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23.06.2025 11:18

Überqualifiziert? Ab in die Gewerkschaft!

Dr. Simon Thijs Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    Eine Studie aus der BWL der Universität Trier legt nahe, dass die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft das Risiko senkt, für den Job überqualifiziert zu sein. Dafür könnte es mehrere Gründe geben.

    Prof. Dr. Laszlo Goerke und seine Mitarbeiterin Theresa Geißler sind der Frage nachgegangen, in welchem Zusammenhang die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zur Über- oder Unterqualifikation im Beruf steht. Ihre Auswertung von Langzeitdaten seit 1984 zu über 33.000 Personen ergab: Wer in einer Gewerkschaft ist, ist weniger von Überqualifikation betroffen als andere Angestellte. Ein Zusammenhang zwischen Gewerkschaftsstatus und Unterqualifikation konnte hingegen nicht festgestellt werden.

    Fast 20 Prozent von Überqualifikation betroffen

    Stand 2022 waren in Deutschland laut OECD 18,8 Prozent der Angestellten für ihre Stelle überqualifiziert. „Mögliche Folgen sind Unzufriedenheit im Job, sinkende Motivation und in der Regel auch eine Unterbezahlung. Gleichzeitig geht der Wirtschaft auch Potenzial verloren, das an anderer Stelle effizienter genutzt werden könnte“, erklärt Goerke die negativen Effekte eines educational mismatch, so der Fachbegriff.

    Susanne Wingertszahn, Vorsitzende DGB Rheinland-Pfalz / Saarland: „Wo Gewerkschaften mit Tarifverträgen und Mitbestimmung regeln, haben die Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen, mehr Geld und sind zufriedener. Die Studie zeigt nun, dass das auch vor Überqualifizierung schützt.“

    „Wir haben die Berufe unserer Testpersonen ausgewertet hinsichtlich der benötigten Ausbildungsdauer. Wer also zum Beispiel einen Job macht, der nur einen Bachelor erfordert, aber einen Masterabschluss besitzt, ist etwa 1-2 Jahre überqualifiziert,“ veranschaulicht Geißler. „Dabei konnten wir feststellen, dass Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen zu 15,2 Prozent weniger überqualifiziert sind.“

    Eine Reduzierung der Überqualifizierung könnte sich auch positiv auf den Lohn auswirken, da Überqualifizierung oft mit geringeren Gehältern einhergeht, so die Autorin.

    „Gewerkschaftsmitglied zu sein, lohnt sich. Das im Schnitt höhere Gehalt gleicht die Mitgliedsbeiträge aus“, unterstreicht Wingertszahn.

    Wie es zu dem Phänomen kommt, können die beiden Forschenden des Instituts für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU) der Universität Trier nur vermuten. „Es könnte sein, dass Gewerkschaftsmitglieder besser informiert sind über die Folgen von Überqualifizierung, aber auch darüber, wie man sie vermeidet“, meint Laszlo Goerke. „Außerdem könnten Angestellte mit einer Gewerkschaft im Rücken stärker auftreten, wenn es um Verhandlungen geht, und weniger zögern, einen unpassenden Job aufzugeben.“
    DGB-Bezirksvorsitzende Wingertszahn: „Unsere Erfahrung zeigt: Wo Gewerkschafter*innen arbeiten, da findet man in den Betrieben Mitbestimmung und Betriebsräte. Und wo es Betriebsräte gibt, sorgen Eingruppierungen für Gerechtigkeit. Das verhindert, dass Beschäftigte unter ihrer Qualifikation arbeiten, und das führt zu besseren Einkommen.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Laszlo Goerke
    BWL
    Mail: goerke@iaaeu.de
    Tel. +49 651 201-2625

    Theresa Geißler
    BWL
    Mail: geissler@iaaeu.de
    Tel. +49 651 201-2635


    Originalpublikation:

    Die Studie: https://doi.org/10.1111/irel.12391


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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