Am Max Delbrück Center entsteht das „Center for AI–Accelerated Molecular Innovations in Medicine“. Dafür hat die Helmholtz-Gemeinschaft 30,8 Millionen Euro bewilligt. Die Forschenden werden neue Technologien nutzen, um KI-basierte Strategien für eine passgenaue Behandlung und Prävention zu entwickeln.
Wenn die Menschen in einer alternden Gesellschaft möglichst lange möglichst gesund bleiben sollen, reicht es nicht aus, Krankheiten zu behandeln. Die Krankheiten sollten gar nicht erst ausbrechen und Schaden anrichten können. Eine solche Präzisionsprävention ist aber nur möglich, wenn wir die allmählichen molekularen und zellulären Veränderungen am Übergang von Gesundheit zu Krankheit genau verstehen.
Forscher*innen müssen dafür enorme molekulare und klinische Datensätze sowohl von Gesunden als auch von Patient*innen erheben und analysieren. Um Muster und Mechanismen in diesen komplexen Datensätzen erkennen zu können, sind zukunftsweisende KI-Modelle unerlässlich. Die damit gewonnenen Einblicke werden den Weg für neue Werkzeuge, Diagnoseverfahren und Therapien ebnen – und die Präzisionsmedizin voranbringen. Das Ziel: Krankheiten verhindern, bevor Symptome auftreten.
Mit dem „Center for AI-Accelerated Molecular Innovations in Medicine“ (AI2M) entsteht ein Baustein, um diese Zukunftsvision zu verwirklichen. Dank einer Helmholtz-Förderung in Höhe von 30,8 Millionen Euro für Bau und Ausstattung beginnen die Umbauten für AI2M bereits 2026. Zu dem Zentrum gehören zwei strategische Drehscheiben (Hubs) in Mitte und Buch. In Mitte, am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center, wird es um räumliche sowie einzelzellbasierte Biomedizin und KI gehen. Die Bauarbeiten dort sollen 2029 abgeschlossen sein. Der Hub für Modelle mit menschlichen Zellen und Bioengineering in Buch folgt 2033.
„Die Medizin verändert sich. Sie wird nicht mehr nur auf Symptome reagieren, sondern Voraussagen treffen. Innovationszentren wie AI2M werden eine ganz zentrale Rolle bei dieser Transformation spielen. Eine sehr frühe Diagnose sowie personalisierte und wirksamere Interventionen sollen nicht nur möglich sein, sondern im medizinischen Alltag ankommen“, sagt Professorin Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center und Vize-Präsidentin Helmholtz Health.
Technologie und Expertise kombinieren
An beiden Hubs werden Forschende mit Kolleg*innen aus Industrie und Klinik in interdisziplinären Teams zusammenarbeiten. Sie werden auf große Populationsstudien zurückgreifen, die riesige Datensätze zu den Proband*innen sammeln. Mithilfe neuster KI werden sie die Daten durchforsten, um Biomarker zu finden, die noch vor klassischen Symptomen auf den Übergang zur Krankheit hinweisen, und um neue zielgerichtete Therapien zu entwickeln.
Die Technologien, die AI2M für medizinische Innovationen nutzen wird, werden maßgeblich von Forschenden am Max Delbrück Center entwickelt. Die Arbeitsgruppen von Professor Nikolaus Rajewsky, Dr. Ashley Sanders und Dr. Fabian Coscia zum Beispiel haben gezeigt, dass räumliche und einzelzellbasierte Multi-Omics-Ansätze das Fortschreiten einer Krankheit in bisher ungeahnter Präzision kartieren können. Dr. Jakob Metzger, Dr. Mina Gouti und Dr. Sebastian Diecke haben Hochdurchsatz-Screening-Plattformen für Organoide entwickelt. Sie können damit im großen Maßstab Organoide aus den Zellen von Patient*innen züchten und als Modell verwenden – um Krankheitsverläufe genau nachzuvollziehen und personalisierte Therapien zu testen.
Vor Ort in Berlin werden sowohl die Charité – Universitätsmedizin Berlin als auch das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) Partner für die Translation sein, damit die medizinischen Innovationen aus dem Labor möglichst rasch in die Klinik kommen.
„Niemand kann die großen und besonders drängenden Herausforderungen in der Wissenschaft allein angehen; wir müssen die Fachsilos aufbrechen. AI2M wird KI, Engineering, Biologie und Medizin auf neue und besonders leistungsfähige Art und Weise verknüpfen, sodass sich Ideen ungehindert entfalten, Technologien nahtlos ineinandergreifen und vielfältige Teams gut zusammenarbeiten können“, sagt Dr. Stan Gorski, der Leiter der Abteilung „Strategische Initiativen“ am Max Delbrück Center. „Durchbrüche passieren an den Schnittstellen.“
Max Delbrück Center
Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft legt mit seinen Entdeckungen von heute den Grundstein für die Medizin von morgen. An den Standorten in Berlin-Buch, Berlin-Mitte, Heidelberg und Mannheim arbeiten unsere Forschenden interdisziplinär zusammen, um die Komplexität unterschiedlicher Krankheiten auf Systemebene zu entschlüsseln – von Molekülen und Zellen über Organe bis hin zum gesamten Organismus. In wissenschaftlichen, klinischen und industriellen Partnerschaften sowie in globalen Netzwerken arbeiten wir gemeinsam daran, biologische Erkenntnisse in praxisnahe Anwendungen zu überführen – mit dem Ziel Frühindikatoren für Krankheiten zu identifizieren, personalisierte Behandlungen zu entwickeln und letztlich Krankheiten vorzubeugen. Das Max Delbrück Center wurde 1992 gegründet und vereint heute eine vielfältige Belegschaft mit 1.800 Menschen aus mehr als 70 Ländern. Wir werden zu 90 Prozent durch den Bund und zu 10 Prozent durch das Land Berlin finanziert.
Dr. Stan Gorski
Leiter, „Strategische Intiativen“
Max Delbrück Center
stan.gorski@mdc-berlin.de ¬
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Biologie, Informationstechnik, Medizin
überregional
Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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