Entwicklungsprojekt an der THWS: Produktentwicklung als interdisziplinäre Team-Aufgabe
Ein Schreckensszenario, das viele Eltern schon einmal erlebt haben: Der Nachwuchs braust auf dem Tretroller oder Fahrrad davon und geradewegs auf eine vielbefahrene Straße zu. Jetzt hilft nur noch die Hoffnung, dass es schon glimpflich ausgehen wird – es sei denn, es gäbe einen Apparat, mit dem sich die Geschwindigkeit per Fernsteuerung drosseln ließe. Das war eine der Aufgabenstellungen für das diesjährige Entwicklungsprojekt der Bachelorstudiengänge Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen sowie Business and Engineering an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS).
Beim Entwicklungsprojekt, einer interdisziplinären Teamarbeit, sollen die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure eine komplexe Problemstellung nicht nur technisch lösen, sondern auch betriebswirtschaftlich betrachten und so die Grundlagen der Produktentwicklung erlernen. Konkret heißt das, alle Anforderungen ihres imaginären Kunden zu bedienen, idealerweise ihre Lösung mit einem Prototypen zu demonstrieren und auch die Preisvorstellung des Kunden zu beachten. Für das automatisierte Bremsgerät gab es Folgendes zu bedenken: Das Gerät sollte die Geschwindigkeit auf maximal 20 Stundenkilometer begrenzen, sowohl auf Fahrräder wie auf Roller montiert werden können, nicht mehr als 2 kg wiegen und für unter 200 Euro zu haben sein.
Die Lösung des internationalen Studierendenteams Nr. 14 hieß „Speedguard“. Hier sollte ein Arduino, ein programmierbarer Mikrocontroller, die aktuelle Geschwindigkeit kalkulieren und – wenn nötig – einen automatischen Bremsvorgang starten. Der einzige Haken an der Sache: Die Geschwindigkeitsmessung wird von der Art und Größe des Hinterrads beeinflusst. Eltern müssten sich demnach beim Hersteller melden und die Spezifikationen des Kinderfahrrads durchgeben, um zuerst die korrekten Einstellungen für ihren „Speedguard“ zu erfahren und danach selbst einzustellen.
Der „Slomate“ des ebenfalls international besetzten Teams Nr. 10 setzte auf einen anderen Ansatz: Das Gerät wird am Sattel befestigt, sitzt am Hinterrad auf und soll durch Reibung die Geschwindigkeit verringern. Ob das System auch bei Regenwetter verlässlich funktioniert, konnten die Nachwuchs-Produktentwickler allerdings noch nicht beantworten – ein Ausdauertest stehe noch aus.
Die Problemstellung für die nächste Gruppe war weniger lebensbedrohlich: Gesucht wurde eine Vorrichtung, um Kettenglieder aus Klemmbausteinen wie Lego zusammenzufügen, um langwierige, manuelle Arbeit zu vermeiden. Außerdem sollte das Ganze nicht viel kosten und vom Taschengeld bezahlt werden können. Eine weitere Anforderung war die sichere und einfache Handhabung. So entstand der „BrickLinker“ von Gruppe Nr. 3, die zunächst untereinander individuelle Lösungen diskutiert hatten, um dann die beste Lösung zu bestimmen. Die Prüfer waren mit dem „BrickLinker“ recht zufrieden und merkten nur an, dass das Auseinanderbauen von Kettengliedern eine schöne Erweiterung des Konzepts gewesen wäre. Aber das sei ja nicht Teil der Anforderungen gewesen, lautete die Antwort des Teams. Auch das internationale Team Nr. 12 hatte sich mit der lästigen Arbeit der Kettenglieder beschäftigt. Ihre Lösung war mit 1,65 Euro unschlagbar billig – denn hier wurden für die Konstruktion nur bereits verfügbare Teile von Lego verwendet.
Die beteiligten Professoren der Fakultäten Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen hatten sich in diesem Sommersemester noch zahlreiche weitere, praxisnahe Aufgaben für die Studierenden ausgedacht. Darunter waren unter anderem die Konstruktion eines begehbaren Klaviers, ein Dartpfeil-Rückführsystem, eine Zeichenmaschine für den Tafeleinsatz inklusive Säuberungsfunktion, eine faltbare Fahrradgarage mit Diebstahlssicherung und eine Abschussvorrichtung für Papierflieger.
„Für die Studierenden ist das die Gelegenheit, nicht nur ihr selbst erworbenes Fachwissen praktisch anzuwenden, sondern auch völlig neue Themen mit noch unbekannten Teammitgliedern zu bearbeiten – das ist nah dran am späteren Berufsleben“, beschreibt Prof. Dr. Tiesler. „Methodische Entwicklungsarbeit ist hier genauso wichtig wie gute Zusammenarbeit und überzeugendes Präsentieren.“
Zum Hintergrund
Organisator des gemeinsamen Entwicklungsprojekts der Fakultäten Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen ist Prof. Dr. Nicolas Tiesler. Für die Vorbereitung auf die englische Präsentation und die Beurteilung der Englischkenntnisse ist Monika Schäfer von der Fakultät Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften zuständig.
Über die THWS
Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) zählt zu den größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern und steht seit ihrer Gründung im Jahr 1971 für Exzellenz in Lehre und angewandter Forschung. Mit rund 9.000 Studierenden und einem breit gefächerten Angebot von mehr als 60 Studiengängen deckt die THWS ein weites Spektrum ab, das von Technik über Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Sprache bis hin zu Gestaltung reicht. Die THWS ist nicht nur regional in Franken und Bayern verwurzelt, sondern auch stark international ausgerichtet, was sich in zahlreichen Kooperationen und Austauschprogrammen weltweit und nicht zuletzt in einem vielseitigen englischsprachigen Studienangebot widerspiegelt.
Prof. Dr. Nicolas Tiesler
nicolas.tiesler@thws.de
Manuelle Arbeit beim Zusammenfügen von Kettengliedern vermeiden: Die Teammitglieder diskutierten zun ...
Quelle: THWS/Eva Kaupp
Copyright: THWS/Eva Kaupp
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, jedermann
Elektrotechnik, Maschinenbau, Wirtschaft
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
Manuelle Arbeit beim Zusammenfügen von Kettengliedern vermeiden: Die Teammitglieder diskutierten zun ...
Quelle: THWS/Eva Kaupp
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