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25.06.2025 11:22

Steuererhöhungen auf Tabak- und Nikotinprodukte: Aktionsbündnis fordert konsequentere Tabakkontrolle in Deutschland

Torben Brinkema Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP)

    Deutschland setzt mit seiner mangelhaften Tabakkontrolle viele Menschenleben aufs Spiel – gibt jedoch im Gesundheitssystem viel Geld aus, um Menschenleben zu retten. Deshalb fordern das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) mit seinen 20 Mitgliedsorganisationen, darunter die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Lungenstiftung (DLS), mehr Tabakkontrolle in Deutschland ab sofort durchzusetzen. Dazu zählen ein konsequenter Nichtraucherschutz, Förderung von Hilfsangeboten zum Rauchstopp, verbesserter Jugendschutz sowie ein Aromenverbot für E-Zigaretten.

    „Zudem müssen schnellstmöglich die EU-Tabakproduktrichtlinie und die Tabakwerberichtlinie überarbeitet werden, um neue Produkte wie Tabakerhitzer und E-Zigaretten stärker zu regulieren und die Steuerpflicht auszuweiten“, erklärt Professorin Sabina Ulbricht, Vorstandsvorsitzende des ABNR.

    Erst vor wenigen Tagen kritisierte die Weltgesundheitsorganisation WHO das aktuelle Verhalten der deutschen Gesundheitspolitik. Rüdiger Krech, WHO-Direktor für den Bereich Gesundheitsförderung, betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass Deutschland im Kampf gegen den Tabakkonsum eines der Sorgenkinder der WHO und eines der Schlusslichter in Europa sei. Er kritisierte, dass die letzten Preiserhöhungen für Zigaretten unterhalb der Inflationsrate lagen und Rauchen dadurch im Endeffekt billiger, nicht teurer werde. Zudem sei das Rauchverbot in Gaststätten ein Flickenteppich und das Werbeverbot werde nur mangelhaft umgesetzt. Weder bundesweit noch in einem der 16 Bundesländer sei das Rauchen in allen relevanten Einrichtungen gesetzlich vollständig verboten, darunter in Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, Universitäten und öffentlichen Gebäuden, an Arbeitsplätzen, in Restaurants und Kneipen und im öffentlichen Verkehr. Deutschland hat sich als Unterzeichner des WHO-Rahmenübereinkommens zur Tabakkontrolle (FCTC) verpflichtet, wirksame Maßnahmen zur Tabakprävention und -kontrolle umzusetzen.

    Die Forderungen des Aktionsbündnisses Nichtrauchen sind:

    • Jährliche deutliche Erhöhung der Tabaksteuer für konventionelle Zigaretten und E-Zigaretten: Das ABNR fordert die regelmäßige Anhebung der Steuern auf Tabak- und Nikotinprodukte, um den Konsum zu erschweren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.

    • Umfassender Schutz vor Passivinhalation für alle: Es wird ein wirksamer Schutz vor Passivinhalation in allen Lebensbereichen gefordert, unabhängig vom jeweiligen Produkttyp.

    • Aufklärungskampagnen zu Risiken von Tabak- und neuen Nikotinprodukten: Das ABNR setzt sich für umfangreiche und zielgruppengerechte Aufklärung über die Gesundheitsgefahren durch Tabak und Nikotin ein, insbesondere auch für Jugendliche.

    • Vollständiges Verbot von Sponsoring und Marketing für Tabak- und Nikotinprodukte, insbesondere in Online-Medien: Werbung und Sponsoring sollen für diese Produkte vollständig untersagt werden, um insbesondere junge Menschen vor dem Einstieg in den Konsum zu schützen.

    • Einheitsverpackungen für alle Tabak- und Nikotinprodukte: Standardisierte, unattraktive Verpackungen sollen die Produkte weniger ansprechend machen und den Markenwettbewerb eindämmen.

    • Verbot von Aromastoffen in E-Zigaretten: Das ABNR fordert ein Verbot von Aromen, da diese besonders für Jugendliche attraktiv sind und den Einstieg in den Konsum erleichtern.

    • Verbot von Einweg-E-Zigaretten: Einwegprodukte sollen verboten werden, da sie umweltschädlich sind und den Konsum fördern.

    • Kostenfreie Angebote der Tabak- und Nikotinentwöhnung für Rauchende in der Gesundheitsversorgung: Entwöhnungsprogramme sollen flächendeckend und kostenlos angeboten werden, um Rauchenden den Ausstieg zu erleichtern.

    Tabakkontrolle: Höhere Steuern und standardisierte Verpackungen wirken

    „Parallel zur EU-weiten Erhöhung der Verbrauchssteuer auf Tabak- und Nikotinprodukte braucht es Strategien, diese umzusetzen, Lieferketten zu kontrollieren und im Blick zu behalten, welche Bevölkerungsgruppen am meisten oder auch am wenigsten von diesen Maßnahmen profitieren, um diese gegebenenfalls schnellstmöglich weiter anzupassen“, erklärt die ABNR-Vorsitzende Ulbricht. Sie betont, dass die Wirksamkeit bewährter Maßnahmen wie höhere Steuern und standardisierte Verpackungen mit Warnhinweisen durch industrieunabhängige Daten gestützt wird. Befürchtungen der Industrie, dass durch einen wachsenden Schwarzmarkt für Tabak- und Nikotinprodukte die Steuereinnahmen sinken, weist sie als nicht haltbar zurück. Daten aus Großbritannien zeigen, dass der Ausfall der Tabaksteuer – verursacht durch den Konsum von Schwarzmarktprodukten – in den vergangenen acht Jahren stabil bei circa 14 Prozent geblieben ist. „Geltende Abmachungen zur Tabakkontrolle müssen jetzt endlich verbindlich umgesetzt werden, damit wir mehr Menschenleben schützen und das Gesundheitssystem entlasten“, sagt Sabina Ulbricht im Namen der Bündnisvertreter.

    Über das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR)

    Das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR) ist ein Zusammenschluss von 20 bundesweit tätigen medizinischen Fachgesellschaften, Spitzenorganisationen der ärztlichen Selbstverwaltung sowie von Gesundheitsorganisationen Deutschlands.

    Hinweis für Journalistinnen und Journalisten

    Für Interviews, Zitate oder Hintergrundgespräche stehen Ihnen die Expertinnen und Experten des Aktionsbündnisses Nichtrauchen, der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und der Deutschen Lungenstiftung gerne zur Verfügung. Schreiben Sie einfach eine kurze Mail an: presse@pneumologie.de oder info@abnr.de


    Weitere Informationen:

    https://pneumologie.de/aktuelles-service/presse/pressemitteilungen/steuererhoehu...


    Bilder

    Setzen sich gemeinsam für eine konsequentere Tabakkontrolle in Deutschland ein (v. l.): Prof. Dr. Sabina Ulbricht, Prof. Dr. Christian Taube und Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier.
    Setzen sich gemeinsam für eine konsequentere Tabakkontrolle in Deutschland ein (v. l.): Prof. Dr. Sa ...

    Copyright: Fotos: T!Raum One-Health-Region Vorpommern (Gregor Möller); privat; privat


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Setzen sich gemeinsam für eine konsequentere Tabakkontrolle in Deutschland ein (v. l.): Prof. Dr. Sabina Ulbricht, Prof. Dr. Christian Taube und Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier.


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