Die Architektur-Studentinnen Lea Kloss und Anne-Marie Fink vom Campus Minden der Hochschule Bielefeld wollen den Bahnhof Berlin Südkreuz schöner gestalten: Für das Modul „Freies Gestalten“ haben sie ein Konzept entworfen, das das Areal um den Bahnhof verbessern und attraktiver gestalten soll. In den Entwürfen, die mit dem Schinkel Sonderpreis ausgezeichnet wurden, steckt ganz viel Geschichte.
Minden (hsbi). Am Bahnhof trifft sich die Welt. Alle fahren Bahn: Familien, Arbeitnehmer, Studierende, Schüler, Alt und Jung. Doch oft verbinden Menschen mit Bahnhöfen eher eine negative Atmosphäre. Gleis reiht sich an Gleis, hier und da Geschäfte, bei denen man sich schnell einen Kaffee oder einen Snack holen kann. Menschen hetzen zu ihren Zügen. Um der Hektik am Bahnhof etwas entgegenzuwirken und Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen zusammenzubringen, haben die Architektur-Studentinnen Lea Kloss und Anne-Marie Fink ein Konzept mit dem Titel „Schichtwechsel“ für den Bahnhof Berlin Südkreuz entworfen.
Das Projekt ist im Rahmen des Moduls „Freies Gestalten“ des Bachelorstudiengangs Architektur in einer Veranstaltung von Prof. Bettina Georg entstanden. Prof. Georg ist am Campus Minden der Hochschule Bielefeld (HSBI) zuständig für das Lehrgebiet Entwerfen. Aufgabe war es, für den Bahnhof Südkreuz und sein Umfeld eine künstlerische Arbeit zu entwerfen, die das Potenzial des 2006 eröffneten Bahnhofsareals als lebendigen und entwicklungsfähigen Verkehrsknotenpunkt betont.
„Wer an eine Zukunft denkt, muss die Vergangenheit beachten“
Die Arbeit der Studentinnen befasst sich mit der Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. „Wir wollen die Geschichte des Ortes erzählen“, sagt Lea Kloss. 1871 wurde die erste Ringbahn in Berlin eröffnet. Der industrielle Ausbau des Schienenverkehrs schuf viele neue Arbeitsplätze, brachte aber gleichzeitig viele Unsicherheiten mit sich. Die Arbeiterbewegung entstand, als die Arbeitsbedingungen in den Fabriken häufig prekär waren. Löhne waren niedrig, Arbeitstage lang. In Berlin schlossen sich die Arbeiter zusammen. 1878 wurde dagegen das Sozialistengesetz erlassen. Um diesen Teil der Geschichte zu würdigen, planen die Studentinnen für den Platz im Süden die Projektion des Filmes „Metropolis“ von Fritz Lang. Der Film thematisiert die Unterteilung der Gesellschaft in verschiedene Klassen.
1901 wurde der Bahnhof an der Papestraße in Berlin für den Nah- und Fernverkehr eröffnet. Ein enormer Fortschritt für die Großstadt. Fortan diente er als zentraler Knotenpunkt für Reisende in der Hauptstadt. Knapp 100 Jahre später eröffnete der Bahnhof Südkreuz. Fortschritt ist eines der Themen, das Kloss und Fink in ihre Arbeiten einfließen lassen. Im Osten des Bahnhofs planen sie eine Skulptur. Metallstangen ragen aus einer Holzplatte und greifen wirr ineinander. Die Metallstangen sollen aus geschmolzenen alten Eisenbahngleisen neu geformt werden, um auch hier ein Stück Geschichte zu verarbeiten. Fink: „Die nach oben gerichtete Form der Skulptur steht für Fortschritt und Wandel.“
Im Norden des Bahnhofs soll eine 4x8 Meter lange Lichtbox stehen. Diese Seite des Bahnhofs wirkt im Alltag sehr düster, oft müssen Polizisten anrücken und nach dem Rechten schauen. Licht soll mehr Sicherheit schaffen. Kloss: „Licht steht für Prävention, Wandel und eben auch Fortschritt.“
Ein Labyrinth, das den Weg weist
Das Konzept für den Haupteingang des Bahnhofs, also im Westen, wirkt wie ein Labyrinth. Lochblech reiht sich an Lochblech, dazwischen stehen immer wieder Bäume. In einem Labyrinth verirren sich Menschen normalerweise, doch das Labyrinth der beiden Studentinnen weist den Menschen den Weg zum sonst eher unscheinbaren Haupteingang. Scheint die Sonne, reflektieren die kupferroten Lochbleche ein warmes Licht. Genau aus diesem Grund haben sich die jungen Frauen gegen eine Überdachung ihres Weges entschieden.
Es soll eine Verbindung zwischen allen Plätzen geben, zusammen ergeben sie eine Ausstellung. Infotafeln an den jeweiligen Standorten sollen die Zusammengehörigkeit der Installationen deutlich machen. Zusätzlich könnten QR-Codes auf den Tafeln integriert werden, die zu einer digitalen Plattform mit weiteren Informationen führen.
Architektur ist funktional, Kunst zu schaffen war eine neue Herausforderung
Zu Beginn des Projekts war zunächst eine umfassende Ortsanalyse wichtig: Welche Menschen halten sich auf? Wie lange verweilen sie, und an welchen Stellen herrscht besonders viel Bewegung? Welchen geschichtlichen Hintergrund gibt es? Für die Erstellung des Konzeptes haben die angehenden Architektinnen drei Wochen gebraucht. Danach ging es an die Ausarbeitung einer Collage. „Eine ganz andere Herangehensweise als der übliche Semesterentwurf“, findet Anne-Marie Fink. Normalerweise entwerfen die Studierenden eher Gebäude wie Parkhäuser oder Bibliotheken, keine künstlerischen Konzepte. „Als Architektinnen denken wir immer sehr funktional. Kunst ist da anders.“
Und wie kam es zu dem Namen „Schichtwechsel“? Lea Kloss: „Er lässt Raum für Interpretationen, bezieht sich auf die Geschichte des Ortes und kann gleichzeitig als Einladung gesehen werden, sich vom hektischen Treiben des Bahnhofs zurückzuziehen.“ Und im Wort „Schicht“ stecken auch die unterschiedlichen Schichten der Menschen, die täglich den Bahnhof passieren.
Für ihre Entwürfe wurden Kloss und Fink mit dem Schinkel Sonderpreis in der Rubrik „Freie Kunst“ ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Architekturpreis, der jährlich vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin ausgelobt wird. Eine gerechte Würdigung, wie Prof. Bettina Georg findet. „Den beiden Studierenden gelingt es, aus Themen des Stadtraums und seiner Geschichte eine Ausstellung zu entwickeln und durch ihre Interventionen die Identität des Ortes zu stärken.“
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Für ihre Entwürfe wurden Kloss und Fink mit dem Schinkel Sonderpreis in der Rubrik „Freie Kunst“ aus ...
Copyright: P. Pollmeier/HSBI
Das Konzept haben die Studentinnen in drei Wochen erstellt. Danach ging es an die Ausarbeitung.
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Für ihre Entwürfe wurden Kloss und Fink mit dem Schinkel Sonderpreis in der Rubrik „Freie Kunst“ aus ...
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Das Konzept haben die Studentinnen in drei Wochen erstellt. Danach ging es an die Ausarbeitung.
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