende in einem Medizinstudiengang eingeschrieben. In Ungarn waren es 2.018. Ebenfalls beliebt sind Bulgarien (1.229), Polen (698) und die Schweiz (760).

    Eine Gesamtzahl der deutschen Medizinstudierenden in Europa zu berechnen, ist allerdings nicht möglich, da die Zahlen für einige Länder, wie etwa Rumänien, Kroatien oder die Slowakei, nicht vorliegen, obwohl es auch dort internationale Angebote fürs Medizinstudium gibt. Eine Schätzung der CHE-Expert*innen auf Grundlage der verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes geht aber von mindestens 9.100 Studierenden aus. Dies entspräche einem Anteil von mindestens zehn Prozent aller deutschen Medizinstudierenden insgesamt.

    Keine Klarheit über den Verbleib der Medizinstudierenden nach dem Abschluss

    „Über den Verbleib der deutschen Medizinabsolvent*innen ist nahezu nichts bekannt. Selbst die für die Anerkennung und Approbation zuständigen Länderbehörden in Deutschland haben hier nahezu keine flächendeckenden Informationen“, sagt Gero Federkeil. „Es wäre gut, wenn die Politik diese große Unbekannte mithilfe einer Studie ausräumt, um zu klären, ob es beispielsweise Probleme beim Einstieg ins deutsche Gesundheitssystem gibt“, so der Leiter internationale Projekte beim CHE.

    Durch den Ärztemangel sind bereits heute etwa mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt. Ein Viertel der Hausärztinnen und -ärzte in Deutschland plant zudem, ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben, wie jüngst eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeigte. „Sich auch einmal systematisch mit dem Teil jener Medizinstudierenden zu befassen, die durch ihr Auslandsstudium vom Radar verschwinden, könnte neben der Erhöhung von Medizinstudienplätzen ein wichtiger Baustein bei der Behebung der Fachkräftelücke sein“, so Federkeil.

    Höchste Studiengebühren im Durchschnitt in Tschechien und Ungarn

    Für den „CHECK Medizinstudium in Europa“ haben Gero Federkeil, Caroline Friedhoff und Richard Braun die Studienbedingungen von 97 Medizinstudiengängen in Europa abgefragt, die sich auch oder speziell an internationale Studierende richten. Die Übersicht bietet Informationen über das Studienangebot in Österreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden sowie detaillierte Übersichten für 55 Studienangebote in elf Ländern in Südosteuropa.

    Besonders groß sind die Unterschiede im internationalen Vergleich bei den Studiengebühren. Während in Österreich keine Studiengebühren an den öffentlichen Universitäten anfallen, reicht die Preisspanne in anderen Ländern von etwa 3.000 bis zu 28.900 Euro pro Studienjahr. Unter den Studiengängen in Osteuropa liegen die Studiengebühren in Bosnien, Bulgarien und Rumänien im Schnitt bei unter 10.000 Euro jährlich. Deutlich teurer ist das Medizinstudium mit durchschnittlich 16.000 Euro in Tschechien oder Ungarn.

    CHECK bietet Informationen zu Bewerbungsfristen und Kosten

    „Angesichts von Studienkosten, die sich bei einer Studiendauer von sechs Jahren plus Lebenshaltungskosten schnell auf einen sechsstelligen Betrag summieren können, sollte man alle Angebote und Alternativen zu internationalen Medizinstudiengängen, die in Betracht kommen, gründlich prüfen“, rät die Autorin des CHECKs Caroline Friedhoff. „Hierzu zählen etwa auch reguläre Studienangebote im deutschsprachigen Ausland oder den Niederlanden sowie spezielle regionale Angebote, bei denen von Ärztekammern oder Kliniken die Studiengebühren im Ausland übernommen werden, wenn man sich verpflichtet, nach dem Studium eine Mindestzeit in der Region bzw. an einem Klinikum vor Ort zu arbeiten.

    Die länderspezifischen Lebenshaltungskosten sind in der aktualisierten Übersicht des CHE Ratgebers dabei ebenso aufgeführt, wie die aktuellen Bewerbungsfristen und Informationen zu den Zulassungsverfahren.

    Die meisten internationalen Medizinstudiengänge in Südosteuropa werden in englischer Sprache angeboten, deutschsprachige Angebote gibt es u. a. in Ungarn und Kroatien. Für die klinische Ausbildung sind dann im späteren Verlauf des Studiums in der Regel Kenntnisse der jeweiligen Landessprache erforderlich. Die Zulassung für einen Studienplatz erfolgt meist über einen kostenpflichtigen Aufnahmetest. Oft müssen zudem für die Bewerbung Nachweise über sehr gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie entsprechende Englischkenntnisse erbracht werden.

    Über die Publikation

    Der „CHECK Medizinstudium in Europa – Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte – Ausgabe 2025“ bietet einen Überblick über das internationale Angebot an Studiengängen der Humanmedizin für deutsche Studierende. Er umfasst Informationen zum nationalen Medizinstudium an 42 Hochschulen in Österreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden. Darüber hinaus gibt es eine detaillierte Darstellung für 55 Studienangebote in Ost- und Südosteuropa, die sich speziell an internationale Medizinstudierende richten. Der CHECK beinhaltet Informationen zu Studiengebühren, Studiendauer, Studienaufbau und -abschluss, Unterrichtssprache, Anzahl der Studienplätze, Besonderheiten und nationalen Lebenshaltungskosten. Neben den wichtigsten Links gibt es kompakt gebündelte Informationen zum Zulassungsverfahren und der Bewerbungsfrist für das nächste verfügbare Studienangebot. Stichtag der Erhebung war Mai 2025. Autor*innen des CHECKs sind Gero Federkeil, Caroline Friedhoff und Richard Braun.

    Über das CHE:

    Das CHE ist ein führender Think Tank für die Hochschullandschaft mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Im deutschen Hochschulsystem ist der Ansatz des CHE einzigartig: Es kombiniert empirische Evidenz, Lösungsentwicklung und Umsetzung unter einem Dach. Der Sitz unserer gemeinnützigen Einrichtung ist in Gütersloh. Gesellschafter sind die Bertelsmann Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Gero Federkeil
    Leiter internationale Projekte
    CHE Centrum für Hochschulentwicklung
    Tel. 05241 9761-30
    E-Mail gero.federkeil@che.de

    Caroline Friedhoff
    Senior Projektmanagerin
    CHE Centrum für Hochschulentwicklung
    Tel. 05241 9761-28
    E-Mail caroline.friedhoff@che.de


    Originalpublikation:

    Federkeil, Gero; Friedhoff, Caroline; Braun, Richard: CHECK Medizinstudium in Europa - Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte - Ausgabe 2025, Gütersloh, CHE, 2024, ISBN  978-3-911128-23-0, 127 Seiten


    Weitere Informationen:

    https://www.che.de/download/check-medizinstudium-international-2025/ - Link zur Publikation


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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