Wie groß ist der Einfluss von Partnergewalt auf ungewollte Schwangerschaften? Welche Bedarfe ergeben sich für die Beratung und Versorgung betroffener Frauen? Mit diesen zentralen Fragen beschäftigte sich der ELSA-VG-Fachtag an der Hochschule Nordhausen am 18. Juni 2025. Im Rahmen der vom Bundesministerium für Gesundheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages geförderten Forschungsverbundstudie ELSA („Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“) wurden in einem Teilprojekt (ELSA-VG) explizit die Perspektiven von Frauen untersucht, die zum Zeitpunkt der ungewollten Schwangerschaft von Gewalt in ihrer Partnerschaft betroffen waren.
Die Veranstaltung, die sich an Fachkräfte aus Beratung, Medizin, Sozialarbeit, Hebammenwesen und Gesundheitsdiensten richtete, bot ein intensives Programm aus Impulsvorträgen, Studienergebnissen und praxisnahen Workshops. Rund 200 Teilnehmende bundesweit informierten sich online und in Präsenz über neue wissenschaftliche Erkenntnisse und entwickelten gemeinsam Empfehlungen für die Beratungs- und Versorgungspraxis.
Nach der Begrüßung durch den Vizepräsidenten für Forschung und Entwicklung der Hochschule Nordhausen, Prof. Dr.-Ing. Viktor Wesselak, stellte Prof. Dr. Petra J. Brzank, Projektleiterin und Professorin für Soziologie und Methoden der Sozialforschung an der Hochschule Nordhausen, zentrale Ergebnisse der ELSA-VG-Studie vor. Ergänzt wurde dies durch Beiträge externer Expertinnen & Experten: Dennis Jepsen M.A.
(Universitätsmedizin Halle) präsentierte Ergebnisse einer Onlinebefragung zur Lebenslage Betroffener, Martin Nowak M.A. (Hochschule Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen) und Kristina Winter M.A. (Universitätsmedizin Halle) berichteten von tiefgehenden qualitativen Interviews mit Betroffenen – darunter auch minderjährige Frauen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Partnergewalt ein bislang stark vernachlässigter, jedoch gravierender Risikofaktor für ungewollte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche ist. Viele betroffene Frauen waren mit strukturellen Hürden im Versorgungssystem konfrontiert und fühlten sich in Beratungssettings nicht adäquat unterstützt. Umso wichtiger ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Handlungsempfehlungen zu überführen – ein zentrales Ziel des Fachtags.
Am Nachmittag wurden die Ergebnisse in drei parallel laufenden Workshops vertieft. Themen waren die Bedarfe Betroffener an eine gynäkologische Versorgung (Dr. med. Jana Maeffert, Sophie Günther), die Konfliktberatung bei Minderjährigen (Silke Beier, Johanna Walsch) sowie Informationsmythen in der Konfliktberatung (Gesa Bochen).
Im Anschluss vertiefte Angelika May vom Berliner Verein S.I.G.N.A.L. e. V. praxisnahe Empfehlungen zur Interventionen gegen häusliche und sexualisierte Gewalt im Gesundheitsbereich und Beratungssetting. Der Fachtag endete mit einem Resümee von Prof. Dr. Petra J. Brzank.
Mit dem Fachtag wurde ein deutliches Zeichen gesetzt: Frauen, die ungewollt schwanger sind und gleichzeitig unter Partnergewalt leiden, benötigen gezielte Unterstützung. Die Veranstaltung ermöglichte es, eine Brücke zwischen Forschung und Praxis zu schlagen – für mehr Sichtbarkeit, bessere Versorgung und stärkere Strukturen.
„Es ist höchste Zeit, dass wir die Lebensrealitäten gewaltbetroffener Frauen stärker in den Blick nehmen – auch und gerade im Kontext ungewollter Schwangerschaften. Der Fachtag hat gezeigt, dass es viele engagierte Fachkräfte gibt, die bereit sind, hier Verantwortung zu übernehmen und Veränderungen anzustoßen. Jetzt gilt es, die Impulse im Sinne der Istanbul Konvention umzusetzen und in die Fläche zu tragen“, betont Prof. Dr. Petra J. Brzank.
Weitere Informationen:
https://elsa-studie.de/
https://www.hs-nordhausen.de/forschungsprojekt/erfahrungen-und-lebenslagen-ungew...
Prof. Dr. Petra Brzank
https://www.hs-nordhausen.de/kontaktverzeichnis/b/brzank-petra-j-prof-dr/
Prof. Dr. Petra Brzank zur Eröffnung der ELSA-VG-Fachtags
Quelle: Nadine Luschnat
Copyright: Hochschule Nordhausen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).