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09.09.2004 15:49

Uni-Ärzte wagen Schritt in gemeinsame Zukunft

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Interdisziplinäres Zentrum für Erkrankungen und Verletzungen der Haltungs- und Bewegungsorgane (ZHBO) in Halle gegründet

    Gerade im Bereich der Haltungs- und Bewegungsorgane, also beispielsweise der Wirbelsäule, der Schulter oder der Kniegelenke, kann die Überlagerung von Abnutzungen und akuten Unfallschäden zu besonderen medizinischen Problemen führen: ein bereits degeneriertes Gelenk erfährt eine Fraktur und das geballte Wissen von Orthopäden und Unfallchi-rurgen ist gefordert, um den Patienten optimal zu versorgen. Um sich dieser Aufgabe besser stellen zu können, geht das Klinikum der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg neue Wege. Erstmals in Sachsen-Anhalt wird ein interdisziplinäres Zentrum für Erkrankungen und Verletzungen der Haltungs- und Bewegungsorgane (ZHBO) gegründet.

    "Wir verfolgen mit der Zentrumsbildung zwei wesentliche Ziele", erläutert Professor Dr. Werner Hein, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Orthopädie und Physikalische Medizin. "Zum einen wollen wir eine Effizienzsteigerung klinischer Leistungen erreichen; zum anderen streben wir durch Bündelung vergleichbarer Angebote eine Kostenoptimierung an." Das neue ZHBO entsteht durch die Integration der beiden Kliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum. Unter einem gemeinsamen Dach werden die Fachärzte ihre Erfahrungen austauschen und Patienten nach Absprache optimal behandeln. Geschäftsführender Direktor des neuen Zentrums wird Professor Hein. Er vertritt als Lehrstuhlinhaber auch Lehre und Forschung an der Martin-Luther-Universität auf dem Gebiet der Or-thopädie. Verantwortlich für Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Unfallchirurgie bleibt Professor Dr. Wieland Otto, seit 1993 Ordinarius der Martin-Luther-Universität.
    Dr. Lutz Lindemann-Sperfeld, leitender Arzt der Universitätsklinik und Poliklinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, verweist auf einen bundesweiten Trend, den die Hallenser vorwegnehmen: "Der deutsche Ärztetag hat in seiner im Mai 2004 ergänzten Musterweiterbildungsordnung die neuen Inhalte zur Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie festgelegt. Unser neues Zentrum wird das einzige in Sachsen-Anhalt sein, an der so eine Ausbildung möglich ist, ohne ein aufwändiges Rotationsprinzip durchzuführen."

    Der deutsche Ärztetag hat in seiner Musterweiterbildungsordnung, die noch in Landesrecht umgesetzt werden muss, vorgeschlagen, dass nach einer 24-monatigen Basisweiterbildung im Gebiet Chirurgie eine 48-monatige Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie eingeführt werden soll. Dabei soll der Arzt eine schier unglaubliche Zahl von Faktoren im Blick haben. Wörtlich heißt es: "Vorbeugung, Erkennung, operative und konservative Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Verletzungen und deren Folgezustände sowie von angeborenen und erworbenen Formveränderungen, Fehlbildungen, Funktionsstörungen und Erkrankungen der Stütz- und Bewegungsorgane unter Berücksichtigung der Unterschiede in den verschiedenen Altersstufen".

    Gerade angesichts einer älter werdenden Bevölkerung überlagern sich degenerative Vorschäden und akute Frakturen immer öfter. Der Oberschenkelhalsbruch ist sicherlich das bekannteste Phänomen dieser Art, doch kommt es auch zu Überlastungsschäden bei anderen Gelenken: Speziell im Bereich der Schulter oder der Wirbelsäule können frische Unfallverletzungen vorherige Schäden überdecken und ein komplexes Mischbild entstehen lassen. Im neuen ZHBO werden auch diese schwersten Gelenkverletzungen kompetent versorgt.

    Da im Universitätsklinikum Halle zudem alle medizinischen Fachrichtungen vertreten sind - Anästhesiologie und Intensivmedizin, Neurochirurgie, Abdominalchirurgie, Herz- und Thoraxchirurgie, Urologie, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Augenheilkunde - um nur einige der insgesamt 28 Universitäts- und Polikliniken zu nennen - können auch schwerst und mehrfach verletzte Patienten optimal versorgt werden. Die personelle und technische Ausstattung bietet alle Voraussetzungen dazu: im vor gut einem Jahr bezogenen Neubau des Klinikums stehen nicht nur eine interdisziplinäre Notfallaufnahme, sondern auch modernste Operationssäle rund um die Uhr zur Verfügung.

    Parallel zu den rasanten Fortschritten in der Unfallchirurgie, ist gerade in der Orthopädie eine Entwicklung zu beobachten, der zufolge vor allem die Lebensqualität der Menschen erhalten und verbessert wird. "Ein heute 75jähriger stellt in puncto Lebensqualität, das heißt geistiger und körperlicher Fitness, die gleichen Anforderungen wie vor zwanzig Jahren ein 60jähriger", erläutert Professor Hein. Gelenkerhaltende Operationen an Hüft- und Kniegelenken, Knorpelzelltransplantationen zur Vermeidung schwerer Gelenkschäden und künstlicher Gelenkersatz auch bei jungen Menschen seien nur einige der neuen Herausforderungen. Neue Prothesenmodelle, die über minimal invasive Zugänge ohne Störung der Muskelfunktion implantierbar sind, sind eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung dieser neuen Aufgaben. Im ZHBO werden all diese Systeme vorgehalten und alters- und indikationsgerecht implantiert - ein wesentlicher Vorteil dieses neuen Zentrums.

    Die Kliniken für Unfallchirurgie und Orthopädie werden nicht aufgelöst. Jede behält ihre spezifischen Aufgaben, insbesondere in der Weiter- und Fortbildung. Insbesondere bleibt die fachlich-organisatorische Selbstständigkeit der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungs-Chirurgie gemäß den Vorgaben der Berufsgenossenschaften erhalten. Gemeinsame Herausforderungen auf Spezialgebieten - z.B. der Wirbelsäulenchirurgie, der Schulterchirurgie oder der Sporterkrankungen und -verletzungen - werden in Spezialabteilungen angegangen. Das ZHBO wird durch die Komplexität des Aus-, Weiter- und Fortbildungsprogramms eine besondere Ausstrahlung auf junge, engagierte Ärzte aus dem ganzen Bundesgebiet haben.

    Ansprechpartner:
    Klinikum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
    Verwaltungsdirektion, Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: 0345 55-75748
    Fax: 0345 55-75749
    E-Mail: theresia.wermelskirchen@medizin.uni-halle.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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