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26.06.2025 10:22

Unerwartete Tierpartnerschaft im Amazonas entdeckt

Dr. Kristina Nienhaus Medien und News
Universität Bielefeld

    Einzeln lebende Tiere, die gemeinsam durch den nächtlichen Dschungel streifen – was wie eine Szene aus einem Märchen klingt, wurde nun wissenschaftlich dokumentiert. In ihrer Studie mit dem Titel „Beyond predator and prey: first evidence of an association between ocelot and opossum individuals“ beschreibt ein Forschungsteam unter der Leitung von Verhaltensökolog*innen der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit Forschenden der ETH Zürich erstmals eine rätselhafte Beziehung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Tierarten: dem Ozelot (Leopardus pardalis) und dem Gemeinen Opossum (Didelphis marsupialis). Die Studie wurde nun in der Fachzeitschrift Ecosphere veröffentlicht.

    „Auch wenn wir noch nicht sicher sagen können, ob es sich tatsächlich um eine feste Partnerschaft handelt, könnten wir hier das südamerikanische Gegenstück zur bekannten Zusammenarbeit zwischen Kojoten und Dachsen in Nordamerika beobachten“, erklärt Dr. Isabel Damas-Moreira, Verhaltensökologin an der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld und Letztautorin der Studie. Solche Kooperationen seien besonders faszinierend, „weil sie zeigen, dass sich Beziehungen auch zwischen nicht verwandten Arten entwickeln können“.

    Ursprünglich wollten die Forschenden mit Kamerafallen das Verhalten von Vögeln dokumentieren. Dabei stießen sie auf Videoaufnahmen, die einen Ozelot und ein Opossum zeigen, wie sie Seite an Seite umherziehen – ohne jegliche Anzeichen von Aggression, Angst oder Jagdverhalten. Nach Rücksprache mit weiteren Forschenden fanden sie zusätzliche Hinweise auf dieselbe Verbindung – über vier verschiedene Regionen im peruanischen Amazonas hinweg und über mehrere Jahre verteilt. In allen Fällen scheint das Opossum die Führung zu übernehmen, während der Ozelot dicht folgt. Zusätzliche Feldexperimente ergaben zudem, dass Opossums eine deutliche Anziehung zum Geruch von Ozelots zeigen – sie reiben sich häufig an dessen Duftmarken, während sie andere Gerüche, etwa von Pumas, ignorieren. Dies deutet auf eine gezielte Hinwendung zu Ozelots hin.

    Gegenseitiger Nutzen statt Jagdinstinkt
    Die Forschenden vermuten hinter dieser ungewöhnlichen Verbindung einen gegenseitigen Nutzen – immerhin könnte der Ozelot ein Opossum problemlos reißen. Opossums könnten vom schützenden Beisein des Ozelots profitieren, während der Ozelot durch die besonderen Eigenschaften des Opossums bei der Nahrungssuche unterstützt wird – etwa durch dessen Resistenz gegenüber dem Gift von Vipern. Auch eine Art chemische Tarnung durch die Vermischung ihrer Gerüche ist denkbar.

    Die Entdeckung ist zweifellos bedeutend für die Wissenschaft: Sie eröffnet neue Perspektiven auf das Sozialverhalten von Tieren und zeigt, wie viel im Ökosystem Regenwald noch unbekannt ist. „Diese Entdeckung war ein Zufall. Sie erinnert uns daran, wie wichtig genaues Beobachten ist – denn die Natur ist oft komplexer, als wir denken“, sagt Damas-Moreira.

    Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit internationalen Partner*innen durchgeführt, wobei die Universität Bielefeld die Federführung übernahm.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Isabel Damas Moreira, Universität Bielefeld
    Fakultät für Biologie
    Telefon 0521 106-2194 (Sekretariat)
    E-Mail: isabel.damas@uni-bielefeld.de


    Originalpublikation:

    Ettore Camerlenghi, Dumas Gálvez, Christopher Ketola, Angelo Piga, Nadine Holmes, José Luis Mena, Mathias W. Tobler, Fortunato Rayan, Isabel Damas-Moreira: Beyond predator and prey: first evidence of an association between ocelot and opossum individuals. Ecosphere. https://doi.org/10.1002/ecs2.70322, veröffentlicht am 24.06.2025.


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/biologie/forschung/arbeitsgruppen/behav... Website der Verhaltensökologie an der Universität Bielefeld


    Bilder

    Der Ozelot (links) und das Opossum sind beide im Regenwald zuhause. Die Forschenden beobachteten nun das unerwartet freundschaftliche Verhältnis.
    Der Ozelot (links) und das Opossum sind beide im Regenwald zuhause. Die Forschenden beobachteten nun ...
    Quelle: Fortunato Rayan
    Copyright: Fortunato Rayan

    Dr. Isabel Damas Moreira ist die Letztautorin der Studie.
    Dr. Isabel Damas Moreira ist die Letztautorin der Studie.
    Quelle: Universität Bielefeld
    Copyright: Universität Bielefeld


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Der Ozelot (links) und das Opossum sind beide im Regenwald zuhause. Die Forschenden beobachteten nun das unerwartet freundschaftliche Verhältnis.


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    Dr. Isabel Damas Moreira ist die Letztautorin der Studie.


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